Unter den Häuslbauern nd den gewerblichen und industriellen Investoren ist Holz als Baustoff sehr gefragt. © Pixabay/Maikolaquino
Wirtschaft
24.11.2021

Holz – ein Baustoff der Zukunft

Holzbau-Innungsmeister Fritz Klaura spricht über die Trends im Holzbau, die Vorteile des Baustoffes Holz und verrät, wo es in Kärnten beim Holzbau noch Nachholbedarf gibt.

Holz ist so vielfältig wie kein anderer Baustoff und bietet viele Vorteile. Neben einer kurzen Bauzeit überzeugen Holzbauten auch mit einem gesunden Raumklima, hervorragendem Wärmeschutz, vielen Planungs- und Gestaltungsmöglichkeiten und Langlebigkeit. Außerdem ist Holz ein nachwachsender Rohstoff und gut für das Klima. „Holz ist sehr leicht bei hoher Tragfähigkeit und Elastizität. Es ist lebensmittelecht, hat einen positiven Einfluss auf den mensch­lichen Organismus, hält Strahlungen im Mikrowellenbereich ab, ist leicht zu be­arbeiten und CO2 neutral. Holz liefert außerdem den lebenswichtigen Sauerstoff und konserviert Kohlenstoff und ist somit eine Lungenmaschine“, führt Fritz Klaura die Vorteile des Baustoffes weiter aus.

Hier geht's zum Interview mit Fritz Klaura.

Nachholbedarf bei öffentlichen Bauten

Unter den Häuslbauern und den gewerblichen und industriellen Investoren ist Holz als Baustoff sehr gefragt. Im Bereich der Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser hält der Holzbau bei zirka 30 Prozent des Auftragsvolumens. Dazu gehören auch die in Holzbauweise vorgefertigten Fertighäuser. „Wir unterscheiden Häuser in vorgefertigten Elementen, die in der Regel von allen Holzbau-Meisterbetrieben errichtet werden und Fertighäuser, die in schlüsselfertiger Ausrüstung übergeben werden“, erklärt Klaura. Starken Nachholbedarf gibt es aber noch bei den mehrgeschossigen Wohnbauten des öffentlichen und halb­öffentlichen Bereiches.. „Hier hinken wir in Kärnten stark nach. Das Land will sich als Nachhaltigkeitsvorreiter profilieren, doch fehlen hier die Taten die ein solches Prädikat erlauben würden“, erklärt der Holzbau-Innungsmeister.

Verschiedene Bauweisen

Derzeit sind im Holzbau drei große Strömungen festzustellen, wie Klaura erklärt. „Das ist zum einen die traditionelle Holzmassivbauweise die im Meisterbetrieb in einzelnen Stäben zugeschnitten und vor Ort Kranzweise zu Wänden aufgezimmert wird. Dann gibt es noch die moderne Holzmassivbauweise. Hier wird das Holz vom Holzbaumeister in einer virtuellen Werkplanung zugeschnitten und anschließend werden die Daten an die Hersteller großer Massivholzelemente gesendet um von ihnen auf großen, computergesteuerten Zuschnittanlagen exakt bearbeitet zu werden“, so Klaura. Diese Massivholzelemente werden dann mit einer Breite von drei Metern, einer Länge von 16 Metern und einer Stärke von fünf bis fünfzig Zentimetern projektbezogen auf die Baustelle geliefert, wo dann der Rohbau eines Einfamilienhauses an einem Tag erfolgen kann.

Unterschied im Aufbau der Gebäudehülle

Beliebt ist auch die Rahmenbauweise die sich aus der traditionellen Riegelbauweise entwickelt hat. Aus sogenannten Stäben werden hier großflächige Rahmenelemente im Holzbaubetrieb vorgefertigt und mit Wärmedämmung, Elektroleerinstallation, Fassadenunterkonstruktion und den eingebauten Fenstern ausgestattet. „Auf der Baustelle wird dann Lego for professionals gespielt. Das heißt, die großflächigen Wand-, Dach- und Deckenelemente werden schnell mittels Kränen montiert. So ist auch hier die Montage eines Einfamilienhauses in einem Tag möglich“, erklärt Klaura. Der Unterschied zwischen der Holzmassivbauweise und der Rahmenbauweise liegt im Aufbau der Gebäudehülle. Bei der Rahmenbauweise liegen die lastabtragenden Rahmen und die Wärmedämmung in gleicher Ebene. Bei der Holzmassivbauweise ist die massive Holzscheibe das tragende Element und die Wärmedämmung liegt davor.

