© Büro Landesrätin in Prettner
Wirtschaft
02.09.2024

Faires Gehalt für Menschen mit Behinderung

Seit langem wird gefordert, dass Menschen mit Behinderung einen fairen Lohn anstelle eines Taschengeldes erhalten sollen. Im "ChancenForum" ist dies bereits Realität.

In Österreich erhalten Menschen mit Behinderung, die in geschützten Werkstätten oder Tagesstrukturen arbeiten, oft keinen regulären Lohn, sondern nur ein Taschengeld. 28.000 Menschen in Österreich arbeiten unter diesen Bedingungen. Ihre Aufwandsentschädigung liegt meist deutlich unter dem Mindestlohn und reicht oft nicht aus, um den Lebensunterhalt zu sichern. In den letzten Jahren gab es daher zunehmend den Ruf nach Reformen.

Pionierarbeit

Das ChancenForum ist ein Projekt des Landes Kärnten, das von autARK als Trägerverein in Klagenfurt umgesetzt wird. Seit 20 Jahren wird Pionierarbeit in Sachen Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt geleistet. Bisher hat es 170 Menschen mit Behinderung bei ihrem Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt begleitet. Die Personen erhalten ein faires Gehalt für ihre geleistete Arbeit, sind sozialversicherungsrechtlich abgesichert und haben Anspruch auf eine Pension. Persönliche Assistent:innen unterstützen nach Bedarf. Hierbei setzt man auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Sozialministeriumservice. Über 150 Betriebe sind mittlerweile mit an Bord. Finanziert wurde das Projekt bislang zur Gänze durch das Land Kärnten. Damit Menschen mit Behinderungen auch in tagesstrukturellen Einrichtungen Lohn statt Taschengeld erhalten, laufen derzeit Gespräche zwischen Bund und Ländern. Aktuell stellt das Sozialministerium für inklusive Projekte in den Ländern insgesamt 36 Millionen Euro zur Verfügung.

Persönlicher Besuch

Wie sehr die Arbeit des ChancenForums einerseits das Leben der Klienti:nnen sowie andererseits die Entwicklung der Unternehmen verbessert, präsentierte der  Trägerverein autArK, allen voran Aufsichtsratsvorsitzender und Obmann Heinrich Burgstaller, vor Kurzem bei einem persönlichen Besuch von Sozialminister Johannes Rauch und Gesundheitslandesrätin Beate Prettner.

 

"Menschen mit Behinderungen, die im Berufsleben stehen, können ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten. Sie können ihre Talente und Fähigkeiten einbringen."

Sozialminister Johannes Rauch

Rauch betonte den Willen der Bundesregierung, die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu stärken. Für mich ist klar: „Auch Menschen mit Behinderungen in den Einrichtungen der Länder sollen ein faires Gehalt bekommen“, sagte er. „Unsere Fördermittel sind hierfür ein erster, wichtiger Schritt: Wir unterstützen Menschen mit Behinderungen beim Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt. Auch sie haben damit die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Pionierprojekte wir das ChancenForum zeigen, welches Potential in solchen Initiativen steckt. Um unser langfristiges Ziel von ‘Lohn statt Taschengeld’ auch in Einrichtungen zu ermöglichen, werden wir die Gespräche mit den Ländern weiterführen.“

Das Leben gestalten

Durch die Teilnahme am Arbeitsmarkt würden Menschen mit Behinderungen außerdem für die Gesellschaft sichtbar.  „Menschen mit Behinderungen, die im Berufsleben stehen, können ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten. Sie können auch ihre Talente und Fähigkeiten einbringen“, so Rauch.

 

"Durch ein eigenes Einkommen können sich Personen mit Behinderung den Traum eines selbstständigen Lebens außerhalb von institutionellen Einrichtungen verwirklichen."

Gesundheitslandesrätin Beate Prettner

„Durch ein eigenes Einkommen können sich Personen mit Behinderung den vielfach geäußerten Traum eines selbstständigen Lebens außerhalb von institutionellen Einrichtungen in einer eigenen Wohnung mit oder ohne Assistenz verwirklichen“, untermauerte Prettner die Notwendigkeit der Projekte und dankte dem Bundesminister für die in Aussicht gestellte Unterstützung.

Versicherung und Pensions­zeiten

Die Betroffenen sind voll sozial- und arbeitsrechtlich versichert und erwerben Pensionszeiten. „Ziel bei allen Projekten ist natürlich die Übernahme der Klient:innen – die anfänglich alle bei autArK angestellt sind, durch das Unternehmen. Wir unterstützen also bei einem ansonsten oft unüberwindbaren Schritt in den ersten Arbeitsmarkt“, so Prettner. Durch Erwerbsarbeitssmodelle für Menschen mit Behinderung könne auch dem Arbeitskräftemangel entgegengewirkt werden.

"Trotz anfänglicher Skepsis haben wir unseren Weg zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen unter dem Motto ‚Lohn statt Taschengeld‘ fortgesetzt."

Andreas Jesse (autARK) und Alexandra Schmidt-Bearzi (ChancenForum)

Andreas Jesse, Geschäftsführer autArK Soziale Dienstleistungs-GmbH und Alexandra Schmidt-Bearzi, Fachbereichsleitung ChancenForum, betonten, dass autARK schon immer den Fokus auf berufliche Inklusion gerichtet habe: "Wir bei autArK waren von Beginn an offen für neue Ideen und Möglichkeiten. Nach einer zweijährigen Experimentierphase wurde dann im Jahr 2004 das ChancenForum offiziell auf die Beine gestellt. Trotz diverser Skepsis im Hintergrund haben wir diesen neuen Weg zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen unter dem Motto ‚Lohn statt Taschengeld‘ beharrlich fortgesetzt. Die Mühen haben sich gelohnt, denn es wurde für 175 Personen in den verschiedenen Modellen des ChancenForum ein Arbeitsplatz geschaffen."

Recht auf Arbeit

Dabei besteht die Möglichkeit, im besten Fall bis zum Pensionsantrittsalter in einem Erwerbsarbeitsmodell zu bleiben, oder aber mittels entsprechender Qualifizierung in die freie Wirtschaft zu wechseln.  Die Basis der ChancenForum-Modelle bildete die Grundlage für die Entwicklung weiterer Erwerbsarbeitsmodelle bei autArK, in denen aktuell zusätzliche 50 Personen beschäftigt sind. "Gemeinsam mit dem Land Kärnten, welches die Angebote finanziert, wird damit eine wesentliche Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), nämlich das Recht aller Menschen auf bezahlte Arbeit, umgesetzt“, so Jesse und Schmidt-Bearzi.

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