„Es braucht Fairness entlang der Wertschöpfungskette“
2023 war ein erfolgreiches, aber wirtschaftlich sehr herausforderndes Jahr für die Kärntnermilch. Kosten- und Preissteigerungen bei Energie, aber auch Verpackung und Transport machten nicht nur der Kärntnermilch, sondern auch den Bäuerinnen und Bauern zu schaffen. Die Genossenschaft schließt das Jubiläumsjahr (95 Jahre Kärntnermilch) mit einer „schwarzen Null“ ab. Trotz eines leichten Umsatzrückgangs auf 120,7 Mio. Euro und einer leicht sinkenden Exportquote auf 27,40 % konnte ein positives Betriebsergebnis von knapp 235.000 Euro erzielt werden.
Fairer Milchpreis
Auch in Zukunft will man sich mit vollem Einsatz der Nachhaltigkeit, Tiergesundheit und Qualitätsarbeit in allen Bereichen widmen. „Unser Qualitätsweg ist der richtige. Es geht um die Absicherung des Milchgeldes und des Standortes. Wir wollen auch zukünftig unseren Bäuerinnen und Bauern einen fairen Milchpreis auszahlen. Dazu braucht es allerdings Fairness entlang der Wertschöpfungskette“, bekräftigte Geschäftsführer Helmut Petschar und appelliert an die Partner in Lebensmittelhandel und Gastronomie. Es gehe darum hochwertige Lebensmittel nicht zu „verramschen“, sondern das ganze Jahr über einen fairen Preis zu garantieren.
100 % Tierhaltung Plus
Ein weiterer Meilenstein für höchste Qualität, gesunde Milchproduktion und die Sicherung der Exportfähigkeit ist das Programm „AMA Tierhaltung Plus“, das seit Mai 2024 durchgängig umgesetzt wird. „Wir sind stolz, dass alle unsere Bauern und Bäuerinnen dieses Qualitätsprogramm mittragen. Wir sind damit einen weiteren Schritt gegangen, um den Konsument:innen höchste Qualität bei unseren Produkten bieten zu können“, so Helmut Petschar. Neben risikobasierten Kontrollen, die mindestens einmal jährlich durchgeführt werden, bringt das Gütesiegel zahlreiche Verbesserungen in der Tierhaltung: Mehr Bewegung für die Tiere an mindestens 120 Tagen im Jahr auf der Weide, auf der Alm oder im Stall sowie verpflichtende Scheuermöglichkeiten mit Scheuer- und Kratzbürsten. Die Betriebe müssen zudem künftig am erweiterten Tiergesundheitsmonitoring des Tiergesundheitsdienstes teilnehmen. Bei Milchkühen ist eine kontinuierliche Überwachung der Eutergesundheit zielführend. Besondere Anforderungen gibt es auch in punkto Fütterung: Es dürfen nur Futtermittel verwendet werden, die kein Palmöl, Palmkernöl oder daraus hergestellte Fette enthalten. Um regionale Kreisläufe und Wertschöpfungsketten in der Milcherzeugung zu stärken, sollen stattdessen Getreide und Eiweißfuttermittel aus Europa verfüttert werden.
Die heimische Milch- und Landwirtschaft ist nicht nur eine wichtige Säule in punkto Versorgungssicherheit der Bevölkerung, sondern auch in Bezug auf den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft. Mit 31.12. 2024 wird die Kärntnermilch rund 900 Milchlieferanten zählen, 1995 waren es noch 2.400 Milchlieferanten. „Das, was die Kärntnermilch erwirtschaftet, wird unseren Bauern als Milchgeld ausbezahlt. Ziel ist es ein entsprechendes Einkommen in den bäuerlichen Betrieben zu sichern, damit diese ein Auskommen erlangen“, so Obmann Albert Petschar.
Den Qualitätsweg fortsetzen
Die Kärntnermilch setzt zudem auf umweltfreundliche Verpackungen. Gentechnikfreie und glyphosatfreie Milchproduktion wird seit Jahren verpflichtend umgesetzt. Der beste Beweis für die hohe Qualität der Kärntnermilch Produkte sind die vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen (Käsekaiser 2024 für den Kärntnermilch Drautaler als bester Schnittkäse Österreichs).
In punkto Nachhaltigkeit nimmt die Kärntnermilch bereits in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle ein. Als regionale, bäuerliche Genossenschaft steht ressourceneffiziente Produktion seit Jahren im Fokus. Zu den neuesten Projekten zählt die im Jahr 2023 errichtete PV-Anlage in Spittal an der Drau. Aktuell arbeitet man mit der Kelag an einem Biomassekraftwerk, welches 100 % des Dampfbedarfes produzieren und liefern soll.
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Die Kärntnermilch 2023 in Zahlen
WISSENSWERT
Die Milchwirtschaft ist einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in der österreichischen Landwirtschaft. Mit über 40 % nimmt Milch den größten Anteil am tierischen Produktionswert ein. Kein anderes Lebensmittel hat einen höheren Bio-Anteil im Lebensmitteleinzelhandel: der Marktanteil von Bio-Milch liegt inzwischen bei knapp 30 %. Bei Joghurt beträgt der Bioanteil rund 26 %, bei Butter und Käse circa 11 %.
Milch-Konsum sinkt, Käse-Konsum steigt
Der Pro-Kopf-Konsum von Milch in Österreich ist im Jahr 2021 zwar wieder auf rund 70 Liter gesunken - gemäß der Tendenz der vergangenen Jahre. Länger frische Milch, also die ESL Milchsorten, haben im Lebensmitteleinzelhandel mit knapp 65 % den größten Marktanteil. Durchschnittlich 27,70 Euro werden monatlich pro Haushalt für Milch, Joghurt und Butter und 18,60 Euro für Käse ausgegeben. Derzeit entfallen 16,6 % der Haushaltsausgaben für Lebensmittel auf die Kategorie Milch, Joghurt und Butter und 11,1 % auf Käse. 23,2 Kilogramm Käse hat jeder Österreicher im letzten Jahr im Schnitt gegessen. Das sind rund 200 Gramm mehr als im Vorjahr.
Bedeutung des Exports
Exporte im Ausmaß von 1,73 Mrd. Euro und Importe von 1,13 Mrd. ergaben 2023 im milchwirtschaftlichen Außenhandel einen positiven Außenhandelssaldo von 601 Mio. Euro.
Die österreichische Milchwirtschaft exportiert 44 % seiner Produkte, dies vor allem deshalb, weil 29 % bezogen auf die Inlandsproduktion importiert werden. Die Hälfte der Exporte gehen nach Deutschland d.h., gefolgt von Italien und den Niederlanden, ähnlich verteilt liegen die Importe. Insgesamt exportiert die heimische Milchwirtschaft in über 100 Staaten.
Wichtigstes Exportprodukt war Käse: Hier wurden 171.000 Tonnen (-5,3%) um 920 Mio. Euro (plus 2,10 %) zu einem Durchschnittswert von 5,36 Euro/Kilogramm exportiert. Jeder vierte in Österreich produzierte Liter Milch wird in Form von Käse nach Deutschland exportiert.