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Wirtschaft
10.09.2025

Gemeinsam die Weichen stellen

Die Landes­regierungen und Klub­obleute der Regierungs­parteien trafen sich kürzlich zur dritten Kärnten-Steiermark-Konferenz. Dabei wurde deutlich: Beide Bundes­länder wollen gezielt und abge­stimmt die Chancen durch die Koralmbahn nutzen.

Auf der umfangreichen Tagesordnung der Konferenz in Klagenfurt standen unter anderem die Themen Infrastrukturausbau, Bildung, Katastrophenschutz, Nachhaltigkeit, Kultur und Sport. Zudem wird vom Bund eine Regelung gefordert, um die regionalen Klimatickets Kärntens und der Steiermark für die Koralmbahn gemeinsam nutzbar zu machen. Auch bei einer Neugestaltung des Finanzausgleichs wollen die beiden Bundesländer an einem Strang ziehen. Die Landeshauptleute Peter Kaiser und Mario Kunasek sowie LHStv. Martin Gruber und LHStv.in Manuela Khom informierten über die Resultate der Gespräche in einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Synergien nutzen

Dabei hob Landeshauptmann Peter Kaiser besonders die konstruktive Arbeitsweise hervor, durch die 16 einstimmige Beschlüsse gefallen seien. Er verwies auf den Koralmbahnindex, für den die Landesstatistiken Kärntens und der Steiermark ebenso wie die jeweils für die strategische Landesentwicklung Verantwortlichen kooperieren. „Wir messen, wie sich Demographie, Maßnahmen, Kooperationsformen und Erwartungen entwickeln. So können wir entsprechend gegensteuern, Maßnahmen neu aufstellen oder ergänzen.“ In der gemeinsamen Hochschulkonferenz soll laut Kaiser eine Hochschulstrategie 2030 entstehen. Diesbezüglich werde man am 18. September in Klagenfurt zusammenkommen. „Wir wollen den gemeinsamen Hochschulraum international sichtbarer machen, Schwerpunkte herausarbeiten, Synergien nutzen und Duplizitäten abbauen“, so Kaiser.

Auch im Forschungs- und Entwicklungssektor pflegen die beiden Bundesländer zahlreiche Kooperationen. So plane man im Kulturbereich unter anderem Schnupperabos für Theaterbesuche in Klagenfurt, Graz, Laibach/Ljubljana und Triest. Im Sport verwies der Landeshauptmann auf bereits bestehende Kooperationen rund um „Kärnten Läuft“ und den Graz-Marathon. Künftig verstärkt zusammenarbeiten könnte man etwa beim Nachwuchsfußball. Eng aufeinander abstimmen wollen sich die beiden Bundesländer beim Notfallmanagement für den Koralmtunnel und beim gemeinsamen Ankauf von Katastrophenschutzgerätschaften – hier möchte man künftig auch weitere Bundesländer mit ins Boot holen. Als weiteren Punkt hob Kaiser die beschlossene „Nachhaltigkeitsagenda Koralmbahn“ hervor, über die man sich geschlossen für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen wolle.

„Wir wollen den gemeinsamen Hochschulraum international sichtbarer machen, Schwerpunkte herausarbeiten, Synergien nutzen und Duplizitäten abbauen.“

LH Peter Kaiser

Mit der Koralm­bahn zum „Stern des Südens“

Kunasek betonte, dass man die Chancen der Koralmbahn gemeinsam nutzen wolle, sich aber auch der Herausforderungen bewusst sei. Im Wirtschafts- und Tourismussektor eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten. Ziel sei es, einen gemeinsamen Auftritt für den Tourismusraum Kärnten-Steiermark zu entwickeln. „Dabei geht es auch darum, den Gast vom Zug zur Destination zu bringen, also um die sogenannte letzte Meile“, erklärte der steirische Landeshauptmann. Als weiteren Punkt aus der Konferenz nannte er das Vernetzen von Behörden und Einsatzkräften für mehr Sicherheit entlang der Koralmbahn. Konkrete gemeinsame Angebote solle es in der Volkskultur geben. So kann sich Kunasek etwa eine gemeinsame Volkskulturveranstaltung vorstellen, die für die Freundschaft und Partnerschaft zwischen den beiden Ländern stehen solle. Weiters sollen die Akteure der Volkskultur über die Landesgrenzen hinaus stärker vernetzt und die Museumsangebote dieser Sparte gemeinsam digital aufbereitet werden.

