Fritz Klaura
© Sissy Furgler
Im Interview mit advantage unterstreicht Fritz Klaura, Landes-Innungsmeister Holzbau Kärnten, wie kreislaufgerechtes Bauen mit Holz dem Klima helfen kann.
advantage: Welche Vorteile bietet der Baustoff Holz?
Fritz Klaura: Die Bauwirtschaft ist global betrachtet für 60 Prozent der Schadstoffemissionen verantwortlich. Obwohl wir hierzulande den natürlichen Baustoff Holz in Hülle und Fülle vorrätig haben, wurde dieser bisher nur spärlich genutzt. Holz zeichnet sich dadurch aus, dass es einerseits im Wachstum Schadstoffe aus der Luft entnimmt, über die Photosynthese in Holzmasse und Blattwerk wie auch lebensnotwendigen Sauerstoff umwandelt und andererseits als Baustoff vor allem das gebundene CO2 so lange konserviert bis es der Natur in Form von Verbrennung oder Vermoderung zurückgeführt wird. Somit ist Holzbau ein aktiver Klimaschützer!
Haben wir überhaupt genügend Holz zur Verfügung, um die Bauaufgaben zu erfüllen? Sind unsere Wälder nicht schon an ihr Limit gelangt, wenn man hie und da kahle Waldflächen durch Borkenkäferbefall sieht?
Regional sind da schon bedenkliche Entwicklungen zu sehen, wie im Lesachtal oder im Mölltal, wo Schutzwälder betroffen sind und ihre Funktion nun von technischen Verbauungen erfüllt werden muss. Da sehen wir die Auswirkungen des Klimawandels ganz drastisch. Dennoch haben wir genügend Wald, um den Bedarf an Holz als Baumaterial zu decken. In diesem Zusammenhang ist jedoch zu erwähnen, dass wir endlich von flächen- und ressourcenverbrauchenden Vorgangsweisen Abstand nehmen müssen und uns nachhaltiger Methoden bedienen. Nur bewirtschaftete Wälder sind ein Garant für die Nachhaltigkeit. Gebot der Stunde ist es dem riesigen Leerstand von Gebäuden entgegenzuwirken, indem man diese revitalisiert und die Gebäude auf die Anforderungen der Zukunft ertüchtigt. Mit vorgefertigten und hochdämmenden Holzelementen kann man diesen Gebäuden eine neue thermische Hülle geben. Ausbau, Umbau und Sanierung sind die Stärken des Holzbaus.
Fritz Klaura
© Sissy Furgler
Wie kann so eine Gebäudeertüchtigung mit Holz realisiert werden?
Die Gebäudestruktur bleibt in weiten Zügen erhalten. Die neue Infrastruktur wird an den Fassaden hochgezogen. Mit einer vorgefertigten, neuen, hochdämmenden Gebäudehülle, in der die Fenster, Lüftungsgeräte, thermische Kollektoren und Photovoltaikelemente eingebaut sind, wird das Gebäude auf den neuesten Stand gebracht. Die Sanierung der innenliegenden Nasszellen (Bäder, WC’s), der Böden und der Raumausstattung erfolgt wie bisher. Zukunftsweisend, schnell und ökonomisch: So lässt sich diese Art der Gebäudeertüchtigung zusammenfassen. Diese Form der Sanierung bedarf einer disziplinierten Zusammenarbeit zwischen Architekten, Haustechnikplaner, Werkplaner und letztlich auch dem Auftraggeber. Das Ergebnis ist in allen Fällen wirtschaftlicher und nachhaltiger als herkömmliche „Sanierung“ mit aufgeklebten Polystyrolplatten (Porozell) als Wärmedämmverbundsystem. Diese Art der Sanierung und Verbesserung wäre zudem angetan, dem gigantischen Leerstand von Gebäuden entgegenzuwirken. Eine Offensive in diese Richtung würde einerseits dem Schadstoffausstoß entgegenwirken und andererseits die heimischen Wirtschaftskreisläufe stärken, die Abhängigkeit von ausländischen Materialien mindern und den Erhalt der ländlichen Kulturlandschaft fördern.
Welchen Beitrag kann der Holzbau in punkto Kreislaufwirtschaft leisten?
Kaskadennutzung skizziert die Möglichkeit, den Rohstoff Holz mehrfach und effizienter zu verwenden: zum Beispiel zunächst als Material für Gebäude, Innenausbauten oder Möbel, dann für Holzwerkstoffe und zuletzt zur Gewinnung von Strom und Wärme. Dadurch kann eine möglichst hohe Ressourceneffizienz und ein Maximum an Wertschöpfung erreicht werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von vorhandenen Bauteilen aus Holz in anderen Gebäuden, sprich Re-Use von Gebäudeteilen oder Konstruktionselementen. Da ist der Holzbau perfekt. Nur muss man halt wissen, wo es so etwas gibt.
Welche Rahmenbedingungen braucht es da seitens der öffentlichen Hand?
Ich bin der Meinung, wenn die öffentliche Hand das fördern will, dann müsste so etwas wie eine Material-Datenbank zur Verfügung gestellt werden, wo gebrauchte Bauteile und Gebäudekomponenten gelistet sind, die zur Wiederverwendung geeignet wären. So etwas bräuchten wir für die gesamte Baubranche; nicht nur für Betonteile, sondern auch für Holzteile usw.
Die Innovationsfreudigkeit im Holzbau ist enorm. © Weissenseer Holz-System-Bau GmbH; Zimmerei Kaufmann