Österreich ist einer der führenden Exporteure von Holz und holzbasierten Produkten in Europa. © Adobe Stock
Umwelt
18.04.2024

Holz und die Grenzen der Versicher­barkeit

Eine Branche im Fokus eines harten Versicherungsmarktes.

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Die Holzindustrie spielt eine entscheidende Rolle in der österreichischen Wirtschaft. Laut Daten des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, trägt sie mit etwa 3,6 % maßgeblich zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Dennoch steht die Versicherbarkeit der Holzindustrie vor zahlreichen Herausforderungen, die sowohl durch interne Dynamiken als auch durch externe Faktoren beeinflusst wird.

Aktuelle Situation

Aktuell ist die Versicherbarkeit der Holzindustrie durch eine Reihe von Entwicklungen gekennzeichnet, die Versicherer bei der Bewertung und Preisgestaltung von Polizzen berücksichtigen müssen. Dazu gehören die Zunahme von klimabedingten Naturkatastrophen, die Gefahr von Betriebs­unterbrechungen durch technische oder logistische Probleme, Preissteigerungen bei Schadenzahlungen aufgrund Inflation und neue technologische Bedrohungen wie Cyberangriffe.

Versicherer bieten in Österreich verschiedene Produkte an, um die Risiken der Holzindustrie abzudecken, darunter u. a. Sach-, Betriebsunterbrechungs­versicherungen, (Produkte-)Haftpflicht­versicherungen, Cyberversicherungen, Maschinenbruch- sowie Maschinenbruchbetriebs­unterbrechungsversicherung usw. Diese Produkte müssen jedoch ständig angepasst werden, um den sich ändernden Marktverhältnissen gerecht zu werden.

„Die individuelle Risikoberatung stellt die Basis für ein nachhaltiges Versicherungs­konzept dar“.

Florian Traußnig, Geschäftsführer für Risiko- und Versicherungstechnik / CTO der Koban Südvers

Brandrisiko bei Sägewerken

Sägewerke sind Betriebe, in denen Holz geschnitten, verarbeitet und gelagert wird. Aufgrund der Natur des Materials und der industriellen Prozesse besteht in Sägewerken ein erhöhtes Risiko für Brände. Ein Brand kann nicht nur erhebliche Sachschäden verursachen, sondern auch die Sicherheit der Mitarbeiter:innen gefährden und die Umwelt belasten. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Sägewerke geeignete Vorkehrungen treffen, um den Brandschutz zu optimieren. Als Hauptursachen von Bränden kommen folgende Faktoren in Frage:

1. Holzstaub: Ein Hauptfaktor, der zu Bränden in Sägewerken führen kann.
2. Funkenflug: Die Verwendung von Sägeblättern, Schleifmaschinen und anderen Werkzeugen kann Funken verursachen, die brennbare Materialien entzünden können, wenn sie nicht ordnungsgemäß kontrolliert werden.
3. Elektrische Probleme: Defekte elektrische Verkabelungen, Überlastungen oder Kurzschlüsse können ebenfalls Brände auslösen, insbesondere in Umgebungen, in denen Holzstaub vorhanden ist.
4. Hitzeeinwirkung: Hohe Temperaturen durch fehlerhafte Maschinen oder unzureichende Kühlung können leicht brennbare Materialien entzünden.
5. Zusätzlich eingebrachte Brandlasten: Diese erhöhen das Risiko im Produktionsprozess und können meist mit einfachen Mitteln verhindert werden.
6. Cyberangriffe: Das mittlerweile für viele Betriebe nicht mehr unbekannte Cyberrisiko hat in vielen Branchen Einzug gehalten.

Dies erfordert von den Versicherern, ihre Risikomodelle kontinuierlich anzupassen und möglicherweise höhere Prämien zu verlangen, um die Wirtschaftlichkeit der Verträge zu erhalten. Zudem spielt die technologische Entwicklung eine wesentliche Rolle. Fortschritte in der Forstwirtschaft und Holzverarbeitung können einerseits effizientere und sicherere Methoden für das Arbeitsumfeld bieten, andererseits aber auch neue Risiken einführen, zum Beispiel durch die Abhängigkeit von komplexen Maschinen und Systemen.

Ausblick

Der Ausblick für die Versicherbarkeit der Holzindustrie in Österreich ist von einer Mischung aus Unsicherheit und Optimismus geprägt. Aus gesellschaftlicher Sicht müssen Versicherer und Unternehmen der Holzindustrie eng zusammenarbeiten, um innovative Versicherungslösungen zu entwickeln, die den spezifischen Risiken dieser Branche gerecht werden und diesen für unser Land wichtigen Branchenzweig bestmöglich schützen.

Heutzutage haben sich je nach Unternehmensgröße diverse Mindeststandards etabliert, wobei hier als Beispiel eine Brandmeldeanlage im Produktionsbereich zu erwähnen ist. Technische Mindeststandards sollten jedoch stets im Ein- und Gleichklang mit organisatorischen Maßnahmen stehen. Zu dem im Risikomanagement bezeichneten „low-hanging-fruits“ zählen Schulung und Sensibilisierung von Mitarbeiter:innen, laufende thermografische Untersuchungen von elektronischen Bauteilen und Schaltschränken, regelmäßige Feuerwehrübungen, ordnungsgemäße Einweisung von Fremdfirmen inkl. der sogenannten Heißarbeitsscheine, regelmäßige Wartung und Revision von Maschinen.

Insgesamt ist ein ganzheitlicher Ansatz zum Risikomanagement entscheidend, um die vielfältigen Gefahren in Sägewerken zu bewältigen. Durch die Implementierung von präventiven Maßnahmen, Notfallplanung und kontinuierliche Verbesserung können Sägewerke sicherere Arbeitsumgebungen schaffen und das Risiko von Unfällen und Schäden minimieren. Die Sicherstellung der Versicherbarkeit der Holzindustrie in Österreich erfordert eine dynamische und flexible Herangehensweise, die sowohl die aktuellen Herausforderungen als auch die zukünftigen Möglichkeiten berücksichtigt. Durch die Anpassung an sich ändernde Bedingungen und die Investition in nachhaltige und risikomindernde Technologien kann die Holzindustrie weiterhin ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Wirtschaft bleiben.

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