Jörg Steinwender
„Fairness und Qualität gehen Hand in Hand“
Im Gespräch mit YAvida erklärt Jörg Steinwender, warum Fairness die Basis von nachhaltigen Geschäftsbeziehungen ist und was wir von den indigenen Völkern lernen können.
YAvida: Wie ist die Idee zu „Gukumatz“ entstanden?
Jörg Steinwender: Im Laufe vieler Jahre des Reisens und langer Auslandsaufenthalte habe ich sehr schöne Verbindungen zu verschiedenen indigenen Völkern unserer Erde aufgebaut – ganz besonders intensiv zu den Mayas in Mittelamerika und den Maoris in Neuseeland. 2014 habe ich schließlich gemeinsam mit meiner Frau Wyn den Online-Shop „Gukumatz“ ins Leben gerufen. Sie bringt als indigene Maori-Frau gerade im zwischenmenschlichen Umgang noch mehr Achtsamkeit auf, als ich es je könnte.
Welche Ziele werden mit eurem Projekt verfolgt?
Erstens möchten wir die Menschen, die diese Produkte herstellen – sie sind in strukturarmen, benachteiligten Regionen in Guatemala, Mexico und Neuseeland zu Hause, wo keine großen Touristen- oder Käuferströme vorbeiziehen – mit einer Käuferschaft verbinden, die die Möglichkeit hat diese hochwertigen Produkte auch mit einem entsprechenden Preis wertzuschätzen! Und zweitens, möchten wir Menschen in Europa die Möglichkeit geben diese Schätze zu kaufen. Mit dem übergeordneten Ziel, dass man den indigenen Völkern vor Ort hilft, ihre Tradition und ihr Kunsthandwerk weiterzuverfolgen. Denn viele dieser Künste sterben aus, weil die Menschen aus wirtschaftlichen Gründen oft gezwungen sind, diese Arbeit aufzugeben.
Was bedeutet für euch „Fair Trade“?
Fair Trade ist ein eingetragenes Siegel, ein zertifiziertes Produktmerkmal. Wir bei „Gukumatz“ haben dieses Zertifikat nie angestrebt, weil es einfach für kleine Strukturen wie uns sehr schwierig ist die entsprechenden Nachweise bis ins letzte Detail zu erbringen und dieser Prozess unserem Ansinnen widerstrebt, was Aufwand und Kosten betrifft. Wir bemühen uns aber um fairen Handel in mehrerlei Hinsicht. Einerseits geht es darum, dass vor Ort, wo produziert wird, faire Bedingungen herrschen, gewisse ökologische und soziale Standards eingehalten werden und ein fairer Preis gezahlt wird, der es den Menschen erlaubt davon zu leben. Andererseits bedeutet fairer Handel für uns auch, dass wir uns nicht nur auf Produzentenseite fair verhalten, sondern dass wir auch unseren Kunden gegenüber fair sind – in der Preisgestaltung, im Umgang, in den Geschäftsbedingungen. Und dass wir auch der österreichischen Allgemeinheit gegenüber fair sind und für unsere Geschäftstätigkeit Steuern abführen. Das bedeutet, dass die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig ist.
Die indigene Art zu denken ist sozusagen Teil eurer Geschäftsphilosophie?
Ja. Uns ist es wichtig, dass ein Teil der materiellen Energie dorthin zurückfließt, wo sie herkommt. Wenn wir viel geben, bekommen wir viel. Unser Geschäftsbereich ist aber nicht nur der Handel, sondern auch die Seminartätigkeit zum Thema „Indigenes Wissen“, wo Wyn als Maorifrau aus Neuseeland aus dem Vollen schöpfen kann. Das ergänzt sich sehr gut mit unserem Online-Shop.
Was schätzt du an der Welt der indigenen Völker?
Was mein Leben sehr bereichert hat, ist das Weltbild. Dass alles miteinander verwandt ist. Dass alle Menschen eine große Familie sind. Dass die gesamte Schöpfung miteinander vernetzt ist. Dass jeder noch so kleine Teil seine eigene Energie hat. Dass alle Menschen und alle Lebewesen miteinander in einer Verwandtschaft stehen und man das entsprechend wertschätzt und lebt.
Was können wir Europäer aus deiner Sicht von diesen Menschen lernen?
Die Grundhaltung der Dankbarkeit, die sich in den kulturellen Bräuchen und im alltäglichen Umgang miteinander konstant immer ausdrückt.