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Umwelt
14.04.2025

Innovativ in Kreis­läufen wirt­schaften

Reduzieren, Wieder­verwenden, Recyceln – Kreislauf­wirtschaft zielt darauf ab, den Lebens­zyklus von Produkten nach­haltig zu verlängern.

Unternehmen und Organisationen können auf diese Weise nicht nur Kosten senken, sondern auch Innovationen fördern und gesetzliche Vorgaben erfüllen – ein Paradigmenwechsel, um eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft zu ermöglichen. advantage holt Best-Practice-Beispiele aus Kärnten und der Steiermark vor den Vorhang, die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) bereits leben und mitgestalten.

Kreislauf­wirtschaft als Wirtschafts­motor

„Ein echter Wandel hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft bis 2050 erfordert ein Umdenken entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Im Mittelpunkt steht digitalisierte Abfalltechnik und Materialzirkularität. Das bedeutet die gezielte Gewinnung und Nutzung lokaler sekundärer Rohstoffe aus Abfällen als Ersatz für überwiegend importierte Primärressourcen. Unser Forschungsprojekt „ReWaste F“ zeigt, wie Wissenschaft und Industrie gemeinsam notwendige Innovationen vorantreiben können, um effizientere Aufbereitungs­ und Sortierprozesse sowie neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Durch eine übergreifende Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik entsteht ein datenbasiertes Ökosystem, das die Kreislaufwirtschaft als echten Wirtschaftsmotor etabliert – ressourcenschonend mit gleichzeitiger Erhöhung der Zirkularitätsrate, innovativ, emissionsarm und zukunftsfähig.“

„Unser Forschungsprojekt „ReWaste F“ zeigt, wie Wissen­schaft und Industrie gemeinsam notwendige Innova­tionen voran­treiben können.“

Renato Sarc, Stv. Leiter des Lehrstuhls für Abfall­verwertungs­technik und Abfall­wirtschaft an der Montan­universität Leoben

© Birgit Steinberger

Sozialer Aspekt im Fokus

„Ein Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft ist aus Carita-Sicht der Schlüssel zu einer nachhaltigen zukunftsfähigen Wirtschaft. In unseren Projekten, allen voran in unserem Carla-System, ist dies bereits gelebter Alltag – von der Sachspendenabgabe über die Sortierung und Aufbereitung bis hin zum Verkauf. Potenzial sehen wir in der Schonung natürlicher Ressourcen und Minimierung von Abfall, durch noch genauere Sortierung, Reparatur und Aufbereitung von Textilien. Besonders wichtig ist dabei der soziale Aspekt: Durch Schaffung von Arbeitsplätzen für benachteiligte Gruppen in Recycling, Reparatur und Wiederverwendung trägt die Kreislaufwirtschaft aktiv zur Förderung von sozialer Integration und Chancengleichheit bei. Der Erfolg unseres Projektes zeigt, dass Kreislaufwirtschaft nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein sozialwirtschaftliches Zukunftsmodell ist.“

„Durch Schaffung von Arbeits­plätzen für benach­teiligte Gruppen in Recycling, Reparatur und Wieder­verwendung trägt Kreislauf­wirtschaft zur Förderung von sozialer Integration und Chancen­gleichheit bei.“

Petra Prattes, Vize­direktorin der Caritas Steiermark

© Caritas/Konstantinov

Gezielte Vernetzung fördern

„Die Stärkung der Kreislaufwirtschaft ist entscheidend, um Ressourcenknappheit und Klimawandel effektiv zu begegnen. Das Potenzial liegt im Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung durch das Schließen von Materialkreisläufen und der Schonung von Ressourcen und den gleichzeitig entstehenden Innovationen, die zukunftsweisende Geschäftsmodelle und neue Geschäftschancen generieren. Unternehmen, die frühzeitig auf zirkuläre Prozesse setzen, sichern sich Wettbewerbsvorteile und treiben eine resilientere, nachhaltigere Wirtschaft voran. Aus unserer Perspektive bietet besonders die Verbindung von Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft enormes Potenzial, um Innovationen voranzutreiben, die nachhaltige Entwicklung zu fördern und den Wirtschaftsstandort weiter zu stärken. Als Cluster fördern wir durch gezielte Vernetzung die Entwicklung starker und innovativer Wertschöpfungsnetzwerke.“

„Aus unserer Perspek­tive bietet besonders die Verbin­dung von Digitali­sierung und Kreislauf­wirtschaft enormes Potenzial.“

