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Wirtschaft
20.03.2023

„Es braucht einen Wandel in der Bauwirtschaft“

Bauen mit Holz ist klimafreundlich und gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Fritz Klaura, Landes-Innungsmeister Holzbau Kärnten, spricht im Interview mit advantage über die Vorteile des nachhaltigen Baustoffs Holz und welche Potenziale sich mit dem modernen Holzbau in punkto Klimaschutz ergeben.

advantage: Warum ist Holz ein umweltfreundliches Baumaterial? 

Fritz Klaura: Der größte Vorteil liegt beim Holz in der dauernden Erneuerung, also dem Nachwachsen. Beim Wachstum bindet der Baum CO2, wandelt es in Holzmasse um und gibt Sauerstoff ab. Wenn wir mit Holz bauen, so speichern wir den gebundenen Kohlenstoff in unseren Bauten so lange wie diese bestehen bleiben. Eigentlich konservieren wir dieses gebundene CO2 noch länger, denn wenn wir ein Gebäude nach der Nutzung rückbauen (nicht abreißen!) und die dort vorrätigen Holzteile wiederum in anderen Bauten verwenden, so sprechen wir von einer Nutzung in Kaskaden und können ein und das selbe Material über mehrere hundert Jahre wegpacken. Im Bereich der tragenden Bauteile kann das nur Holz bewerkstelligen. Ein weiterer Punkt ist das besondere Wohlfühlen in einem Holzbau. Denn Holz ist der älteste Baustoff den wir haben und der Mensch hat sich in seiner Entwicklung mit diesem Material „arrangiert“. Holzoberflächen entziehen uns keine Wärme, daher fühlen wir uns in Holz­bauten sehr wohl.

Welche Trends gibt es aktuell im Holzbau?

Derzeit gibt es einen regelrechten Wett­bewerb um das höchste Holzhochhaus der Welt. In Wien haben wir beispielsweise das HoHo (HolzHochHaus) mit 24 Geschossen und 84 m Höhe gebaut. Im Schweizer Winterthur wird gerade am 100 m hohen Roket Tigerli. Ein weiterer Trend liegt in der Revitalisierung, dem Zubau und der Aufstockung von Gebäuden, welche oftmals nur mit Holzbauteilen möglich sind. Der Bodenverbrauch, die steigenden Baukosten und der Leerstand von Gebäuden, wie auch brachliegende Geschoße – Dachboden ist der günstigste Baugrund – zwingen uns gerade zu dieser Vorgangsweise.

„Wollen wir die Klimaerwärmung eindämmen, so müssten wir ab sofort den Wandel der Bauwirtschaft hin zu erneuerbaren Rohstoffen vollziehen.“

Fritz Klaura, Landes-Innungsmeister Holzbau Kärnten

Die Bau- und Gebäudewirtschaft liegt beim CO2-Ausstoß auf Rekordniveau und hinkt damit den Klimazielen hinterher. Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen? 

Wollen wir den Klimawandel, wie in den Vereinbarungen der Klimakonferenzen festgeschrieben, eindämmen, so müssten wir ab sofort den Wandel der Bauwirtschaft hin zu erneuerbaren Rohstoffen vollziehen. Das ist zu schaffen, wenn die Regierungen die von ihnen selbst beschlossenen Maßnahmen endlich umsetzen würden. Es gibt einen riesengroßen Haufen Papier, worin schon alles niedergeschrieben ist, wie wir dieses Ziel erreichen. Doch bisher wurde alles in den Schubladen abgelegt. Es ist nicht verständlich, dass die Entscheidungsträger der Öffentlichen Hand und die Regierenden ihrer selbst auferlegten Pflicht nicht nachkommen. Eine Umkehr zu nachhaltiger Wirtschaftsweise, zur Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit wird nicht durch den Einzelnen vollzogen. Es müssen die Rahmenbedingungen sofort und unumkehrbar in diese Richtung geändert werden. Natürlich ist auch die Akzeptanz der Bevölkerung wichtig und notwendig. Doch wenn kein „sanfter Druck“ durch Rahmenbedingungen erfolgt, wird sich nichts ändern.

Welche Lösungsansätze gibt es? 

Allein schon der Umbau von Erdreich gibt erdgebundenes CO2 frei. Die Erzeugung der meisten Baustoffe erfordert sehr viel Energie und verursacht dabei auch wieder hohe Schadstoffmengen. Da müssen wir uns auf Naturmaterialen besinnen. Tragende Bauteile können wir sehr gut mit dem nachwachsenden Material Holz ausführen. Bei Dämmungen sieht es ähnlich aus. Hier ersetzen wir die synthetischen Dämmstoffe mit Recyclingzellulose, Holzweichfaser, Hanffasern oder Stroh. Naturmaterialien sind ohnehin viel leistungsfähiger als künstlich hergestellte. Auch die Architektur ist maßgebend. Mit der richtigen Vorgangsweise können wir wirklich CO2-neutral bauen: Vielmehr noch, wir können CO2 wegpacken und somit den Schadstoffausstoß total umkehren. 

Wo gibt es speziell in Kärnten noch Nachholbedarf?

Schenkt man den Aussagen vieler Entscheidungsträger in der Politik Glauben, so soll Kärnten Vorreiter hinsichtlich Holznutzung und nachhaltiger Bauweisen werden. Da gibt es viel zu tun und man sollte diesem Ziel auch Taten folgen lassen. Fährt man durchs Land, sieht man viele Baustellen zu mehrgeschossigen Wohnbauten in alter Technik ausgeführt, aber keinen Holzbau. Sollten wir die vorgegebenen Klimaziele nicht erreichen, so werden Strafzahlungen des Landes und des Bundes fällig, die ein Vielfaches der kleinen Mehraufwendungen betragen als bei den primären Baukosten anfällt.

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