Ing. Bernhard Auer
© Armin Russold
Im Interview mit advantage gibt Bernhard Auer, Geschäftsführer der Wietersdorfer Alpacem GmbH, einen Einblick in eine CO2-reduzierte und zukunftsweisende Bauweise.
advantage: 2023 war ein Jahr voller Herausforderungen in der Bauwirtschaft. Wie nehmen Sie die aktuelle Lage wahr?
Bernhard Auer: Die Märkte entwickelten sich 2023 anders als erwartet. In Österreich sehen wir starke Rückgänge am Zementmarkt, während sich die Kernmärkte, Italien und Slowenien, gut entwickeln. Als Alpacem sind wir gut vorbereitet, um auch in einem schwierigen Marktumfeld an unseren beiden großen Zukunftsprojekten arbeiten zu können: Dekarbonisierung von Zement und Beton sowie die Verfolgung unseres Wachstumskurses. Gut geführte Unternehmen können jetzt die Chancen nützen.
Ing. Bernhard Auer
© Armin Russold
Der Markenauftritt der Alpacem Tochterunternehmen wird seit Mitte 2023 schrittweise vereinheitlicht. Welche Vision steht dahinter?
Nach einer fünfjährigen Einführungsphase als Dachmarke setzen wir seit heuer auf Alpacem als Marke für alle unsere operativen Aktivitäten. Wir nützen die Synergien eines starken Auftrittes im Alpe-Adria-Raum und haben damit die Basis geschaffen, auf der wir einerseits neue Aktivitäten und Unternehmen integrieren können und andererseits innerhalb des Unternehmens unseren Integrationskurs konsequent fortsetzen können.
Was verstehen Sie unter einem internen Integrationskurs?
Wir setzen auf Spezialisierung und Wissen und arbeiten länderübergreifend an den großen Themenstellungen. Als Marktführer für Zement und Beton im Alpe-Adria- Raum setzen wir unsere Kapazitäten für die Weiterentwicklung unserer Werke und Produkte sehr fokussiert ein. Beispiele dafür sind die Einführung der neuen, CO2-reduzierten CEM II/C-Zemente sowie die bereits eingeleitete Zertifizierung unserer Produkte anhand der Umweltproduktdeklaration (EPD), um unseren Kunden den CO2-Fußabdruck als weiteres Entscheidungskriterium bei der Auswahl der Zementsorte zur Verfügung zu stellen.
Stichwort CEM II/C: Wurde dieser neue, CO2-reduzierte Zement bereits in der Praxis verwendet?
Der CEM II/C kam erstmalig im großen Stil bei der Errichtung unserer neuen Alpacem Zentrale in Wietersdorf zum Einsatz. Dieser neue Zement ist ein Sinnbild für die stetige Weiterentwicklung unserer Produkte und unseren Bestrebungen den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Die Klimatisierung des Gebäudes erfolgt übrigens durch Bauteilaktivierung, wodurch nicht nur die Energieeffizienz gesteigert wurde, sondern auch das Raumklima optimiert werden konnte. Beton ist somit die Grundlage für modernes, energieeffizientes Bauen.
Sie haben bereits über Wachstum gesprochen. Welche Schritte wurden 2023 dahingehend gesetzt?
Der Vertragsabschluss über die Übernahme des Zementwerkes Fanna und die Stärkung der Partnerschaft mit dem italienischen Zementhersteller Buzzi sind große Meilensteine in der weiteren Verdichtung unserer Position im Alpe-Adria-Raum. Wir befinden uns in der wettbewerbsrechtlichen Prüfung der Transaktion und rechnen mit einem Abschluss im zweiten Halbjahr 2024.Damit startet dann unsere eigentliche Arbeit, die Übernahme und
Integration der neuen Aktivitäten und vor allem die Einbindung der Mitarbeiter, die zu uns stoßen. Wachstum wird auch weiterhin unser Tun bestimmen. Wir sind überzeugt, dass weitere Zukäufe in Österreich, Slowenien und Italien folgen werden.
Abschließend: Ihr Ausblick für das nächste Jahr?
Folgend dem Leitsatz unserer Vision „From people for people for generations“ werden wir unseren Weg weitergehen. Wir erwarten uns ein ähnliches Marktumfeld wie 2023, werden an unserem Zukunftsprojekt, der Neuinvestition in die Zementmahlanlage in Wietersdorf, weiterarbeiten und konsequent die Dekarbonisierung der Zementherstellung vorantreiben. Als wesentlichen Treiber sehe ich die Ausstellung der EPD, da ich davon ausgehe, dass damit der CO2-Fußabdruck viel stärker als heute von Bauherren, Planern, Bauausführenden und unseren Kunden in den Fokus kommt. Wie wir in anderen Sektoren sehen, führt dies zu neuen Wegen und Einsparungen, wobei wir als Alpacem anstreben, Vorreiter bei der Dekarbonisierung zu sein.