Girls‘ Day fördert erneut geschlechtersensible Berufsorientierung
Der Girls‘ Day 2024 wurde kürzlich bei MAHLE Filtersysteme Austria GmbH in St. Michael ob Bleiburg eröffnet. „Der Fachkräftemangel betrifft fast alle Bereiche der Wirtschaft. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, traditionelle Rollenbilder nachhaltig abzubauen und sich von typischen Frauen- oder Männerberufen zu verabschieden. Die positive Wirkung des Girls‘ Day zeigt sich erfreulicherweise in einem leichten, stetigen Anstieg von weiblichen Lehrlingen in technischen Berufen in Kärnten“, so Frauen-Landesrätin Schaar bei der Eröffnung.
Technische Berufe in der Praxis erproben
Der Girls‘ Day, welcher in Zusammenarbeit mit dem Verein EqualiZ umgesetzt wird, verfolgt das Ziel, Volksschülerinnen der dritten und vierten Klassen fernab von Rollenklischees einen Erprobungsraum für frühzeitige Berufsorientierung zu bieten. Dieses Jahr findet der Girls‘ Day in Kärnten zum elften Mal mit ganzjährigen Aktionen statt. Dabei hatten kürzlich 15 Schülerinnen der Volksschule Bleiburg die Möglichkeit, das Unternehmen MAHLE Filtersysteme Austria GmbH näher kennenzulernen, um sich an unterschiedlichen Stationen praktisch auszuprobieren. In der Lehrlingsakademie fertigten die Volksschülerinnen mit Unterstützung ein kleines Werkstück – ein personalisiertes Herz – an, das sie anschließend mit nach Hause nehmen konnten. Die technischen Lehrberufe Metalltechnik, Kunststofftechnik sowie Elektrotechnik wurden dabei in diesem Werkstück vereint: Angefertigt wurde ein Sockel aus Metall sowie ein Herz aus Kunststoff, welches verdrahtet wurde, sodass es leuchtet.
MAHLE: Stärkung weiblicher Fachkräfte
MAHLE ist ein international führender Entwicklungspartner und Zulieferer der Automobilindustrie mit Kundschaft sowohl im PKW- als auch im Nutzfahrzeugsektor. Jedes zweite Fahrzeug weltweit ist heute mit MAHLE-Komponenten ausgestattet. MAHLE Filtersysteme Austria GmbH, gegründet 1969 in St. Michael ob Bleiburg, fertigt als Zulieferer der Automobilindustrie beispielsweise Kraftstofffilter, Ölmodule oder Luftfiltersysteme an. Corinna Schleschitz, MAHLE Head of Human Resources Austria & UK, betont: „Wir nehmen mit unserer Lehrlingsakademie bei MAHLE schon seit über zehn Jahren am Girls‘ Day teil, denn MAHLE setzt bereits bei der Lehrlingsausbildung auf die Stärkung weiblicher Fachkräfte. Damit sind wir erfolgreich: Aktuell ist rund ein Drittel unserer Lehrlinge weiblich, in manchen Lehrjahren steigt der Frauenanteil sogar auf bis zu 50 Prozent.“ Erstmalig wird heuer ein Bewerberinnentraining für junge Frauen beim Unternehmen MAHLE Filtersysteme Austria GmbH angeboten. Dabei werden Bewerbungsgespräche simuliert und hilfreiche Informationen rund um Bewerbungsunterlagen oder Auswahlverfahren nähergebracht, um optimal für Bewerbungsprozesse und Lehrlingsauswahlverfahren vorzubereiten.
Ganzjährige Aktionen
Auch in diesem Jahr gibt es wieder ganzjährig Aktionen zum Girls‘ Day. In den Monaten Mai, Juni, September, Oktober sowie November öffnen kärntenweit Unternehmen die Türen ihrer Werkstätten und Labore für wissbegierige Volksschülerinnen und stellen Berufszweige vor, in denen Frauen noch selten vertreten sind. In diesem Jahr dabei sind: MAHLE Filtersysteme Austria GmbH, ALPEN-MAYKESTAG GmbH, Flex GmbH, FunderMax GmbH & Kompetenzzentrum Holz GmbH, Griffnerhaus GmbH, Infineon Technologies Austria AG, Kärnten Netz, KFZ-Werkstätte Erlach, Treibacher Industrie AG sowie Institutionen wie die Fachhochschule Kärnten mit dem Campus Klagenfurt und Spittal oder das Bfi IT-L@b & Metallic in St. Stefan. Darüber hinaus können Volksschulen auch technisch-handwerkliche sowie naturwissenschaftliche Workshops im Sinne einer „mobilen Werkstatt“ an die eigene Schule holen. Experimente, Übungen oder Do-It-Yourself-Anleitungen werden im Rahmen des Girls‘ Days außerdem digital als Pakete zu Verfügung gestellt.
