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Wirtschaft
04.02.2025

Industrie weiterhin auf Rezessionskurs

Auch die jüngste Konjunkturumfrage der IV Kärnten zeigt keinen Aufwärts­trend. Hohe Personal- und Energie­kosten und strenge Regulierungen setzen den Industriebetrieben stark zu.

61 Industriebetriebe mit rund 22.000 Beschäftigten nahmen im vierten Quartal 2024 an der Konjunkturumfrage der IV Kärnten teil. Die Ergebnisse zeigen Schwierigkeiten quer durch alle Branchen auf – und somit klaren Handlungsbedarf seitens der Politik. „Mehr als besorgniserregend ist, dass mittlerweile schon 57 Prozent der Unternehmen in Kärnten angeben, für die kommenden Monate von einem abnehmenden Beschäftigtenstand auszugehen“, so Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten. Von den 61 befragten Unternehmen habe kein einziges angegeben, Mitarbeiter:innen aufbauen zu wollen. Zumindest 43 Prozent rechnen damit, den Bestand an Beschäftigten halten zu können.

Wann die Betriebe mit einer spürbaren Verbesserung der Konjunktur in ihrer Branche rechnen, wurde diesmal mit einer Zusatzfrage erhoben. Auch hier ist das Ergebnis ernüchternd: Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, dass eine solche aktuell nicht absehbar sei. Springer warnt: „Die Lage der österreichischen Industrie ist ernst. Hohe Kosten für Personal und Energie, strenge Regulierung und Standortnachteile setzen den Unternehmen stark zu, insbesondere in energieintensiven Bereichen. Die Produktion schrumpft, und immer mehr Betriebe verlagern ihre Standorte ins Ausland. Dadurch verliert das Land industrielle Wertschöpfung und technisches Know-how.“

14 Quartale ohne positiven Trend

Um dem Abwärtstrend ein Ende zu setzen, seien entschlossene wirtschaftspolitische Maßnahmen erforderlich – sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene, vor allem aber seitens einer neuen Bundesregierung. Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage verdeutlichen den Ernst der Lage: Seit 14 Quartalen gibt es keine positive Entwicklung, die Auftragssituation bleibt weiterhin angespannt. Während die Konkurrenz aufholt, kann Österreich das globale Wachstum nicht nutzen. Ohne grundlegende Veränderungen drohe ein weiterer wirtschaftlicher Rückgang, so Springer.

„Die Industrie ist bereit, ihren Beitrag zu leisten, indem sie Konzepte erar­beitet und Lösungen anbietet. Doch es braucht eine handlungs­fähige Politik, die diese Impulse aufnimmt und umsetzt.“

Timo Springer, Präsident der IV Kärnten

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Unternehmen um Nach­wuchs­kräfte bemüht

Auch für Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten, sind die Umfrageergebnisse alarmierend: „Die Wirtschaft stagniert weiter. Das zeigt sich deutlich in der Beurteilung der Betriebe von Geschäftslage, Ertragssituation und Auftragsbestand.“ 61 Prozent der Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als schlecht, 57 Prozent die Ertragssituation. „Trotzdem scheint es für die kommenden sechs Monate in Hinblick auf diese Parameter ein wenig Zuversicht zu geben. Da gehen dann immerhin 40 Prozent der befragten Unternehmen von einer guten Geschäftslage aus, 46 Prozent von einer durchschnittlichen und nur noch 14 Prozent von einer schlechten. Ähnlich bei der Ertragssituation: In sechs Monaten rechnen 43 Prozent wieder mit einer guten, 39 Prozent mit einer durchschnittlichen, und 18 Prozent mit einer schlechten Ertragssituation“, so Mischensky.

Die Einschätzung von mehr als der Hälfte der Kärntner Industriebetriebe bezüglich eines notwendigen Beschäftigungsabbaus aufgrund von Auftrags- und Ertragslage sieht die IV-Geschäftsführerin mit Sorge. „Das steht aber nicht im Widerspruch dazu, dass die Unternehmen sich weiterhin intensiv um die Mitarbeiter:innen der Zukunft bemühen. Und das sind vor allem die Lehrlinge. Gerade erst ist die diesjährige Lehrlingsmesse erfolgreich zu Ende gegangen, auf welcher sich mehr als 20 Industriebetriebe den Jugendlichen als potenzieller Arbeitgeber präsentieren konnten“, betont Mischensky.

„Wir müssen uns vom Bürokratie­dschungel befreien, Arbeits­anreize schaffen und in Forschung und Entwicklung investieren. Denn Innova­tionen sind der Schlüssel zu lang­fristigem Erfolg.“

Claudia Mischensky, Geschäfts­führerin IV Kärnten

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Innovation statt Regulation

„Wir müssen dringend Kosten reduzieren, um uns nicht weiter aus den Märkten zu preisen. Hohe Energie- und Arbeitskosten sowie überbordende Regulierungen ersticken nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die Innovationskraft unserer Wirtschaft. Wir müssen uns vom Bürokratiedschungel befreien, Arbeitsanreize schaffen und in Forschung und Entwicklung investieren. Denn Innovationen sind der Schlüssel zu langfristigem Erfolg“, so Mischensky.

Springer ergänzt: „Aber nicht nur die Situation in Österreich, auch jene in Europa insgesamt ist besorgniserregend. Während andere Weltregionen produzieren und innovieren, blockieren wir uns selbst durch Überregulierung.“ Hinzu komme die Unsicherheit bezüglich des künftigen Handels mit den USA. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Strafzölle auf europäische Waren angedroht. Aktuell fürchtet man erneut protektionistische Maßnahmen, um die US-Wirtschaft auf Kosten ausländischer Hersteller zu stärken. Neue Zölle könnten für Zulieferer und mittelständische Unternehmen, die wie viele Kärntner Betriebe stark in internationale Produktionsprozesse eingebunden sind, zur Challenge werden. „Umso wichtiger wird es sein, dass die neue Regierung rasch handelt und Entscheidungen trifft, die Österreich stärken und die Basis für Wohlstand und Stabilität sichern. Die Industrie ist bereit, ihren Beitrag zu leisten, indem sie Konzepte erarbeitet und Lösungen anbietet. Doch es braucht eine handlungsfähige Politik, die diese Impulse aufnimmt und umsetzt. Es ist höchste Zeit für Mut, Tatkraft und Reformwillen – für ein starkes, zukunftsfähiges Österreich,“ so der IV-Präsident.

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