© Büro Landesrat Schuschnig
Umwelt
25.11.2024

Erste Wasserstoff-Bus­flotte Österreichs startet in Kärnten

Ab 2026 startet in Villach Land die erste Wasserstoff-Busflotte Österreichs im Regionalverkehr. Insgesamt werden mehr als 40 Millionen Euro investiert.

Ab Mai 2026 startet Österreichs erste Wasserstoff-Busflotte im Regionalverkehr. Das Projekt trägt den Namen „DeCarB – Decarbonising Carinthian Bus Transport“. Insgesamt werden 35 wasserstoffbetriebene Busse in der Region Villach Umland eingesetzt. Der dafür benötigte Wasserstoff wird regional erzeugt – und zwar mit grünem Strom in einer eigenen Elektrolyseanlage. Rund zwei Millionen Gesamtjahreskilometerleistung im Busbetrieb werden damit völlig dekarbonisiert möglich sein.

„Wir werden diese Technologie in den nächsten zehn Jahren auf Herz und Nieren testen.“

Mobilitäts-Landesrat Sebastian Schuschnig

Forschungs­region

„Wir haben den Neustart des Projekts im Rekordtempo geschafft, um 28 Millionen Euro Fördermittel für Kärnten zu sichern. Damit wird Kärnten zum Innovationsstandort im Bereich der Wasserstoffmobilität und der Kreislaufwirtschaft. Wir machen damit eine Verkehrsregion zu einer großen Forschungsregion, um in den nächsten zehn Jahren den Praxiseinsatz dieser Technologie auf Herz und Nieren zu testen. Kärnten wird damit viele Erkenntnisse für die Technologieumstellung im öffentlichen Verkehr gewinnen. Wir setzen gezielt auf Technologieoffenheit bei der Energiewende“, so Schuschnig.

700.000 Liter erspart

Der benötigte Wasserstoff wird direkt vor Ort aus grünem Strom produziert – und zwar in einer eigens errichteten Elektrolyseanlage mit einer Leistung von zwei Megawatt. Diese Anlage kann täglich rund 700 Kilogramm Wasserstoff erzeugen, von denen 60 Prozent für die Betankung der Busflotte verwendet werden. So wird der Regionalverkehr um Villach vollständig dekarbonisiert und jährlich rund 700.000 Liter Diesel eingespart.

Flächen­deckender Einsatz

„Das ist ein Meilenstein. Während Wasserstoffbusse bisher vor allem im Stadtverkehr getestet wurden, stellen wir erstmals einen flächendeckenden Dauerbetrieb im Regionalverkehr sicher“, erklärte Schuschnig. Bereits seit 2021 sind fünf wasserstoffbetriebene Busse in Kärnten im Einsatz, davon einer im Stadtverkehr Villach.

Kreislauf

Die Elektrolyseanlage wird von der Kelag am Standort Arnoldstein, nahe der Müllverwertungsanlage, betrieben. Neben der Wasserstoffproduktion soll in Zukunft auch die dabei entstehende Abwärme in das Fernwärmenetz eingespeist und der bei der Elektrolyse erzeugte Sauerstoff direkt in der Müllverbrennungsanlage genutzt werden. „Mit ‚DeCarB‘ zeigen wir, wie Kreislaufwirtschaft und Mobilitätswende intelligent miteinander verknüpft werden können“, so Schuschnig.

„Die Energiewende ist vielschichtig“, sagt auch Albert Kreiner, Abteilungsleiter der Mobilitätsabteilung. „Mit dem vorliegenden Mobilitätsprojekt gelingt es zielgerichtet die Kreislaufwirtschaft mit der Dekarbonisierung des öffentlichen Verkehrs zu verknüpfen, die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig durch neue Technologien neue Geschäftsfelder für die Kärntner Wirtschaft zu öffnen und somit den Wirtschaftsstandort Kärnten zu stärken.“

Wasser­stoff für Industrie

Zudem wird der grüne Wasserstoff nicht nur für den Verkehr, sondern perspektivisch auch für die Industrie bereitgestellt. Die Betankungsinfrastruktur wird durch die Gutmann GmbH betrieben und von der Wolftank-Gruppe errichtet. Sie umfasst eine betriebsöffentliche Wasserstofftankstelle, die langfristig auch für weitere Nutzer geöffnet werden soll.

Hohe Förderungen

Bis 2034 werden rund 40 Millionen Euro in das Projekt investiert. Davon stammen 15 Millionen Euro aus Bundesmitteln, 11 Millionen Euro aus Förderungen der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (EBIN-Call) und zwei Millionen Euro aus EU-Mitteln. Die restlichen Investitionen werden von den Konsortialpartnern getätigt. „Die Mittel fließen direkt in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Kärnten und stärken unser Bundesland als nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Standort“, so Schuschnig.

