Sandra Preiml, Leiterin der Strategischen Landesentwicklung in der Landesamtsdirektion des Landes Kärnten
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Der öffentliche Verkehr (ÖV) spielt nicht nur eine wesentliche Rolle in der Erreichung der internationalen Klimaziele, sondern trägt als Teil der Grundversorgung gleichzeitig zur Sicherung der Lebensqualität in Regionen und Städten bei. Arbeits- und Dienstwege stellen häufige Gründe dar, um mit dem Auto zu fahren und sind Verursacher von mehr als der Hälfte des Personenverkehrs an Werktagen. Mobilität auf Dienstwegen birgt demnach enormes Potenzial, um klimaschonender, aber auch stressfreier zu werden. Angebote wie das Klimaticket Österreich oder die regionalen Klimatickets (z. B. Kärnten Ticket oder KlimaTicket Steiermark) haben den heimischen ÖV in den letzten Jahren deutlich verbessert. Mit der Vollinbetriebnahme der Koralmbahn im Dezember 2025 wird das Angebot weiter attraktiviert.
Im Gespräch mit advantage teilen Berufspendler:innen ihre Erfahrungen rund um die Nutzung des ÖV und sprechen über ihre Erwartungen an die Koralmbahn.
Aufgrund ihrer Tätigkeit und dem persönlichen Interesse ist Sandra Preiml (34) sehr nah an Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und innovativen Mobilitätsformen dran. „Sich selbst und seine Handlungsweisen zu hinterfragen und Neues auszuprobieren ist da ein wichtiger Anspruch an mich selbst“, erklärt die Leiterin der Strategischen Landesentwicklung in der Landesamtsdirektion des Landes Kärnten. Preiml pendelt fünfmal pro Woche mit dem Schnellbus von Feldkirchen nach Klagenfurt. „Vor rund einem Jahr habe ich mir das Kärnten Ticket gekauft – auch als Selbstexperiment. Die Vorstellung, ich komme dadurch schneller, bequemer und umweltfreundlicher ins Büro, war für mich Anlass umzusteigen.“
Der Eröffnung der Koralmbahn blickt Preiml optimistisch entgegen: „Die Region wird an die internationale Verkehrsachse – die Baltisch-Adriatische-Achse – angebunden. Die veränderten Erreichbarkeiten werden die wirtschaftliche Entwicklung in Südösterreich maßgeblich beeinflussen und den Wirtschaftsstandort Kärnten als international attraktiven Standort positionieren.“
Sandra Preiml, Leiterin der Strategischen Landesentwicklung in der Landesamtsdirektion des Landes Kärnten
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Ilja Svetnik pendelt zwei bis dreimal wöchentlich zwischen Klagenfurt und Villach. „Ich nutze die Zeit im Zug gerne, um bereits meine Mails zu checken, im ersten Meeting zu sitzen oder einfach zu lesen und zu frühstücken“, erzählt der 31-jährige, der als Researcher an der Fachhochschule Kärnten tätig ist. „Die Reise von Haustür zu Haustür dauert bei mir 45 Minuten, das sind – bei perfektem Verkehr – zehn Minuten mehr als mit dem Auto. Meistens bin ich gleich lang unterwegs oder sogar schneller, vor allem mit den Sommerbaustellen an der A2“, so Svetnik. Seine Motivation, die Öffis zu nehmen, ist groß – ganz abgesehen vom ökologischen Hintergrund. „Ich nutze den ÖV im Alltag und für Reisen nach Graz, Wien und Salzburg, und besitze daher auch privat ein Klimaticket Österreich.“ Enormes Interesse hat Svetnik auch an der Koralmbahn: „Als jemand, der Graz privat und beruflich noch sehr verbunden ist, hoffe ich auf das Beste.“
Ilja Svetnik, Researcher an der Fachhochschule Kärnten
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Claudia Kernmaier (30) lebt und arbeitet in Graz. Sie ist als Junior Scientist bei Joanneum Research tätig und begeisterte Öffi-Fahrerin: „Die Bushaltestelle befindet sich fast direkt vor meiner Haustür und ich brauche ca. 20 Minuten zur Arbeit. Durch die gute Anbindung nutze ich mein Klimaticket auch regelmäßig, um nach Hause in die Obersteiermark zu fahren und spare mir dadurch ein Auto und die damit verbundenen Kosten.“ Persönlich findet Kernmaier, dass es eine einheitliche Regelung geben sollte, um eine Haltestelle über das Bundesland hinaus fahren zu dürfen. „Ich kenne viele, die mit dem Zug von Graz nach Friesach fahren und dann die Strecke von Neumarkt in der Steiermark bis Friesach extra zahlen müssen. Es gibt aber Ausnahmen auf anderen Strecken. Eine einheitliche Lösung wäre sinnvoll.“ Chancen durch die Koralmbahn sieht Kernmaier speziell für die Pendler:innen. „Eine gute Verbindung zwischen Graz und Klagenfurt ist eigentlich essentiell. Ich werde es vor allem nutzen, um Freunde zu besuchen.“
Claudia Kernmaier, Junior Scientist bei Joanneum Research
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Andreas Töfferl (58) kann die Vorteile der neuen Koralmbahn, die auf der Kärntner Seite im Dezember 2023 in Betrieb genommen wurde, bereits jetzt nutzen. Der Niederlassungsleiter eines Kunststoffrohrherstellers in Klagenfurt pendelt viermal wöchentlich mit der S-Bahn zwischen St. Paul im Lavanttal und der Landeshauptstadt. „Zeitfaktor, Umweltbewusstsein und ein Entspanntes zur Arbeit kommen sind für mich zentrale Argumente, um nicht mit dem PKW, sondern mit den Öffis zum Dienstort anzureisen. Die Fahrtzeit kann sinnvoll genützt werden. Ein geringeres Unfallrisiko und die Wirtschaftlichkeit sprechen ebenso dafür“, betont Töfferl, der große Chancen durch die Koralmbahn speziell für seine Heimat St. Paul sieht, wo demnächst ein Technologiepark in der Nähe des neuen Bahnhofs errichtet werden soll.
Andreas Töfferl, Niederlassungsleiter eines Kunststoffrohrherstellers in Klagenfurt
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„Hauptmotivation für den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr waren im Mai 2022 die hohen Spritpreise und der sehr günstige Preis des Kärnten Tickets. Die Idee kam von einem Arbeitskollegen“, erklärt Markus Wirnsberger (39) aus Trebesing. Er ist leitender technischer Angestellter und pendelt werktags von Oberkärnten nach Villach. Mittlerweile sei es einfach zur Gewohnheit geworden. „Mit den Öffis zu fahren ist günstiger als das Auto und meistens auch wesentlich entspannter. Ich kann auf dem Weg von und zur Arbeit problemlos E-Mails und Telefonate erledigen.“ Die neue Koralmbahn wird für Wirnsberger künftig vor allem für private Ausflüge nach Graz eine Rolle spielen. Beruflich erhofft er sich mehr qualifiziertes Personal bzw. Bewerbungen.
Markus Wirnsberger, leitender technischer Angestellter
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WISSENSWERT
Nachhaltige Mobilität reduziert nicht nur die Treibhausgase, sondern auch die Kosten und den Energieverbrauch. Im Vergleich zu einem Pkw mit Verbrennungsmotor verursachen Linienbusse in ihrer Gesamtbilanz pro Personenkilometer um 75 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen, die Bahn in Österreich sogar um 94 Prozent weniger Emissionen.
Quelle: Umweltbundesamt/ VCÖ