Begleitung für teilnehmende Unternehmen und Institutionen
Christine Erlach, Geschäftsleiterin des Vereins EqualiZ, welche für die Koordination und Umsetzung des Girls‘ Day zuständig ist, hebt vor allem die pädagogische Qualität der Maßnahme hervor: „Jedes einzelne Unternehmen und jede Institution, die beim Girls‘ Day mitmacht, wird von uns fachlich und inhaltlich kompetent begleitet – das ist sicherlich das größte Qualitätsmerkmal der Initiative in Kärnten. Von der ersten Ideensammlung über die inhaltliche Feinplanung bis hin zur Schulung der Mitarbeitenden und der gemeinsamen Programmgestaltung am Aktionstag selbst – wir setzen alles daran, sicherzustellen, dass wir den teilnehmenden Mädchen das bestmögliche Programm voller spannender, erkenntnisreicher Erfahrungen ohne Geschlechterklischees bieten können.“
Nachweisbare Erfolge
Der Erfolg der gesetzten Maßnahmen zeigt sich in der Kärntner Lehrlingsstatistik, wo demnach ein Anstieg der weiblichen Lehrlinge in männerdominierten Berufen zu verzeichnen ist. „Seit dem Jahr 2022 sind bei weiblichen Lehrlingen erstmals Elektrotechnik und Metalltechnik unter den Top-10-Lehrberufen. Letztes Jahr ist Elektrotechnik von Platz sieben auf sechs vorgerückt“, so Schaar. Anna Lampl, Lehrling in Prozesstechnik bei MAHLE seit September 2022, wurde beispielsweise durch ihren Bruder, der ebenso bei MAHLE gelernt hat, auf die Lehre aufmerksam. „Ich habe vor der Lehre die WI‘MO in Klagenfurt (Höhere Lehranstalt für Wirtschaft und Mode) besucht. Im zweiten Schuljahr habe ich aber immer mehr bemerkt, dass ich etwas Handwerkliches machen möchte. Durch meinen Bruder, der bei MAHLE Prozesstechniker gelernt hat, habe ich erfahren, wie spannend und vielfältig die Lehre hier ist. Wenn man etwas Handwerkliches machen will, ist die Lehre bei MAHLE perfekt, weil man in der Lehrzeit so viel lernt und in alle Bereiche reinschnuppern kann, sei es Kunststofftechnik, Elektrotechnik, Maschinenbautechnik etc. Ich finde es toll, dass junge Frauen hier so gefördert werden“, berichtet Lampl.
Rollenklischees aufbrechen
„Information und praktisches Ausprobieren stehen im Mittelpunkt der Maßnahmen, um die geschlechterreflektierte Berufsorientierung bei Mädchen zu fördern und ihr Interesse zu wecken. Das Kennenlernen von Berufsbildern abseits traditioneller Rollenbilder ermöglicht es Mädchen, ihre Talente zu entdecken und sichtbar zu machen. Denn nur mit dem Wissen um die eigenen Talente und Stärken können junge Frauen eine nachhaltige, von Rollenklischees befreite Berufswahl treffen“, betont auch Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Landes Martina Gabriel. Die Maßnahmen des Girls' Day sind wichtige Schritte, um Rollenklischees aufzubrechen, aber auch die Rahmenbedingungen müssen dabei angepasst werden, damit echte Wahlfreiheit entstehen kann. „Wir brauchen mehr Frauen in männerdominierten Branchen. Damit Frauen nicht nach einiger Zeit aus männertypischen Berufen in frauentypische Berufe abwandern, muss die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert werden. Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne müssen in Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, angehoben werden, um Frauen eine finanziell abgesicherte und unabhängige Zukunft zu ermöglichen“, erklärt auch Schaar.
ES GIBT NOCH FREIE PLÄTZE!
Kontakt für interessierte Schulen:
Sara Schönberg, 0463/50 88 21, schoenberg@equaliz.at
© Büro LR.in Schaar