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Bildung
14.01.2025

„Es braucht neue Denkansätze für die Lehre“

Gute und zeitgemäße Lehraus­bildung ist für Peter Storfer ein zentraler Schlüssel, um dem Fachkräfte­mangel aktiv entgegen­zuwirken.

Peter Storfer ist Spartenobmann für Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten und führt die „Knusperstube“ bereits in dritter Generation.

advantage: Welche Rolle spielt die Lehre in Ihrem Unternehmen?

Peter Storfer: Eine sehr zentrale. Aktuell werden in der „Knusperstube“ acht Lehrlinge ausgebildet, davon sechs im ersten Lehrjahr. Das Spektrum ist sehr breit. Wir bieten Lehrplätze als Betriebselektriker, Bäcker, Backtechnologe sowie im Einzelhandel und geben jungen Menschen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen eine Chance – sei es in Form der „klassischen“ Lehre nach der neunten Schulstufe, Schulabbrecher:innen oder nach der Matura. Auch die Erwachsenenlehre wird immer mehr zum Thema. Heuer hat erstmals ein 20-jähriger seine Lehre bei uns gestartet.

Wie nehmen Sie die junge Generation wahr?

Ich glaube, dass es wichtig ist, Jugendliche und junge Menschen dort abzuholen, wo auch immer sie gerade im Leben stehen. Ich wehre mich extrem gegen die Aussage, die junge Generation sei eine verlorene Generation. Das ist totaler Blödsinn. Ich bin der Meinung, dieses Problem ist so alt wie die Menschheit selbst. Was ich jedoch wahrnehme ist, dass Jugendliche heute teilweise länger brauchen, um wirklich zu wissen, wohin die Reise geht. Sie kommen später im Arbeitsleben, im Erwachsenenleben an. Wenn diese Zeit der Ausbildung in Zukunft möglicherweise bis Mitte 20 dauert, dann muss das duale Konzept der Lehre, die Ausbildung am Arbeitsplatz neu gedacht werden. Auch das Schlagwort „Vom Hilfsarbeiter zum Facharbeiter“ darf aus meiner Sicht nicht außer Acht gelassen werden: Wir brauchen Systeme, um Mitarbeiter:innen, die schon im Unternehmen sind, auch noch durch eine Lehre zu bringen und eine Perspektive zu bieten.

„Ich glaube, dass es wichtig ist, Jugend­liche und junge Menschen dort abzu­holen, wo auch immer sie gerade im Leben stehen.“

Peter Storfer
Wie kann es gelingen, dass die Lehre wieder an Stellenwert gewinnt?

Ich würde sagen, die Lehre gewinnt bereits an Stellenwert. Das sieht man auch an den steigenden Lehrlingszahlen der letzten Jahre. Die Erkenntnis, dass die Lehre ein attraktiver Berufsweg ist, schwappt zudem mehr und mehr in die Generation der Eltern über. Gleichzeitig müssen die einzelnen Berufsbilder kontinuierlich weiterentwickelt werden, weil die Komplexität steigt und sich alles schneller verändert, als in der Vergangenheit.

Was sind Ihre Ziele als Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk?

Mitarbeiteraus- und Weiterbildung ist sicher eines der zentralen Themen in den nächsten Jahren. Von der Lehrbildung über die Facharbeiterausbildung bis zur Meisterprüfung – mein Fokus liegt sehr stark in diesem Bereich. Ich glaube, man muss das Thema Arbeitskräfte und Mitarbeiter:innen breiter denken, um dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. Einerseits sinkt der Pool an Jugendlichen demografiebedingt. Daher ist es wichtig, junge Menschen gut auszubilden und attraktive Ausbildungs- und Arbeitsmodelle zu schaffen. Andererseits verzeichnen wir leider auch einen Rückgang an Betrieben, die Lehrlinge ausbilden. Es ist mir ein großes Anliegen, Betriebe zu motivieren und sie wieder ins Boot zu holen.

WISSENSWERT

Die Lavanttaler Firmengruppe Knusperstube Bäckerei GmbH beschäftigt rund 100 Mitarbeiter:innen und versorgt Südostösterreich täglich frisch mit ca. 15 Tonnen Brot und über 120.000 Stk. Kleingebäck. Besonderer Wert wird auf traditionelle Herstellungsmethoden ohne Verwendung von Zusatzstoffen, E-Nummern oder Haltbarkeitsmittel gelegt.

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