„Wir brauchen qualifiziertes Personal für die Kanzleien und sind bemüht, die Attraktivität unseres Berufes noch besser zu vermitteln.“
Frischer Wind in der Kärntner Rechtsanwaltskammer
advantage: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Bernhard Fink: Gernot Murko hat sehr viel für den Stand geleistet, weit über Kärnten hinaus. Bereits seit dem Jahr 1997 haben wir gemeinsam im Vorstand der Kammer gearbeitet und somit gibt es seit meinem Amtsantritt keine radikalen Veränderungen. Mein großes Ziel ist es, die Zusammenführung der Pensionssysteme der Rechtsanwaltskammern österreichweit voranzutreiben. Österreichweit können wir als Anwaltschaft davon nur profitieren, wenn wir das Pensionssystem in einer größeren Gemeinschaft verankern. Außerdem ist mir die anonymisierte Veröffentlichung aller letztinstanzlichen Entscheidungen der Landesgerichte und der Oberlandesgerichte ein großes Anliegen. Derzeit gibt es das nicht, und das ist ein großes Problem in der Rechtsberatung und für die Transparenz der Justiz. Gerichte und Staatsanwaltschaften können darauf zugreifen, die Rechtsanwälte aber nicht.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?
Eine große Herausforderung stellen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) dar. Allerdings gehe ich davon aus, dass die KI niemals einen Rechtsanwalt oder einen Richter ersetzen wird können. Die KI wird aber für Recherchezwecke nützlich sein und in kurzer Zeit das zusammenfassen, was man sich bisher in stundenlanger Arbeit zusammentragen musste. Dennoch müssen auch diese Recherchen von einem Experten kritisch geprüft werden. Eine weitere große Challenge ist der Arbeitskräftemangel. Das wird auch sicher nicht besser, wenn man die Alterspyramide betrachtet. Wir brauchen qualifiziertes Personal für die Kanzleien. Und es kommt häufig vor, dass bestens ausgebildete Jurist:innen nach der Rechtsanwaltsprüfung in den öffentlichen Dienst oder zur Justiz wechseln. Wir müssen die Attraktivität unseres Berufes vielleicht noch besser vermitteln.
Wie kann das Berufsbild gestärkt werden?
Zu diesem Thema gibt es österreichweit einige Initiativen. In Kärnten setzen wir verstärkt auf die junge Zielgruppe. In den nächsten Wochen und Monaten wird es eine neue Kampagne in den sozialen Medien geben, wo junge Rechtsanwält:innen aus Kärnten über ihre persönlichen Gründe für die Berufswahl sprechen werden. Sie werden auch aus ihrer täglichen Praxis berichten, spannende Fälle und persönliche Highlights schildern. Ein wichtiger Ansatz ist auch das Projekt „Gewaltprävention an Schulen“. Dabei wird besonders die Zielgruppe der 13- bis 14-Jährigen angesprochen, die am Beginn der Strafmündigkeit stehen. Rechtsanwält:innen kommen in die Schulklassen und beantworten Fragen der jungen Leute.
Außerdem bieten wir den „Anwaltstag in Schulen“ für die 18- bis 19-Jährigen an. Im Fokus steht dabei alles, was mit dem Beginn der Volljährigkeit verknüpft ist. Was mich persönlich besonders freut ist, dass es seit Herbst 2024 eine Jus-HAK in Villach gibt. In gut vier Jahren gibt es die ersten Absolvent:innen, die entweder gleich in einer Kanzlei arbeiten können oder ein Jus-Studium beginnen werden.