Frauenpower in Stall und Weingarten
Frauen sind in der Landwirtschaft in vielen Funktionen tätig. Sie arbeiten im Stall und auf den Feldern, sind in die Produktion eingebunden, kümmern sich um die Vermarktung und betreuen die Kinder. Laut Statistik des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft wird ein Drittel der österreichischen Höfe von Frauen geführt. Die Arbeit der Frauen am Bauernhof sei oft unsichtbar und häufig wenig wertgeschätzt, die Gesellschaft sei noch nicht so weit, hat Katrin Feimut festgestellt. Auch die Kinderbetreuung am Hof sei in erster Linie Frauensache. Sie ist Quereinsteigerin. Die Sozialarbeiterin und ihr Mann kauften vor zehn Jahren ein stillgelegtes Anwesen in der Gegend von Gallizien, machten es wieder flott und ihren Traum wahr, Bauern zu werden. Sie bewirtschaften ihren Hof biologisch und unter dem Gesichtspunkt der Permakultur. Während der Ehemann, der in der Freizeit tatkräftig mithilft, noch weiterhin als Sozialarbeiter tätig ist, wurde sie Vollerwerbsbäuerin. Auf dem Hof leben Schafe, Schweine und Hühner, Weidegänse und Bienen, darunter auch viele alte Rassen wie das Krainer Steinschaf oder das Sulmtaler Huhn. Getreide wird angebaut, aus dem die Bäuerin Brot bäckt. Die Produkte verkauft sie im Hofladen und einmal pro Woche am Markt in Völkermarkt. Die Quereinsteiger gingen mit großem Enthusiasmus ans Werk. Doch die Realität holte sie bald ein. Sie habe es sich leichter vorgestellt, erzählt Feimut. „Ideen hat man viele, aber man muss sich der Gegend anpassen, und dem Boden entsprechend anbauen“. So hielt sie zu Beginn ausschließlich Duroc-Schweine, musste aber erfahren, dass das im Vergleich fettere Fleisch dieser Tiere in der Gegend nicht so gefragt war. Sie hat sich sehr viel Wissen erarbeiten müssen. Einiges erwarb sie in Kursen, doch am meisten halfen die Gespräche mit den Bäuerinnen in der Region, sagt sie. Viele Bäuerinnen engagieren sich auch außerhalb der typisch landwirtschaftlichen Tätigkeit, sie sind als Seminarbäuerinnen aktiv und geben ihr Wissen im Rahmen von „Schule am Bauernhof“ weiter. Auch Feimut macht bei dieser Aktion mit und lässt Kinder und Jugendliche das Leben und Arbeiten auf dem Hof kennenlernen. Je nach Altersstufe und Jahreszeit können die jungen Besucher:innen Äpfel zu Saft pressen, Weckerl backen, eine Jause richten, die Tiere im Stall besuchen und füttern oder Bienen beobachten. Obwohl die Arbeit hart ist und es derzeit ohne das zusätzliche Einkommen des Ehemanns nicht geht, hat Kathrin die Entscheidung, Bäuerin zu werden, nicht bereut. Das nächste Ziel ist, die Landwirtschaft so auszubauen, dass auch ihr Mann als Vollerwerbsbauer einsteigen und die Familie ausschließlich von der Landwirtschaft leben kann.
