„In unserer Betrachtung der Wertschöpfungskette Holz legen wir großen Wert darauf, das Gesamtbild zu erfassen und über die Grenzen der Region hinauszublicken.“
Gemeinsam die Zukunft der Holzbranche mitgestalten
Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Kooperation des Timber Innovation Network Alpe-Adria (TINAA) mit dem Holzcluster Steiermark. Im Interview mit advantage geben die beiden Geschäftsführer Sebastian Adami und Alexander Pinter Einblicke in die Zusammenarbeit.
advantage: Wofür steht das Netzwerk TINAA in Kärnten?
Sebastian Adami: TINAA setzt sich zum Ziel, die Holzwirtschaft in Kärnten zu stärken und in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Wir verfolgen dabei eine ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette Holz, inklusive der Zulieferbetriebe. Zentral ist auch der Wissenstransfer in den Bereichen Bildung, Forschung, Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Ein weiteres Ziel von TINAA ist die Förderung von Kooperationen und Innovationen sowie die attraktive Positionierung der Kärntner Holzwirtschaft im Alpe Adria Raum.
Welche Schwerpunkte setzt der Holzcluster Steiermark?
Alexander Pinter: Der Holzcluster Steiermark agiert nach dem Motto „Fördern, Vernetzen und Entwickeln“. Im Mittelpunkt unserer Aktivitäten stehen unsere Clusterpartner-Betriebe. Wir bieten ihnen eine optimale Plattform zur Vernetzung, Weiterbildung und Präsentation ihrer Leistungen. Gleichzeitig sind wir mit unseren Expert:innen auch Teil verschiedenster Projekte und Initiativen und können dadurch branchenspezifisches Wissen sowie Knowhow rund um Hightech-Innovationen in unser Netzwerk einfließen lassen. Wir machen Wissenstransfer sowohl zu KMUs, EPUs als auch Großbetrieben möglich.
Wieso ist die bundesländerübergreifende Kooperation so wichtig?
Adami: Die Zusammenarbeit zwischen TINAA und dem Holzcluster Steiermark erweist sich als entscheidender Faktor für unseren Erfolg. Unternehmen aus beiden Bundesländern nehmen eine herausragende Position als weltweite Innovationsführer ein. Unser Bestreben liegt darin, dieses Wissen durch kontinuierlichen Austausch und gemeinsame Visionen weiter zu stärken. Diese strategische Partnerschaft ermöglicht uns, gemeinsam die Zukunft der Branche zu gestalten und innovative Wege zu beschreiten.
Pinter: Kärnten und die Steiermark stehen im Bereich der Holzbranche großteils vor ähnlichen Herausforderungen. Das vergangene Jahr war kein einfaches: Gestiegene Zinsen, KIM-Verordnung, Inflation und Fachkräftemangel. Diesen Themen mit bundesländerübergreifenden Initiativen zu begegnen, halten wir für sinnvoll. Wissenstransfer und -austausch, wie etwa im Bereich der Weiterbildung, des Lehrlingscoachings, aber auch bei Themen wie Holzbau oder innovativen Anwendungen des Werkstoffs Holz, stehen dabei ganz oben auf unserer Agenda. Wir freuen uns, so gemeinsam zur Weiterentwicklung der Holzbranche beitragen zu können.
„Bundesländerübergreifendes Knowhow aufzubauen und zu nutzen, wird für beide Regionen von entscheidender Bedeutung sein und einen gewinnbringenden Effekt erzeugen.“
Welche gemeinsamen Aktivitäten sind in Zukunft geplant?
Adami: Wir haben ehrgeizige Pläne für zukünftige gemeinsame Aktivitäten, wobei ein zentrales Element unseres Engagements das Netzwerktreffen im Rahmen der Alpen Adria Holzmesse Ende August in Klagenfurt ist. Diese Veranstaltung dient nicht nur dem fachlichen Austausch, sondern auch der Stärkung von Beziehungen und der Förderung von gemeinsamen Projekten. Wir möchten die Zusammenarbeit in der Holzbranche über die Landesgrenzen hinweg stärken und innovative Impulse für die Zukunft setzen.
