Holzdiesel als Kraftstoff der Zukunft?
Österreich will bis 2040 klimaneutral werden. Eine entscheidende Rolle könnte dabei die Holzvergasungstechnologie spielen. Das grundlegende Prinzip sieht man bei einem Streichholz: Zündet man es an, brennt die Flamme etwas über dem Holz. Wird Holz erhitzt, werden gasförmige Kohlenwasserstoffe frei. Sie bilden die Flamme über dem Streichholz. Diese Technologie wurde bereits im 18. Jahrhundert entdeckt und großteils von Österreichern weiterentwickelt. Das Holzgas, das entsteht, kann nach einer Gasreinigung zur Produktion von Wärme, Strom, aber auch von Kraftstoffen wie Holzdiesel oder Wasserstoff verwendet werden.
Bestehender Fuhrpark nutzbar
Die Herstellung von Holzdiesel (oder Holzkerosin) wird durch die „Fischer-Tropsch-Synthese“ (FT) möglich. „Treibstoffe auf Basis der angesprochenen FT-Synthese können alle Normen erfüllen und so ohne Adaptierungen eingesetzt werden“, erklärt Christoph Pfemeter, Geschäftsführer des Österreichischen Biomasse-Verbandes.
Lernanlage ist geplant
Die Technische Universität (TU) Wien führte 2020 eine Machbarkeitsstudie zu Holzgas durch. Das Ergebnis: Es wird die Errichtung einer Lernanlage für die Nutzung von Holzdiesel empfohlen. Die Bundesregierung will eine solche auch umsetzen, 30 Millionen Euro aus dem Waldfonds stehen dafür bereit. Derzeit wird an einer Ausschreibung gearbeitet.
Pfemeter: „Nach dem Spatenstich einer derartigen Anlage wird es etwa zwei Jahre dauern, in weniger als zehn Jahren könnte die Technologie zur Marktreife gebracht werden.“
Aus vier Kilogramm trockenem Holz kann ein Liter Diesel erzeugt werden. In der TU-Studie wurde auch untersucht, wie durch Holzdiesel der fossile Energie-Einsatz in der Land- und Forstwirtschaft in Österreich komplett ersetzt werden könnte. Dafür bräuchte es neun dezentrale Holzdiesel-Anlagen und eine Holzgas-Anlage (jeweils 100 MW).
Potential ist vorhanden
Und auch der dafür erforderliche Rohstoff ist vorhanden: Einerseits steigt die Menge an energetisch nutzbarem Holz (z. B. Schadholz) jährlich – und auch zukünftig – an, andererseits begünstigt dies auch der Wald-Umbau hin zu mehr Laubholz. Bei Laubholz fällt nämlich mehr Energieholz an als bei Nadelholz.
90 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen
Wenn man bedenkt, dass die größten Verursacher von Treibhausgas-Emissionen Energie und Industrie sowie der Verkehrssektor sind, ergeben sich große Chancen für Antriebsformen aus Biomasse wie eben Holzdiesel. Denn Holzdiesel weist auch um 90 Prozent geringere Treibhausgas-Emissionen auf als fossiler Diesel.
Auch im Flugverkehr
Pfemeter glaubt, dass Holzdiesel künftig in der Land- und Forstwirtschaft, in kommunalen Maschinenparks, bei Einsatz-Fahrzeugen, aber auch im Flugverkehr zum Einsatz kommen wird. Bewährt haben sich bereits Holzgas-KWK-Anlagen für die Holzgas-Produktion, die der Wärme- und Stromherstellung dienen. Über 20 solcher Anlagen sind in Österreich bereits in Betrieb. Der nächste Schritt wird also die Produktion von Kraftstoff sein. Das Biomasse-Potential ist hierzulande jedenfalls gegeben.