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Gesundheit
04.11.2020

Gemeinsam gegen die Einsamkeit

Mit dem Projekt „Ehrenamt in der Pflegenahversorgung“ geht das Land Kärnten im vom Bund ausgerufenen Pakt gegen die Einsamkeit federführend voran – advantage hat die Fakten.

Bis zum Jahr 2050 wird – laut WIFO-Studie - die Anzahl hochaltriger Personen in allen Bundesländern um das Zweieinhalb- bis Dreifache steigen. Damit einher geht ein rasanter Anstieg von pflegebedürftigen Menschen von derzeit 450.000 auf 750.000 Betroffenen. Vor allem Demenz- und psychosoziale Erkrankungen nehmen schon seit Jahren zu. „Das heißt im Klartext: Die Herausforderungen an die Pflege werden immer größer. Ob es um Informations- und Servicestellen geht, oder um die Ausbildung von Pflegefachkräften, oder um Maßnahmen, die pflegende Angehörige entlasten, oder um konkrete Pflegedienstleistungen von der mobilen Pflege bis zu Pflegeheimen ... – die Politik ist immens gefordert“, erklärt die Kärntner Gesundheitsreferentin Beate Prettner. Sie hat bereits vor Jahren eine Pflegeoffensive gestartet – „mit dem Erfolg, dass Kärnten heute als Pflege­vorreiter in Österreich gilt“, so Prettner. So setzt Kärnten beispielswiese das seit eineinhalb Jahren muss, was eine aktuelle WIFO-Studie für Österreich dringend einfordert: nämlich ein Vor-Ort-Service in allen Gemeinden. „Mit unserer Pflegenahversorgung machen wir genau das, was Experten als Vision für die Pflegezukunft proklamieren. Bereits 42 Gemeinden sind beteiligt. Unser Ziel ist es, die Pflegenahversorgung so schnell wie möglich in allen 132 Kommunen zu verwirklichen“, betont die Gesundheitsreferentin. Herzstück der Pflegenahversorgung ist der so genannte Pflegekoordinator, der in seiner jeweiligen Gemeinde aktiv ältere Bürger aufsucht, sie in sämtlichen Pflegefragen berät und vor allem konkrete Hilfestellungen koordiniert und organisiert.

„Das Projekt Ehrenamt ist ein zentraler Meilenstein gegen die Alterseinsamkeit.“

Beate Prettner, Kärntner Gesundheitsreferentin

„Kärnten geht aber noch einen Schritt weiter: Wir wollen nämlich nicht nur über einen ‚Pakt gegen die Einsamkeit‘ reden oder an einem runden Tisch zum Thema Alterseinsamkeit philosophieren, sondern wir wollen einen tatsächlichen Schritt setzen: Mit dem Projekt ‚Ehrenamt in der Pflegenahversorgung‘ bieten wir daher eine ganz konkrete Maßnahme an“, so Prettner. Was ist mit dem ‚Projekt Ehrenamt‘ gemeint? „Es war nicht zuletzt die Coronakrise, die uns gezeigt hat, wie hilfsbereit Menschen sind, wie sehr sie sich um Nachbarn kümmern, wie selbstverständlich sie Unterstützung anbieten. Aufbauend auf dieser Hilfsbereitschaft wollen wir ganz gezielt nach Menschen suchen, die im Rahmen der Pflegenahversorgung ein paar Stunden ehrenamtliche Arbeit leisten“, heißt es seitens des Landes. Das Land Kärnten kommt diesen Ehrenamtlichen entgegen und bietet ihnen folgende Unterstützung an: Übernahme der Prämie für Haft- und Unfallversicherung durch das Land Kärnten; die Versicherungsabwicklung erfolgt zentral beim Land; als Aufwandsentschädigung wird den Ehrenamtlichen das amtliche Kilometergeld ausbezahlt; sie erhalten eine kostenlose Basisschulung durch Experten (u.a. Erste Hilfe, ­Hygiene- und Schutzbestimmungen, Umgang mit Menschen mit Demenz etc.); Abstimmung des ehrenamtlichen Einsatzes mit dem Pflegekoordinator in der jeweiligen Gemeinde; eigener Ausweis für Ehrenamtlich.


Mit der ehrenamtlichen Tätigkeit sind keinesfalls pflegerische Leistungen gemeint! Vielmehr geht es um Unterstützung und Begleitung, zum Beispiel Einkaufsfahrten, Arztbesuche, Pflegeheimbesuche, Friedhofsbesuche, Karten spielen, Gespräche, gemeinsame Spaziergänge. Prettner ist überzeugt: „Das Projekt Ehrenamt ist ein zentraler Meilenstein gegen die Alterseinsamkeit; es ist aber auch ein weiteres Entlastungsangebot für pflegende Angehörige.“ Als Beispiel führt sie an: „Wenn man beispielsweise weiß, jeden Mittwoch um 15 Uhr kommt für zwei Stunden
ein Ehrenamtlicher, dann hat der Angerhörige diese Zeit für sich ...“

Pflegeausbildung: Schulstart an neuem Standort


Seit 2018 gibt es (österreichweit) für Pflegekräfte ein dreistufiges Ausbildungsmodell, das sich in „Pflegeassistenz“, „Pflegefachassistenz“ und „diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege“ gliedert. Die einjährige Pflegeassistenz-Ausbildung wird in der Caritas-Schule, der Diakonie-Schule und dem Bfi angeboten. Die zweijährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz ist in den Kärntner Gesundheits- und Krankenpflegeschulen in Klagenfurt und Villach (GuK) angesiedelt. Die dreijährige Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger erhält man an der FH Kärnten. Mit Schulbeginn 2020 ist die GuK Klagenfurt an einen neuen Standort übersiedelt – und zwar ins Haus der Ärztekammer in der St. Veiter Straße. „Hier haben wir mit dem kompletten Erdgeschoss wunderbare helle, freundliche Räumlichkeiten erhalten“, zeigt sich Direktorin Beate Wanke über den Umzug erleichtert. Der Standort Klagenfurt wird mit zwei Klassen und rund 55 Schülern geführt. Der GuK-Hauptstandort befindet sich in Villach: „Die GuK Villach führen wir mit acht Klassen und rund 204 Schülern, davon 22 Neueinsteigern“, informiert Wanke.

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