„Wir sehen KI nicht als reine Technologie, sondern bezeichnen KI als komplexes, soziotechnisches System.“
Gemeinsam für verantwortungsvolle KI-Anwendungen
Carina Zehetmaier ist Mitglied des KI-Beirates der österreichischen Bundesregierung, Präsidentin von „Women in AI Austria“ sowie Geschäftsführerin und Gründerin der pAiper.one GmbH. Als Juristin und Menschenrechtsaktivistin rückt sie die negativen und positiven Aspekte von Künstlicher Intelligenz für unsere Gesellschaft in den Fokus. Im Interview mit advantage spricht sie darüber, wie KI in Zukunft risikoarm eingesetzt werden kann.
advantage: Welches Ziel verfolgt der Verein „Women in Artifical Intelligence Austria“?
Carina Zehetmaier: Wir sind Teil eines globalen Netzwerks und setzen uns dafür ein, dass jene Frauen, die es in diesem Bereich gibt, sichtbar sind und wir mehr Frauen und Mädchen für den Bereich KI begeistern. Wir sehen KI nicht als reine Technologie, sondern bezeichnen KI als komplexes, sozio-technisches System. Das bedeutet, dass es dafür nicht nur Expertise in der Technik braucht, sondern auch weitreichende Expertise in anderen Gebieten. Darum sind wir auch interdisziplinär und divers aufgestellt.
Wie wird der Einsatz von KI in Zukunft reguliert?
Das Thema „Mensch im Mittelpunkt“ ist genau das Thema, worum es uns als Verein, der EU und auch mir als Unternehmerin geht. Technologie hat keinen Selbstzweck, sie muss uns Menschen gerecht werden und einen Mehrwert bringen – auch unserem Planeten. Und die EU hat beschlossen, sich als die Region zu positionieren, die für vertrauenswürdige KI steht. Mit dem „EU AI Act“ wurde eine Verordnung erlassen, die mit 1. August 2024 in Kraft getreten ist – die Strafen sind sehr hoch. Die Anwendungen von KI werden in Risikokategorien zugeordnet. U. a. werden Anwendungen und Systeme verboten, die ein inakzeptables Risiko darstellen, wie z. B. Social Scoring, wie es in China eingesetzt wird. Zudem unterliegen Anwendungen mit hohem Risiko, wie z. B. ein Tool zum Scannen von Lebensläufen, das eine Rangfolge von Bewerber:innen erstellt, besonderen rechtlichen Anforderungen. Österreich hat über die RTR eine KI-Servicestelle geschaffen, an die man sich wenden kann als Unternehmen oder Organisation. Gleichzeitig hat die Bundesregierung einen KI-Beirat installiert, der bei der strategischen Ausrichtung von Österreich und gewissen Umsetzungsfragen hilft.
Wie können Unternehmen fit für den „EU AI Act“ werden?
Das ist der zweite Teil meiner Geschichte. Ich beschäftige mich seit langem mit dem Thema und hab vor einem Jahr mit meiner Kollegin beschlossen, ein Unternehmen – die „pAiper One GmbH“ – zu gründen. Wir bieten einen virtuellen AI Compliance Assistant an, d. h. wir haben eine Plattform entwickelt, die Unternehmen dabei hilft, ihre KI-Entwicklungen und Einsatzgebiete so abzubilden, dass man gegenüber Behörden oder Zertifizierungseinrichtungen darlegen kann, sich gemäß dem KI-Gesetz Gedanken über diese Themen gemacht zu haben. Das Wichtigste, was wir Unternehmen haben, sind unsere Menschen und in die müssen wir jetzt halt wieder mal investieren, um sie mitzunehmen und auch sicherstellen, dass wir als Organisation gemeinsam in eine Richtung gehen und nicht durch Ängste einzelner Personen Prozesse komplett blockieren.