Martin Popowicz, Projekt­leiter Circular Solutions Green Tech Valley, Klagenfurt & Graz

© Green Tech Valley

CO2-Fußab­druck im Fokus

„Ein systemischer Wandel zur Kreislaufwirtschaft ist entscheidend für nachhaltiges Wirtschaften. Bei SAMsoric legen wir großen Wert darauf, unseren Corporate Carbon Footprint präzise zu kennen. Im Rahmen eines Projekts mit dem Green Tech Valley haben wir unsere Sensoren analysiert und als wesentliches Optimierungspotenzial den Wechsel vom gefrästen Aluminiumgehäuse zu einem modularen, 3D-gedruckten Kunststoffgehäuse identifiziert – ökologisch nachhaltiger, ressourcenschonend und flexibel in der Fertigung. Zusätzlich haben wir Prozessstandards für Reinigung und Refurbishment entwickelt, um den gesamten Produktlebenszyklus umweltfreundlicher zu gestalten. Wir sind überzeugt, dass nachhaltige Innovationen massive Vorteile für Umwelt und Wettbewerbsfähigkeit bringen und setzen auf kontinuierliche Verbesserungen, um eine zukunftsfähige, kreislauforientierte Wirtschaft aktiv mitzugestalten.“

„Ein systemischer Wandel zur Kreislauf­wirtschaft ist entschei­dend für nach­haltiges Wirtschaften.“

Michael Autischer, CTO der SAMsoric GmbH, Leoben

© Melanie Wraniek

Verant­wortung über­nehmen

„Nachhaltiges Handeln ist für mich mehr als eine Verpflichtung – es ist der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft. Kreislaufwirtschaft ist dabei kein Trend, sondern eine Notwendigkeit. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir den systemischen Wandel aktiv vorantreiben – weg von der Wegwerfwirtschaft hin zu geschlossenen Materialkreisläufen. Bei der HIRSCH Servo Gruppe setzen wir gezielt auf modernste Recyclingtechnologien, um Partikelschaumstoffe mehrfach zu verwerten und ihre CO2-Bilanz zu senken. Unser Anspruch: eine nachhaltige Wertschöpfung, die Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen zugutekommt. Deshalb sammeln wir aktiv EPS-Abfälle, führen sie in den Produktionsprozess zurück und entwickeln Produkte mit hohem Recyclinganteil – ein geschlossener Kreislauf in Aktion. Gleichzeitig investieren wir in erneuerbare Energien und hocheffiziente Fertigungstechnologien, um unseren ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzieren. Die Zukunft gehört Unternehmen, die Verantwortung übernehmen – und wir gehen hier mutig voran.“

„Um langfristig wettbewerbs­fähig zu bleiben, müssen wir den systemi­schen Wandel aktiv voran­treiben – weg von der Wegwerf­wirtschaft hin zu geschlossenen Material­kreisläufen.“

Harald Kogler, Vorstand Hirsch Servo AG, Glanegg

© Johannes Puch

Dynamische Anpassung

„Der Wandel von der linearen zur Kreislaufwirtschaft ist für die Industrie entscheidend, um wettbewerbsfähiger und nachhaltiger zu werden. Der Weg dorthin ist digital, mit maßgeschneiderten Automatisierungs­ und Digitalisierungslösungen und innovativen Technologien wie etwa Künstlicher Intelligenz. Bei Siemens beginnt Kreislaufwirtschaft bereits während der Designphase eines neuen Produkts basierend auf unseren Ökodesign-Kriterien und reicht bis hin zu Services und Funktionen, die eine einfache Reparatur und Wiederaufbereitung ermöglichen. In Kooperation mit der Montanuniversität Leoben und weiteren Industriepartnern haben wir eine weltweit einzigartige digitale Demo-Kunststoff-Recyclinganlage auf Basis des Module Type Package (MTP) Standards errichtet. Das ermöglicht einen technologie­ und herstellerunabhängigen Datenaustausch aller Anlageteile und sorgt für eine dynamische Anpassung an den jeweiligen Stoffstrom für bessere Recyclingergebnisse.“

„Bei Siemens beginnt Kreislauf­wirtschaft bereits während der Design­phase eines Produkts und reicht bis hin zu Services und Funk­tionen, die eine einfache Reparatur und Wieder­auf­bereitung ermöglichen.“

Herbert Tanner, Standort­leiter für Steier­mark und Kärnten bei Siemens

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