Mehr Infrastruktur gefordert

Dass Kärnten und die Steiermark „ungeachtet politischer Konstellationen“ kooperieren, sieht Gruber als bedeutsames Signal in herausfordernden Zeiten. „Wir wachsen als Wirtschaftsraum zusammen und wollen auch gemeinsam gegenüber Wien auftreten, wenn es zum Beispiel Verzögerungen beim Infrastrukturausbau gibt“, betonte der Landeshauptmannstellvertreter. Um die Koralmbahn zur Wertschöpfungsachse zu machen, müssten nämlich auch die Projekte abseits der Strecke stimmen. Als Beispiel nannte Gruber den Breitbandausbau, bei dem auch für jene Gemeinden Perspektiven geschaffen werden müssten, die von Kürzungen oder Verschiebungen im dritten Call der Bundes-Breitbandinitiative betroffen sind. Abermals forderte er den Sicherheitsausbau der S37 sowie den Ausbau der B317 und den Vollausbau der A2-Anschlussstelle Wernberg. Hinsichtlich der ÖBB verwies er auf die Güterbahntrasse für den Kärntner Zentralraum: „Ohne Lärmschutz ist die Koralmbahn nicht zu Ende gedacht.“

Zudem fordere man vom Bund die Aufhebung des sogenannten Stückelungsverbots. Ziel sei es, regionale Klimatickets so zu verknüpfen, dass weder für die Bundesländer noch für Pendler:innen Mehrkosten entstehen. Als „starke Südachse“ wolle man sich aber auch dafür stark machen, dass Kärnten und die Steiermark beim Finanzausgleich mit dem Bund nicht weiter benachteiligt werden, so Gruber: „Damit muss Schluss sein. Wir fordern eine Tabula rasa. Der Finanzausgleich muss neu aufgesetzt, neu geplant werden. Die Reformpartnerschaft ist dafür der beste Zeitpunkt.“

„Wir wachsen als Wirtschaftsraum zusammen und wollen auch gemeinsam gegenüber Wien auftreten, wenn es zum Beispiel Verzögerungen beim Infrastrukturausbau gibt.“

LHStv. Martin Gruber

Wissenschaft im Fokus

Für LHStv.in Khom steht fest: Der gemeinsame Wirtschaftsraum wird in Zukunft noch viel mehr in die Mitte rücken. Sie stammt selbst aus Steirisch-Laßnitz, fährt jeden Tag über Kärnten in die Arbeit und sieht, wie die Menschen eine Region leben. Ein zentraler Punkt der Zusammenarbeit ist für sie die Wissenschaft. Dafür wolle man gemeinsam verstärkt Gelder von Bund und EU lukrieren. Auch Khom setzt sich dafür ein, dass der Finanzausgleich neu aufgesetzt wird: „Kärnten und die Steiermark werden aktuell massiv benachteiligt.“ Die beiden Bundesländer würden aber auch eine Menge an Stärken haben, die es zu bündeln gilt. Auch soll alltäglich werden, im einen Bundesland zu leben und im anderen zu arbeiten. „Dafür müssen wir die Familien und Kinder mitnehmen“, so Khom, die den Süden Österreichs auch als aktuell Vorsitzende der Alpen-Adria-Allianz stärken möchte.

Die dritte Kärnten-Steiermark-Konferenz fand kürzlich in Klagenfurt statt. Auf der Tagesordnung standen u. a. die Themen Infrastrukturausbau, Bildung, Katastrophenschutz, Nachhaltigkeit, Kultur und Sport. © LPD Kärnten/Gleiss

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