„Ich wünsche mir, dass die Haltung, welche in dieser Ausstellung zum Tragen kommt, auch zu einer gemeinsamen Haltung in Kärnten, der Republik Österreich und Europa beiträgt.“
Erinnerungsjahr 2025: Neue Ausstellung im kärnten.museum feierlich eröffnet
Mit großer Beteiligung aus Politik, Kultur und Gesellschaft wurde kürzlich im kärnten.museum die von Peter Pirker, Ina Sattlegger und Andreas Krištof kuratierte Ausstellung „HINSCHAUN! POGLEJMO!“ feierlich eröffnet – auch Alt-Bundespräsident Heinz Fischer besichtigte die Ausstellung vorab. Sie befasst sich mit dem Nationalsozialismus als vielschichtiges und oft verdrängtes Kapitel in der Geschichte Kärntens. Dabei setzt sie ein deutliches Zeichen für historische Verantwortung und gelebte Erinnerungskultur. Das Jahr 2025 steht europaweit im Zeichen der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945. Im Zuge der Ausstellungseröffnung wurde der Brite Ian Brown für seinen besonderen Beitrag zur Völkerverständigung sowie seinen historischen und kulturellen Beitrag mit dem Ehrenzeichen des Landes Kärnten ausgezeichnet.
Rückkehr zu Humanismus und Menschlichkeit
„Ich wünsche mir, dass die Haltung, welche in dieser Ausstellung zum Tragen kommt, auch zu einer gemeinsamen Haltung in Kärnten, der Republik Österreich und Europa beiträgt. Wir müssen unsere Haltung gegenüber immer stärker werdenden Tendenzen, die in Richtung Rechtsradikalismus, Terrorismus und Machtergreifung gehen, bewahren und festigen. Ich wünsche mir auch, dass diese gemeinsame Haltung zu einem Ende der Kriege in der Ukraine, in Gaza und dem Grenzgebiet zwischen Pakistan und Indien beiträgt“, so Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser in seiner Eröffnungsrede.
Kaiser betonte: „Die Europäische Union muss die übernationale Einheit werden, die global für ein friedvolles Miteinander und mehr Gerechtigkeit in jedweder Hinsicht einstehen kann.“ Kaiser appellierte zur Besinnung und zur Rückkehr zu den gemeinsamen Idealen des Humanismus und der Menschlichkeit. Sein Dank gelte allen Beteiligten rund um Museumsdirektor Wolfgang Muchitsch und dem Kurator:innen-Team der Ausstellung um Peter Pirker (kärnten.museum), Ina Sattlegger und Andreas Krištof (section.a) sowie allen Personen, die sich in Recherchen und Überlegungen aktiv der tiefgreifenden Gestaltung der Ausstellung verschrieben haben.
kärnten.museum als Knotenpunkt der Erinnerungskultur
„Das kärnten.museum verwandelt sich im Erinnerungsjahr 2025 zu einem Gedächtnisspeicher und Knotenpunkt der Erinnerungskultur und zu einem Ort der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Es bietet einen Blick auf die Zeit, als Kärntnerinnen und Kärntner sich als Täter und Opfer gegenüberstanden“, so Museumsdirektor Wolfgang Muchitsch. Er bedankte sich bei allen, die zur Ausstellung beigetragen haben und wünschte den Besucherinnen und Besuchern einen erlebnis- und erkenntnisreichen Abend.
Die Ausstellung beleuchtet die Zeit des Nationalsozialismus in Kärnten aus verschiedenen Perspektiven – von der Gleichschaltung über die Verfolgung und den Widerstand bis hin zur Rolle der slowenischen Minderheit. Sie stützt sich auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse, persönliche Biografien und eine enge Zusammenarbeit mit Historikern und Zeitzeugen. Kuratiert wurde die Ausstellung von einem interdisziplinären Team, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, auch jüngeren Generationen einen niederschwelligen Zugang zu diesem dunklen Kapitel der Geschichte zu ermöglichen. Dabei wird bewusst auf Mehrsprachigkeit und Interaktivität gesetzt.
„Das kärnten.museum bietet einen Blick auf die Zeit, als Kärntnerinnen und Kärntner sich als Täter und Opfer gegenüberstanden.“
Die Kurator:innen Peter Pirker, Ina Sattlegger und Andreas Krištof, sowie Rav Ariel Haddad (Koordinator des Museums der Jüdischen Gemeinde Triest) und die Sprecherin des Erinnerungsjahres 2025, Nadja Danglmaier, zeigten sich erfreut über den großen Andrang und die positive Resonanz der Ausstellung. Auch die rege Beteiligung aus Politik und Zivilgesellschaft begrüßten sie.
Die Sonderausstellung „HINSCHAUN! POGLEJMO!“ ist ein Beitrag zum Erinnerungsjahr 2025/Leto spominjanja, in dessen Rahmen intensive Erinnerungsarbeit geleistet wird – Ausstellungen, Theater, Tanz, Film sowie Biographiearbeit setzen quer durch Kärnten mehrstimmige Akzente. Die Ausstellung ist ab sofort im kärnten.museum zugänglich und wird durch ein umfangreiches Vermittlungsprogramm für Schulen, Gruppen und Interessierte begleitet.
Titelbild: Wolfgang Muchitsch, Rav Ariel Haddad, Livio Vasiri, LH Peter Kaiser, Ina Sattlegger, Peter Pirker, Andreas Krištof
1: Kurator:innenteam
2: Großer Andrang im kärnten.museum
3: Landeshauptmann Peter Kaiser
4: Museumsdirektor Wolfgang Muchitsch und Rav Ariel Haddad
5: Musikalische Untermalung von Aleksander Ipavec, Tomaž Nedoh und Emil Krištof
6: Kärntner Madrigalchor Klagenfurt
© LPD Kärnten/Bauer
Ian Browns Recherchen und Initiativen beziehen sich auf das ehemalige Kriegsgefangenen-Stammlager (Stalag XVIII A) in Wolfsberg zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Sein Vater, George Brown, war im Stalag XVIII A in Wolfsberg als Kriegsgefangener interniert. Mit der Verleihung des Ehrenzeichens an Brown setzt Kärnten einen weiteren entschiedenen Schritt in Richtung der Aufarbeitung und zeigt sich einmal mehr seiner historischen Verantwortung bewusst. Zeitzeugenberichte und weitere Informationen unter: www.stalag18a.org