Keine Böden versiegeln, Natur schonen

„Besonders die moderne Holzmassivbauweise und die Rahmenbauweise eignen sich gut für die Errichtung von Aufstockungen und Zubauten. So bringt die Holzmassivbauweise nur ein Sechstel und die Rahmenbauweise nur ein Zehntel der herkömmlichen Bauteillasten auf den darunterliegenden Baukörper. So können auch Objekte, die zuvor nicht für eine Aufstockung vorgesehen waren, ein weiteres Geschoss erhalten“, informiert der Holzbau-Innungsmeister. Ein Punkt, der vor allem in urbanen Bereichen wichtig ist um die notwendige Nachverdichtung zu erreichen. „Denn der Dachboden des bestehenden Gebäudes ist schon mit aller Infrastruktur ausgestattet und bildet somit den billigsten Baugrund. Es wird dadurch auch kein wertvoller Boden versiegelt und die Natur geschont.“

Verwendung von heimischen Nadelhölzern

Für den Holzbau werden vorrangig heimische Nadelhölzer wie Fichte, Tanne, Kiefer und Lärche verwendet. „Laubhölzer sind schwerer zu bearbeiten und haben im Regelfall nicht so schöne Stämme wie Nadelhölzer die leichter zu sägen sind. Laubhölzer wie Buche, Eiche, Esche oder Birke haben allerdings sehr phantastische technische Eigenschaften und eignen sich deshalb in anspruchsvollen Konstruktionen sehr gut als Problemlöser“, so Klaura.

Holz ist ein umweltfreundlicher Baustoff

Schon in der Bauphase zeigt sich die Umweltfreundlichkeit von Holz. Wasser, Luft und Licht genügen für die „Produktion“ des Grundstoffes Holz. In der Verarbeitung zu Baumaterial benötigt Holz deutlich weniger Energie als andere Baustoffe und verursacht damit weniger CO2. Durch seine hohe Dämmfähigkeit sorgt Holz auch dafür, dass in Holzbauten weniger CO2 emittiert wird. Selbst am Ende seines Lebens setzt ein Holzhaus nur jene Menge an CO2 frei, die gespeichert wurde. Damit ist der Baustoff Holz von Natur aus CO2-neutral. Darüber hinaus reduziert jeder Kubikmeter Holz, der als Ersatz für andere Baustoffe dient, die CO2 Emissionen in der Atmosphäre. „Wir nehmen das Holz aus dem Kreislauf und verbauen es zu tollen Holzbauten die mehrere Jahrhunderte in Gebrauch sind. Nach dem Gebrauch sind diese Gebäude relativ leicht zu zerlegen und die darin verbauten Materialien, speziell das Holz, wieder im Bauprozess einzusetzen“, so Klaura.

Aktiver Beitrag zum Klimaschutz

Je nach Bearbeitung und Nutzung dieser Holzmaterialien werden immer kleinere Grundstoffe daraus. „Wir sägen Balken zu Brettern, die Bretter werden zu Spänen aufgehackt und wenn die Losgröße noch kleiner wird so werden Holzfasern aus den Reststoffen gewonnen, die als Dämmstoff ihre weitere Funktion im Bauprozess erfüllen.“ So kann Holz beispielsweise in Kaskaden bis zu 1.500 Jahren genutzt werden. „Und am Ende dieser langen Nutzungsdauer verbrennen wir die Holzteile, gewinnen daraus Wärme und Strom. Welcher Baustoff kann das bei derart geringem Energieaufwand zur Wiederverwendung noch? Holzverwendung und Holzbau tragen somit sehr aktiv zum Klimaschutz bei“, erklärt Fritz Klaura.

Fritz Klaura. © LI 107/WKK

Zur Person

Fritz Klaura ist mit Holz groß geworden – im elterlichen Zimmereibetrieb samt Sägewerk. Der Großvater war schon Zimmermeister, der Vater Architekt und Zimmermeister. Klaura maturierte 1980 an der HTL für Holzwirtschaft in Kuchl und landete dann durch Zufall bei der Firma Lindner in Spittal (Planung von Sägewerken, Konstruktion von Anlagen). Mit 23 Jahren entschied er sich im zweiten Bildungsweg für eine Zimmerer-Lehre in mehreren Betrieben in Salzburg und absolvierte diese in verkürzter Lehrzeit. Es folgte die Bauhandwerkerschule in Hallein und er legte 1986 die Meisterprüfung ab.

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