Pinter: Die bereits angesprochene Holzmesse steht natürlich auch in unserem Fokus. Allerdings sehen wir auch Möglichkeiten, gemeinsames Knowhow über unsere Forschungspartner:innen zu generieren. Im Forschungsprojekt ForForestInnovation beschäftigen wir uns derzeit mit Datenerhebung rund um den Wald, um bessere Prognosen über dessen Bewirtschaftung und Nutzung treffen zu können. JOANNEUM RESEARCH, einer unserer Knowhow-Partner, hat vor Kurzem ein eigenes Labor, das Digital Twin Lab im Klagenfurter Lakeside Park, eröffnet. Ein Anknüpfungspunkt für Wissenstransfer sowohl für die steirische Holzbranche, als auch für jene in Kärnten. Mit digitalen Zwillingen können Prognosen für Zukunfts-Szenarien wesentlich genauer getroffen und mögliche Schritte in Richtung klimafitter Wald leichter erzielt werden.
Welche Trends zeichnen sich aktuell in der Holzbranche ab?
Adami: Der Holzbau hat eine tiefgreifende Transformation erfahren und technologisch sind mittlerweile nahezu unbegrenzte Möglichkeiten realisierbar. Die Herausforderung liegt jedoch oft in den gesetzlichen Vorschriften, die in vielen Fällen nicht mehr zeitgemäß sind und innovative Ansätze behindern. Ein weiterer vielversprechender Trend ist die verstärkte Verwendung nachhaltiger Rohstoffe als Ersatz für konventionelle Materialien. Innovative Produkte aus Kärnten, wie beispielsweise Klettergriffe, Straßenschilder aus Holz und ein neuartiger Verbissschutz für Bäume, demonstrieren eindrucksvoll die Vielseitigkeit und Innovationskraft dieser Region.
Pinter: Der innovative Einsatz von Holz im Mobilitätssektor kann einen positiven Effekt auf die CO2-Reduktion im Lebenszyklus eines Kraftfahrzeuges bewirken. Im Forschungsprojekt CARpenTieR engagieren wir uns, die Bedeutung von Holz als alternativen Werkstoff hervorzuheben. Im Holzbau steht der Bereich der Wohnraum-Sanierung, aber auch jener der Systemoptimierung momentan besonders im Fokus. Digitalisierung und Automatisierung führen auch im Holzbau zu effizienteren Prozessabläufen, die uns einen Schritt weiter in Richtung klimaneutrales Bauen bringen. Auch künstliche Intelligenz findet in der Holzbranche ihre Anwendung.
Was ist Ihre persönliche Motivation sich für das Zukunftsthema Holz einzusetzen?
Adami: Holz begleitet mich seit meiner Kindheit, geprägt durch familiäre Wurzeln. Die tiefergehende Auseinandersetzung mit diesem einzigartigen Werkstoff zeigt mir seine faszinierenden Facetten. Besonders überzeugt bin ich von Holz als Beitrag zur CO2-Thematik – eine Überzeugung, die weiterwachsen wird.
Pinter: Als Betriebsleiter eines Forstbetriebs kenne ich die Thematiken der Branche, aber auch die Faszination dieses vielseitigen Werkstoffs aus erster Hand. Holz ist der Bau- und Werkstoff des 21. Jahrhunderts – und es wächst wieder nach und speichert dabei CO2, wie schon mein geschätzter Kollege erwähnt hat. Das ist genau, was ein innovativer Werkstoff aufweisen muss. Daher bin überzeugt davon, dass auf viele Fragen der Zukunft die Antwort Holz lautet.
WIRTSCHAFTSFAKTOR HOLZ IN SÜDÖSTERREICH:
In KÄRNTEN erwirtschaften rund 3.600 Betriebe mit 22.550 Mitarbeiter:innen eine Bruttowertproduktion von 2,8 Mrd. Euro.
In der STEIERMARK sind es rund 5.800 Betriebe mit etwa 55.000 Mitarbeiter:innen und einer Bruttowertproduktion von 5,8 Mrd. Euro.