© Helge Bauer
Bildung
10.06.2025

„Es ist wichtig, den Wandel zu gewähr­leisten“

Siegfried Spanz hat die Entwick­lung der Fach­hochschule Kärnten in den letzten zwei Jahr­zehnten als Geschäfts­führer maß­geblich mitge­prägt.

Im Interview mit advantage spricht Siegfried Spanz (61) über Meilensteine, Herausforderungen sowie Chancen durch die Koralmbahn.

advantage: Sie sind seit 2007 Geschäfts­führer der FH Kärnten. Was hat sich seitdem verändert?

Siegfried Spanz: Als ich begonnen habe, hatten wir rund 1.000 Studierende und 170 Mitarbeiter:innen. Jetzt liegen wir bei 2.600 Studierenden, über 1.000 Teilnehmer:innen in unseren Weiterbildungslehrgängen sowie 500 Mitarbeiter:innen. Wir haben als FH Kärnten in einer regionalen, österreichweiten Randlage dasselbe Wachstum erreicht wie andere FH's in Zentralbereichen. Unsere Campusse haben sich hervorragend entwickelt und funktionieren gut. Das Studienangebot wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Wir sind forschungsmäßig unter den TOP DREI und eine von wenigen „European Universities“ am FH-Sektor.

Wie war der Weg dorthin?

Als ich an die FH gekommen bin, gab es keine Hochschulstrategie. Wir haben dann gleich 2007 die erste Strategie geschrieben – damals noch Hochschulentwicklungsplan (HEP 1), dann nach sechs Jahren HEP 2. Jetzt haben wir die „Strategie 23-30“ verabschiedet, die 2021/22 erarbeitet wurde. Ich bin überzeugt, dass eine klare Strategie ein zentrales Erfolgselement ist.

Welche Schwerpunkte wurden gesetzt?

Wir wollten in der Forschung mehr tun – daraus ist eine abgeleitete Forschungsstrategie entstanden. Uns ist es wichtig, stets am Stand der Wissenschaft zu lehren. Das kannst du nur machen, wenn sich Lehrende auch an Forschungsprojekten beteiligen und das letztendlich in die Lehre einfließen lassen. Da sind wir top aufgestellt. Zudem wurde eine Internationalisierungsstrategie implementiert, wo mit der European University ein wichtiger Meilenstein erreicht werden konnte

„Als FH haben wir gesell­schaftliche Verant­wortung. Das ist unser erster Auftrag – daher machen wir Lehre und daher forschen wir.“

Siegfried Spanz, Geschäfts­führer FH Kärnten
Welche Potenziale sehen Sie durch die Koralm­bahn?

Die Koralmbahn wird eine neue Ära der Kooperation einleiten. Wir arbeiten als Kärntner Hochschulkonferenz ja bereits mit der steirischen Hochschulkonferenz zusammen. Ich gehe davon aus, dass der gegenseitige Austausch sich intensivieren wird. Wir werden ganz sicher auch die Chance nutzen, um mit unseren Studienangeboten noch stärker die Steirer anzusprechen. Was ich mir vor allem erwarte, ist Kooperationen im Forschungsbereich stärker auszubauen, und vielleicht auch längerfristig gemeinsame Bildungsprodukte zu entwickeln. Die Chancen durch die Koralmbahn sind da. Man wird strategisch in Kärnten aber noch nachschärfen müssen. Allein neben der Bahnhaltestelle einen Technologiepark zu errichten, ist für mich noch keine Strategie. Die Frage wird sein, wie kann man intelligent versuchen die Assets, die Kärnten hat, zu positionieren.

Ende 2025 scheiden Sie aus Ihrer Funktion als Geschäfts­führer aus. Ist Ihnen der Schritt leicht gefallen?

Ich komme ja aus der Organisationsentwicklung. Man muss wissen, wann man den nächsten Schritt geht. Es ist wichtig, den Wandel zu gewährleisten. Die eigene Wirksamkeit in Systemen nimmt mit der Zeit ab. Daher muss man sich selbst permanent neu erfinden und gleichzeitig zur richtigen Zeit das Zepter in neue Hände geben. Ich hätte nochmal noch eine Periode verlängern können bis zu meinem 65. Geburtstag. Auf eigenen Wunsch tue ich das nicht mehr. Ich glaube, es ist ein guter Zeitpunkt. Die FH Kärnten ist für die weitere Entwicklung sehr gut aufgestellt – davon bin ich zutiefst überzeugt. Die Grundpfeiler stehen. Wir setzen auf Qualität, sind eine auf Forschung basierte Hochschule und als European University international angebunden. Das sind Ausgangsvoraussetzungen für die Zukunft, die in Österreich nicht viele haben. Unsere Arbeit trägt Früchte. Ich kann ein gut bestelltes Feld übergeben, das zukünftig noch mehr Früchte tragen wird.

„Es werden sich durch die Koralm­bahn Chancen auftun, an die wir heute viel­leicht noch gar nicht denken.“

Siegfried Spanz, Geschäfts­führer FH Kärnten
Wie sehen Sie die Rolle der FH in Kärnten?

Wir haben gesellschaftliche Verantwortung. Das ist unser erster Auftrag – daher machen wir Lehre und daher forschen wir. Wir sehen uns als Mitentwickler der Kärntner Wirtschaft und Gesellschaft. Ein aktiver Bezug mit dem Umfeld ist uns wichtig – eben genau das Gegenteil von einem Elfenbeinturm. Wir sind in Kärnten glaube ich ein nicht mehr wegzudenkender Hochschulpartner und das Commitment zur FH Kärnten ist riesig groß – seitens der Wirtschaft, seitens der Industrie. Wir sind gesellschaftlich verankert. Darauf lege ich Wert, genauso muss es sein. Wir müssen sozusagen auch vor der Hochschultür wirksam sein!

Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie?

Mit der Pandemie einher ging ein Quantensprung in der Digitalisierung, der letztendlich auch einen massiven Einfluss auf die Lehre hatte. Heute getraue ich mich zu sagen, wir waren schon vor der Pandemie im Bereich der Digitalisierung sehr gut aufgestellt. Wir haben immer Wert auf Didaktikentwicklung gelegt. Das hat uns damals bei der Online-Lehre geholfen. Denn es ist nicht nur wichtig, was wir lehren. sondern auch wie wir lehren. Die FH Kärnten entwickelt sich immer mehr zu einer Hochschule, die sehr stark begleitet und unterstützt. Das zeigt auch die Nachfrage der berufsbegleitenden Studierenden – wir sehen uns wirklich als Lernpartner!

Wie wird Nachhal­tigkeit an der FH Kärnten umgesetzt?

Nachhaltigkeit ist eine Querschnittsmaterie, die wir mittlerweile in unserer DNA und in allen Curricula verankert haben. Dabei geht es sowohl um soziale, als auch um ökologische Nachhaltigkeit. Entrepreneurship, ein Stärkefeld, das die Hochschule seit vielen Jahren prägt, ist ja auch etwas Nachhaltiges. Es nur zu lehren, ist aber zu wenig – man muss es leben. Und das Ganze immer im Kontext von Wirtschaft und Gesellschaft. Sonst funktioniert es nicht.

WISSENSWERT

Die Fachhochschule Kärnten wurde 1995 gegründet und feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen.

Weitere Informationen: www.fh-kaernten.at

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