Reinhard Pasterk, Vorsitzender Arbeitskreis Lehrlingsausbildung, IV Kärnten
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Mit einer konstant hohen Anzahl an Lehrlingen innerhalb des letzten Jahrzehnts zählen industrielle Lehrberufe inzwischen zu den wichtigsten Ausbildungswegen. Ende 2023 waren in der Sparte Industrie in Kärnten 1034 Lehrlinge beschäftigt, davon 310 im ersten Lehrjahr. Eine Drop-out-Quote von lediglich drei Prozent während der Ausbildung sowie eine Behaltequote von 80 Prozent nach Lehrabschluss unterstreichen die hohe Ausbildungsqualität und die Zukunftsperspektiven der Lehre in der Industrie.
Bei der Suche nach der passenden Ausbildungsstelle bedarf es vor allem intensiver Information. Mit der Plattform www.inlehre.at bietet die IV Kärnten seit 2017 eine umfassende Informationsquelle zu Lehrberufen und -betrieben in der Kärntner Industrie. Neben der Möglichkeit, die für die Ausbildung zuständigen Mitarbeiter:innen direkt zu kontaktieren, können auch Betriebsbesichtigungen durch Schulklassen organisiert werden. Zudem erleichtert das digitale Netzwerk den Zugang zu Schnupperlehrplätzen. Wolfgang Pucher, Experte der IV Kärnten zur Lehre in der Industrie: „Der absolut ideale Weg zur Lehre geht über eine Schnupperlehre. Dazu braucht es entsprechende Informationen, in welchen Betrieben wann bestimmte Berufe geschnuppert werden können. Genau das liefert inlehre.at.“
Reinhard Pasterk, Vorsitzender Arbeitskreis Lehrlingsausbildung, IV Kärnten
© Helge Bauer
Auch Beispiele aus der Praxis zeigen, wie effektiv „Schnuppern“ als Wegbereiter für die Berufswahl ist: „Ohne die Schnupperlehre hätte ich wahrscheinlich einen Beruf erlernt, der mir dann doch nicht so viel Spaß gemacht hätte wie dieser,“ so Stefan Marcher, der bei der Springer Maschinenfabrik die Doppellehre Metalltechnik und Technisches Zeichnen absolviert. Auch Marc Schußmann, Metalltechnik-Lehrling bei der Flowserve Control Valves GmbH, bestätigt: „Meine Schnupperlehre hat mir viel gebracht, weil ich Einblicke in den Alltag eines Maschinenbautechnikers bekommen habe. Danach wusste ich, dass ich lieber einen Lehrberuf erlernen möchte, anstatt weiter zur Schule zu gehen.“
Um den Weg zur perfekten Lehrstelle noch einfacher zu gestalten, wurden die Funktionen von inlehre.at seit dem Relaunch 2022 stark erweitert. „Die Plattform trägt außerdem zur Sicherung des ländlichen Raumes bei, indem sie eine breite Auswahl an Lehrberufen in regionalen Betrieben in ganz Kärnten bietet,“ betont Reinhard Pasterk, Vorsitzender des Arbeitskreises Lehrlingsausbildung der IV Kärnten.
Wolfgang Pucher, Experte für Lehre in der Industrie, IV Kärnten
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Zu den aktuellsten Themen im Industriebereich zählt die Diskrepanz zwischen fehlenden Fachkräften bei gleichzeitigem Stellenabbau. IV-Kärnten-Präsident Timo Springer: „Der Fachkräftemangel ist ein Problem, das durch ein Missverhältnis zwischen am Arbeitsmarkt nachgefragten und tatsächlich verfügbaren Qualifikationen verstärkt wird.“ Um den technologischen Fortschritt effektiv voranzutreiben, fehle es vor allem im Bereich der Digitalisierung an kompetenten Arbeitskräften. Die Gründe: Unzureichende Investitionen in die MINT-Bildung sowie hohe Lohnkosten, die die Wettbewerbsfähigkeit erschweren und verstärkt automatisierte Arbeitsprozesse erfordern – wofür es wiederum Fachkräfte braucht.
Timo Springer, Präsident IV Kärnten
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Ein starkes Zeichen gegen den Fachkräftemangel wird beispielsweise mit dem neuen GPS Aus- und Weiterbildungscampus in Villach gesetzt. Ein Kompetenzzentrum, das „auf 2.800 m2 modernster Infrastruktur Lehrlinge und Fachkräfte qualifiziert, die für die Zukunft des Industriestandortes Kärnten unverzichtbar sind“, so IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky. Die Fächer mit den besten Zukunftschancen sind für sie klar: „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik: Im MINT-Bereich fehlt es in Österreich noch immer massiv an weiblichen Fachkräften. Es sind aber zugleich die Berufe mit hohem Zukunftspotential, Karrierechancen und entsprechenden höheren Verdienstmöglichkeiten. Nicht umsonst zählt Österreich noch immer zu den EU-Ländern mit dem größten geschlechtsspezifischen Lohnunterschied. Gleichzeitig sucht ein Großteil der Betriebe händeringend vor allem in den MINT-Bereichen qualifizierte Arbeitskräfte.“ Eine Schere, die sich der IV-Geschäftsführerin zufolge zumindest ein wenig schließen lassen würde – könnte man mehr junge Frauen zu einer Technik-Ausbildung motivieren.
Claudia Mischensky, Geschäftsführerin IV Kärnten
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SAVE THE DATE: LEHRLINGSMESSE 2025
Vom 30. Jänner bis 1. Februar 2025 bietet die 7. Kärntner Lehrlingsmesse in Klagenfurt Einblicke in verschiedenste Berufsgruppen und Ausbildungsmodelle und die Möglichkeit, kostenlos in diverse Lehrberufe hineinzuschnuppern.
Mehr Informationen unter: messe4lehre.at