Modellregion

Kärnten setzt bereits seit 2020 auf Wasserstoff, um die Dekarbonisierung der Industrie und des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben. Daher wurde bereits 2020 durch die HyCentA GmbH eine Wasserstoff-Potentialanalyse für Kärnten erarbeitet. Darauf aufbauend wurde mit der Wasserstoff-Roadmap 2035 eine eigene Landesstrategie aufgelegt. Erst im August dieses Jahres wurden Kärnten, die Steiermark und Oberösterreich als Mitglieder des österreichweit ersten Hydrogen Valleys von der EU für hervorragende Wasserstoff-Projekte ausgewählt. „Wir sind auf dem besten Weg, Kärnten zu einer innovativen Modellregion zu entwickeln“, betont Schuschnig.

150 Tonnen Wasserstoff

Pro Jahr werden 150 Tonnen grüner Wasserstoff auf erneuerbaren Energiequellen produziert. Damit wird die Grundlage geschaffen,  wasserstoffbetriebene Busse mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometer im Nahverkehr einzusetzen. Das Projekt soll bereits Ende 2025 bzw. Anfang 2026 in Betrieb gehen.

Zuverlässige Versorgung

Danny Güthlein und Reinhard Draxler (Vorstände der KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft) betonen das starke Zeichen zur Energiewende, das die Kelag damit setzt. „Wir legen großen Wert auf Sicherheit und eine zuverlässige, redundante Versorgung, um einen kontinuierlichen Betrieb der Busse sicherzustellen“, bekräftigen die beiden. „Die Anlage bildet zudem die Basis für Überlegungen, das Erdgasnetz zukünftig zu dekarbonisieren“, erläutern die beiden Vorstände mit Blick auf kommende Entwicklungen.

Fokus auf Alternativen

Alfred Loidl und Roman Krebs (Vorstände der Österreichischen Postbus AG) freuen sich darüber, dass das Land Kärnten an dem Projekt festhält. „Als größtes Busunternehmen Österreichs sind wir bei ÖBB Postbus stolz darauf, unsere Expertise als Pionier bei alternativen Antrieben in die neue Projektinitiative „DeCarB“ einbringen zu können. Mit dem Betrieb unserer ersten fünf Wasserstoffbusse haben wir in den letzten beiden Jahren nicht nur wegweisende Arbeit geleistet, sondern vor allem wertvolle Erfahrungen mit dieser Technologie gesammelt und es hat sich gezeigt, dass diese funktioniert“, sagen sie.

Neue Tankstelle

Alexander Gutmann, Geschäftsführer der Gutmann GmbH, ist stolz darauf, als Teil des Konsortiums die größte Wasserstofftankstelle Österreichs errichten zu dürfen. „Seit unserer Gründung im Jahr 1960 sind wir zum größten privaten Multi-Energieversorger Westösterreichs gewachsen. Daher freuen wir uns, unser Tankstellennetz mit über 100 Stationen gemeinsam mit dem Anlagenexperten Wolftank um eine Wasserstofftankstelle dieser Dimension zu erweitern. Das Projekt spiegelt unsere Überzeugung wider, dass künftig alle verfügbaren Technologien eingesetzt werden müssen, um einen nachhaltigen Energiewandel zu ermöglichen.“

Grundlage für lokale Energie

Franz Winkler (HyCentA Research GmbH, wissenschaftliche Projektbegleitung) ist stolz darauf, gemeinsam mit dem Land Kärnten einen bedeutenden Schritt in Richtung einer emissionsfreien Zukunft zu gehen: „Mit diesem zukunftsweisenden Projekt tragen wir nicht nur entscheidend zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei, sondern schaffen die Grundlage für einen Nahverkehr, der auf lokal erzeugte, erneuerbare Energien setzt und Kärnten als Vorreiter im Bereich nachhaltiger Mobilität positioniert“, sagt er.  "Die Herausforderungen im Bereich Wasserstoff für Mobilität und Industrie erfordern fortlaufend neue Denkansätze, die wir mit Engagement und Fachwissen bereitstellen. Wir freuen uns, dieses in Mitteleuropa einzigartige Vorhaben auch in der weiteren Umsetzungsphase begleiten zu dürfen und damit einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Transformation des öffentlichen Verkehrs zu leisten.“

 

© Büro Landesrat Schuschnig

Schlagwörter