Winzerin im Vulkanland
Winzerin stand nicht auf der Liste der Berufswünsche von Barbara Krenn. Die Grafikerin wurde durch die Liebe zur Quereinsteigerin und bewirtschaftet seit 2017mit ihrem Mann hauptberuflich das Weingut Krenn49 in Edelsbach bei Feldbach im steirischen Vulkanland. Neben learning by doing besuchte sie verschiedene Kurse und absolvierte die Ausbildung zur Sommelière und zur Kräuterpädagogin. Winzerin zu sein bedeute harte Arbeit, Romantik finde sich da häufig keine, Tagwache sei oft um sechs Uhr früh, schildert sie. „Aber man muss auch die Schönheit sehen und nicht nur die Arbeit“, lacht Krenn. „Und es ist schön, in und mit der Natur zu arbeiten, die Ruhe im Weingarten zu genießen, keine Geräusche außer dem Zwitschern der Vögel zu hören“, sagt sie. Die knapp fünf Hektar Weingarten bewirtschaften die Jungwinzer seit 2019 nach den Vorgaben des biologischen Landbaus und Barbara ist mit ihrem Kräuterwissen unter anderem für die natürliche Stärkung der Reben und damit für die Prävention von Krankheiten zuständig. „Die größte Herausforderung ist so zu arbeiten, dass Pflanzenschutz kaum mehr notwendig ist“, erklärt sie. Das erreicht man unter anderem mit der Auswahl von Rebsorten, die widerstandsfähiger und für das steirische Klima geeigneter sind als andere. An ihrer Arbeit liebt Krenn die Abwechslung und Vielseitigkeit – vom Rebschnitt im Winter über das Jäten im Mai, die Laubarbeit im Sommer bis zur Weinlese im Herbst, die ausschließlich per Hand erfolgt. „Für die Erntehelfer ist die Lese immer ein großer Spaß. Aber wenn sie heimgehen, beginnt für uns erst die Arbeit, die oft bis in die frühen Morgenstunden dauert“, erzählt sie. Krenn mag auch den Kontakt mit den Menschen. Zu dem Weingut gehören eine Weinschenke und ein Hofladen, darüber hinaus werden Weinverkostungen angeboten. Als gelernte Grafikerin gestaltet sie auch die Etiketten selbst und ist für die Büroarbeit, die Buchhaltung und das Marketing verantwortlich. Sie möchte junge Menschen und vor allem Frauen ermutigen, in landwirtschaftlichen Bereichen durchzustarten. „Frauen sind vielleicht freier, kreativer und konsequenter in der Umsetzung“, glaubt sie. Es sei wichtig, dass neue Ideen einfließen und junge Leute das Bewusstsein für den Wert gesunder Ernährung bekommen.
Im Stall und im Büro
Auch in Petra Pobaschnigs Lebensplanung kam Bäuerin zu werden nicht vor, doch das Schicksal meinte es anders. Sie heiratete einen Landwirt, und nach der Geburt von drei Kindern war ihr bald klar, dass sie nicht mehr in den erlernten Bürojob zurückkehren wird. So kombinierte sie Kinderbetreuung mit Vollerwerbslandwirtschaft, ist heute begeisterte Bäuerin und nun auch Obfrau des Landesverbands bäuerlicher Direktvermarkter sowie vom Genussland Kärnten. Der Milchhof mit 60 Kühen plus Nachwuchs ist vor allem bekannt für das Krappfelder Eis, das durch Zufall kreiert wurde. „Mein Mann liebt Eis und konnte auf Grund einer Diät keine Kuhmilchprodukte essen und so entstand die Idee, Eis mit Ziegenmilch zu produzieren.“ Die neue Geschäftsidee wurde zu einem Hit und florierendem Wirtschaftszweig. Mittlerweile bietet die EisManufaktur rund 60 Sorten an, einige davon, sowie das Ziegenmilcheis werden nach Richtlinien des biologischen Landbaus produziert. Die Ziegenmilchpalette hat ihre Liebhaber, aber für 90 Prozent der angebotenen Eissorten ist die Kuhmilch aus eigener Landwirtschaft die Basis. Für die unterschiedlichen Zutaten wurde ein regionales Netzwerk aufgebaut, einige wie Zwetschken und Äpfel stammen vom eigenen Hof. Die Landwirtin kümmert sich darum, dass die Produktion läuft und erledigt die notwendigen Büroarbeiten. Bis vor einem Jahr, bevor sie die zusätzlichen Aufgaben der Obfrau vom Genussland Kärnten übernahm, war sie auch täglich im Stall zu finden. Direktvermarktung ist sehr stark in Frauenhand, hat sie festgestellt. In Nebenerwerbslandwirtschaften gehen Männer tagsüber häufig einem anderen Beruf nach und die Frauen sind ganztägig für den Bauernhof zuständig. Das Bewusstsein und Interesse für regionale landwirtschaftliche Produkte zu stärken, sieht sie als eine der wichtigsten Aufgaben. Die Konsumenten sollen wissen, wo die Lebensmittel herkommen und sich für heimische Agrarerzeugnisse entscheiden. Nur so könne die Zukunft der heimischen Landwirtschaft gesichert werden, glaubt sie. Pobaschnig freut sich darüber, dass sich auch wieder junge Menschen für die Landwirtschaft engagieren. „Sie bringen viele neue Ideen ein und sie haben Marketing-Know-how“, sagt sie. „Wir brauchen eine funktionierende Landwirtschaft nicht nur für die Erzeugung von Nahrung. Die Bauern pflegen auch die Kulturlandschaft und Almen. Und das ist wesentlich für den Tourismus.“