Astrid Legner, WKK-Vizepräsidentin
„ESG – gekommen um zu bleiben“
advantage: Was bedeuten die neuen Rahmenbedingungen im Bereich Nachhaltigkeit für Unternehmen?
Astrid Legner: Unternehmen sollten jetzt damit beginnen, sich auf die neuen Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit vorzubereiten. Geschäftsmodelle werden neu gedacht, Unternehmensstrukturen und das Miteinander in der Geschäftswelt sind im Wandel. Dieses Thema wird nicht nur die großen Unternehmen betreffen, auch KMUs sollten sich rechtzeitig damit auseinandersetzen. Ressourcen und KnowHow sollten rechtzeitig aufgebaut werden. Insbesondere die Datenerhebung stellt für viele eine Herausforderung dar. Die Zeit dafür drängt.
Wie äußert sich das in der Praxis?
Die Berichterstattung zu nachhaltigkeitsrelevanten Kennzahlen wandelt sich von einer freiwilligen Übung nunmehr zur Pflicht. Es wird keine schön gestalteten Nachhaltigkeitsberichte mit bunten Bildern mehr geben. Nichtfinanzielle Informationen bekommen den gleichen Stellenwert wie die Finanzberichterstattung und werden dementsprechend auch vom Wirtschaftsprüfer geprüft werden. Entlang der Lieferkette werden dann infolge dessen auch kleinere Unternehmen in die Pflicht genommen, Daten zu liefern. Es gibt viel zu tun. Und dazu kommt: Es muss im gesamten Unternehmen neues Wissen auf gebaut und zusätzlich Ressourcen für das Thema geschaffen werden.
Sind alle Unternehmen gleichermaßen betroffen?
Grundsätzlich ja. Direkt jene, die unter die Berichterstattungspflicht oder unter das Lieferkettengesetz fallen. Indirekt auch jene, die Daten an größere Unternehmen liefern müssen. Auch die Vielzahl an Gesetzen, Normen oder Rahmenwerken erscheint auf den ersten Blick undurchsichtig. Es ist wichtig, sich Hilfe und Unterstützung von außen zu holen. Der Prozess der Nachhaltigkeit ist langwierig, und je nach Branche unterschiedlich umzusetzen. Das wird und kann nicht für alle gleich schnell gehen. Aber: Nachhaltige Unternehmen sind attraktive Arbeitgeber und durch den Perspektivenwechsel ergeben sich oft neue Geschäftsmodelle, Produkte oder sogar Innovationen.
Wie kann die Wirtschaftskammer die Kärntner Unternehmer:innen unterstützen?
Die Wirtschaftskammer ist sich der Relevanz dieses Themas für die heimische Wirtschaft bewusst. Deshalb gibt es im kommenden Jahr zahlreiche Angebote für Unternehmer, die sie bei diesem Transformationsprozess unterstützen sollen. Am 14. März findet der erste Nachhaltigkeitstag der Kärntner Wirtschaft in der Wirtschaftskammer in Klagenfurt statt. Geboten wird ein breites Programm mit Vorträgen, Workshops und Diskussionen zu verschiedenen Aspekten von Nachhaltigkeit und CSR. Im Fokus stehen Information, Vernetzung und Beratung. Außerdem findet zwischen Mitte April und Mitte Mai eine Roadshow zum Thema Nachhaltigkeit durch alle Bezirke statt. Ein exklusiver Workshop mit zwei Nachhaltigkeitsexperten, der sich gezielt mit den aktuellen Herausforderungen beschäftigt und Lösungsansätze bietet. Und natürlich stehen die Mitarbeiter:innen der Wirtschaftskammer jederzeit für Fragen zur Verfügung. Für alle jene, die sich einmal generell einen Überblick zum Thema Nachhaltigkeit verschaffen wollen, gibt es einen kostenlosen OnlineRatgeber unter wko.at/nachhaltigkeit. Hier sind auch alle aktuellen News und Webinare zu diesem Thema gebündelt.
Ihr Fazit?
Wie sagt man so schön: Wenn der Wind der Veränderung weht, suchen manche im Hafen Schutz, während andere die Segel setzen! Und im Hafen gewinnt man kein Rennen.