Lorraine Wenzel, setzt sich als Obfrau von Zero Waste Austria für eine nachhaltige Lebensweise ein. © Zero Waste Austria
Wirtschaft
04.04.2022

„Es geht um ein Um- und Neudenken unserer Gesellschaft“

Eine Welt ohne Ausbeutung unserer Lebensgrundlage – das ist die Vision des Vereines Zero Waste Austria. Die Bewegung möchte zeigen, wie Zero Waste konkret und ohne Druck umsetzbar ist und wie facettenreich ein nachhaltiges Leben sein kann.

Gewohnheiten die sich in den letzten Jahrzehnten sowohl Privat als auch in Unternehmen eingeschlichen haben, zu überdenken und neu zu denken. Seit der Nachkriegszeit haben wir uns zu einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft entwickelt. Unser Lebensstil und Konsumverhalten, aber auch Industrie und Wirtschaft fordern mehr Ressourcen, als unser Planet hergeben kann. Das belastet das Klima und die Umwelt und genau hier setzt die Zero Waste Bewegung an, die nach Lösungen sucht und zeigt, wie ein ressourcenschonendes Verhalten gelingen kann.

Zero Waste Kultur fördern

Zero Waste Austria ist 2015 als Projekt gestartet und seit 2017 ein eingetragener Verein. „Ein Großteil unseres Teams befindet sich in Wien. Allerdings haben wir auch ein Steiermark-Büro und Botschafter in allen Bundesländern. Anfang nächsten Jahres werden wir uns aktiv um die Steiermark bemühen“, erklärt die Obfrau von Zero Waste Austria Lorraine Wenzel. Zero Waste Austria hat es sich zum Ziel gesetzt Zero Waste in Österreich und Europa bekannter zu machen und eine Zero Waste Kultur in allen Bereichen zu fördern. „Wir zeigen, dass Zero Waste nicht Verzicht, sondern Mehrwert bedeutet und wie jeder Einzelne durch einen ressourcenschonenden Lebensstil aktiv zu Klima- und Umweltschutz beitragen kann“, so Wenzel.

Treibhausgase reduzieren

„Unsere Vision ist eine Welt ohne Ausbeutung unserer Lebensgrundlage. Unsere Vision ist eine Gesellschaft, in der Klima- und Umweltschutz alltäglich sind und die Klimakrise als die Bedrohung wahrgenommen wird, die sie ist. Unsere Vision ist eine Wirtschaft, die in Kreisläufen denkt und Rohstoffe als die wertvollen Ressourcen sieht, die sie sind. Unsere Vision ist eine Politik, in der Umwelt- und Klimaschutz in allen Bereichen mitgedacht und vorangestellt wird“, erklärt Lorraine Wenzel. Und jeder Einzelne kann etwas dafür tun, um diese Vision wahr werden zu lassen. Denn, alles was wir tun – ob zur Arbeit zu fahren, oder einkaufen zu gehen – produziert Treibhausgase. Um die Klimakrise einzudämmen, müssen diese Treibhausgase reduziert werden. „Dazu kann jeder etwas beitragen, indem er oder sie sich im täg­lichen Tun für die ressourcenschonendere Alternative entscheidet. Trotzdem heißt das nicht, dass die Verantwortung alleine auf die Bürger und Konsumenten abgewälzt werden darf. Die Hebel an denen wirklich gedreht werden muss sind die Industrie, Wirtschaft und Politik.“

Enorme Ressourcenverschwendung

Ein durchschnittlicher Österreicher produziert täglich ungefähr 1,5 Kilogramm Müll. Fast alles, was wir kaufen, ist aufwendig verpackt. Viele Produkte werden so hergestellt, dass sie eine möglichst kurze Lebensdauer haben. Hinzu kommt, dass Plastik nicht nur billig ist, sondern auch ein guter Werbeträger und mit Sichtfenster kaufen wir einfach mehr. Die Konsequenz: Plastik überall. Im Meer, in unserem Blut, in den Tieren, die wir essen, im Trinkwasser. „Aber auch die Ressourcenverschwendung ist enorm, wenn elektronische Produkte schnell kaputt gehen, oder Essen keinen Wert mehr hat und deswegen oft eher in der Tonne als auf dem Teller landet.“

„Es geht nur Schritt für Schritt“

Die Zero Waste Bewegung möchte zeigen, wie Zero Waste konkret und ohne Druck umsetzbar ist. „Es geht nur Schritt für Schritt und das vermitteln wir auch. Gleichzeitig zeigen wir, wie facettenreich ein nachhaltiges Leben sein kann und dass neben der Abfallvermeidung Themen wie Ernährung, Konsum, Wirtschaft, Mobilität und Energie eine entscheidende Rolle spielen“, so die Obfrau. Zero Waste steht für Null Müll, genauer: Null Restmüll. Mit einigen Umstellungen kannst man viel unnötigen Müll vermeiden und sein Bewusstsein für die Verschwendung ganz allgemein schärfen. Denn es geht nicht allein um die Vermeidung von Restmüll. Zuoberst steht das Gebot: vermeiden, was geht. Man sollte sich also immer die Frage stellen: Brauche ich das wirklich? Außerdem soll auch vermittelt werden, dass Zero Waste nichts mit Verzicht zu tun hat, sondern mit der Definition eines guten Lebens. „Es geht um ein Um- und Neudenken unserer Gesellschaft und ihrer Strukturen.“

Wert und Wertschätzung der Lebensmittel

Zero Waste Austria schafft Bewusstsein für nachhaltige Alternativen in allen Lebens­bereichen. Dazu zählen nicht nur Abfallvermeidung, sondern auch Themen wie Mobilität und Energie, Kleidung und Ernährung. „Hier wollen wir Personen in ihrem Alltag erreichen, aber genauso in Schule, Universität und Beruf. Wir zeigen, dass Zero Waste Klimaschutz ist.“ Auch ein Bewusstsein gegen Lebensmittelverschwendung zu schaffen liegt Zero Waste Austria am Herzen. „Hier sind Wert und Wertschätzung der Lebensmittel Keywords. Nur, weil es für uns normal ist, dass zu jeder Jahreszeit jedes erdenkliche Lebensmittel aus jedem Winkel der Erde verfügbar ist, heißt das noch lange nicht, dass das normal sein sollte. Wenn man versteht, wo und wie Lebensmittel produziert werden und welche Treibhausgasemissionen dabei ausgestoßen werden, bekommen die Lebensmittel eine andere Wertigkeit und Dinge, denen ich Wert beimesse, behandle ich auch pfleglicher“, führt Lorraine Wenzel aus. Der Verein setzt sich für regionale und saisonale Ernährung ein und zeigt auf, welche Möglichkeiten es gibt, Lebensmittel vollständig zu verwerten, einzukochen und haltbar zu machen. Der Verein zeigt, dass eine klimaschützende Gesellschaft keine Utopie sein muss und jeder dazu beitragen kann. „Unser Motto ist: ,Zero Waste ist kein Zustand, sondern ein Weg!”“, so ­Lorraine Wenzel.

Die 5 R's von Zero Waste

• Refuse = Verweigern: Geht es auch ohne dieses Produkt/diesen Abfall?
• Reduce = Reduzieren: Benötige ich diese Dinge wirklich?
• Reuse = Wiederverwenden: Kann ich das noch einmal benutzen?
• Recycle = Wiederverwerten: Kann ich das noch einmal in einer anderen Art und Weise verwenden?
• Rot = Kompostieren: Kann das kompostiert werden?

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