Foto: Business Frauen Center
Wirtschaft
07.03.2022

Interview mit Mag.a Daniela Stein vom Business Frauen Center

Der Equal Pay Day war heuer zwar 6 Tage früher, auch wegen der Corona-Pandemie, aber immer noch ist die Schere bei der Bezahlung von Frauen und Männer in der Berufswelt groß.

Am 8. März ist Weltfrauentag, was möchte Sie als erstes den Frauen gerne sagen?

Daniela Stein: Der erste internationale Frauentag fand im März 1911 in Österreich statt. Die politische Forderung war das aktive Wahlrecht für Frauen. Das allgemeine Wahlrecht für Frauen in Österreich trat dann erst im Jahre 1918 in Kraft. Bis dahin waren Frauen von politischen Aktivitäten und der Teilnahme am Vereinswesen weitgehend ausgeschlossen. Nun sind mehr als 100 Jahre vergangen und die Demokratie in vielen Ländern ist rückläufig. Nur mehr ca. 50% der Weltbevölkerung leben in einer Demokratie. Daher ist es unsere Pflicht die Errungenschaften der vielen Frauengenerationen vor uns zu würdigen und auch selbst für Demokratie und Menschenrechte jeden Tag zu kämpfen. Die aktuelle Situation in der Ukraine nimmt leider eine dramatische Entwicklung. Die Freiheit und der Wohlstand vieler sind mehr als je gefährdet. Demokratie ist nicht selbstverständlich. Und auch die Gleichberechtigung in einer Demokratie ist es nicht. Dafür einzustehen, das sind wir auch den zukünftigen Generationen schuldig.

Der Equal Pay Day war heuer zwar 6 Tage früher, auch wegen der Corona-Pandemie, aber immer noch ist die Schere bei der Bezahlung von Frauen und Männer in der Berufswelt groß. Wie glauben Sie kann man dieses Problem nachhaltig lösen?

Es hat sich in unserer patriarchalischen Welt eingebürgert, dass Berufe, die hauptsächlich von Frauen ausgeübt werden, weniger bezahlt werden. Je näher am Menschen gearbeitet wird, desto weniger Wertschätzung, Prestige und auch materielle Entlohnung. Daher ist mein Plädoyer an Frauen sich beruflich in Männerdomänen wie technische Berufe etc. zu etablieren. Klassische Frauenberufe müssen einen massiven Personalmangel widerfahren - erst dann wird es zu einem Umdenken kommen. Die Zeit spricht für uns, denn schon heute haben wir Engpässe in gewissen frauenlastigen Berufen, und die Pandemie hat viele Missstände deutlich aufgezeigt. Nun ist eine reformwillige und engagierte Politik gefragt.

Neben der Definition und dem Wert von Arbeit müssen wir auch den gesellschaftspolitischen Diskurs über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorantreiben. Die Geburt eines Kindes bedeutet für viele Frauen einen Karriereknick, der gravierende Auswirkungen auf ihr Einkommen und ihre finanzielle Eigenständigkeit hat. Es gibt dazu schon viele nachahmenswerte Konzepte und Best Practices. Wir brauchen noch mehr innovative Unternehmen und role models, die aufzeigen, wie es funktionieren kann – und zwar für beide Elternteile.  Grundsätzlich bin ich aber überzeugt: Es wird sich in die richtige Richtung ordnen.

Im BFC Netzwerk findet man rund 5.000 Frauen aus den unterschiedlichsten Branchen. Wie genau können diese andere Frauen auf ihrem Weg unterstützen?

Eine grundlegende Spielregel in einem Netzwerk lautet „Geben und Nehmen“. Unser Slogan „women for a sustainable future“ appelliert an die Eigenverantwortung einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Ich muss mir also klar werden, welche Ziele ich verfolge, wofür ich stehe und was ich bereit bin zu geben. Damit kann ich in einem Netzwerk strategische Kontakte aufbauen und pflegen, denn eine weitere BFC Regel lautet: „Baue dir deine Kontakte auf, bevor du sie brauchst“

Das BFC leistet mit Mentoringprojekten einen großen gesellschaftlichen Beitrag. Erfahrene Mentor*innen stehen jungen Menschen mit ihrer Expertise und ihrem Netzwerk ein Jahr lang für ihre persönliche und berufliche Entwicklung zur Seite. Das bietet ein großes Sprungbrett für die eigene Karriere. Das Mama im Management Programm stärkt ambitionierte Mütter bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Darüber hinaus findet man in unserem Netzwerk wie von Ihnen angesprochen Expertinnen aus unterschiedlichsten Branchen. Mit unseren vielfältigen Vernetzungsaktivitäten ergeben sich die Möglichkeit zum fachlichen Austausch, zum Kontakteknüpfen für neue berufliche Chancen oder für neue Seilschaften und Projekte.  Wir wollen uns gegenseitig inspirieren und motivieren. Und die Leistungen unserer Mitglieder sichtbar machen und vor den Vorhang holen.

Sie haben das Business Frauen Center vor 22 Jahren gegründet. Mit welchen Visionen sind die damals an dieses große Projekt rangegangen?

Als damalige Einzelunternehmerin in der Personalberatung hatte ich selbst den Wunsch eines weiblichen Wirtschaftsnetzwerkes. So kam ich auf die Idee eines zu gründen, da es da damals in dieser Form nicht gab. Mein persönlicher Treiber war und ist die finanzielle Unabhängigkeit als Frau. Das wünsche ich allen Frauen, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Job ist für viele Frauen ein Problem. Wie haben Sie es geschafft die Balance zwischen Mutter sein und erfolgreiche Geschäftsfrau zu halten?

Ich bin sehr dankbar und stolz, dass ich dieses wichtige Thema Vereinbarkeit Beruf und Familie mit meinem Qualitätsanspruch gemeistert habe. Mein Lebenswunsch, Mutter von vier gesunden und lebenstüchtigen Kindern zu sein und eine gesellschaftsrelevante Organisation aufzubauen, ist in Erfüllung gegangen. Wie ich es geschafft habe? Mit viel Selbstmotivation, Disziplin und vielen Wegbegleiter*innen, die mich dabei unterstützt haben.

Viele Frauen sind auch heute noch in typischen Frauenberufen tätig, obwohl sich auch Dank Weiterbildung speziell für Frauen in technischen Berufen sehr viel getan hat. Wie glauben Sie könnte man Frauen ermutigen über sich hinaus zu wachsen und vielleicht andere Wege einzuschlagen?

Das ist keine leichte Frage, es werden ja bereits sehr viele Maßnahmen ergriffen, um Frauen für MINT Berufe zu begeistern. Ich denke, es funktioniert vor allem mit Role Models. Inspirierende Frauen, die zeigen, sie können das auch, und Begeisterung für Technik schaffen. Die aufzeigen, dass Technik nicht trocken und langweilig ist, sondern durchaus kreativ und sozial sein kann. Und ein Bewusstsein dafür entwickeln, welche Probleme sich durch Technik für unsere Gesellschaft lösen lassen, wie zum Beispiel die Bewältigung der Klimakrise.

Gehaltsverhandlungen sind immer ein schwieriges Thema, welchen Tipp haben Sie für Frauen damit die Verhandlung perfekt gelingt?

Gute Vorbereitung ist alles. Wer fragt, führt. Daher mein Tipp: Checken Sie als erstes Ihren Marktwert. Was wird anderswo für Ihre Position und Erfahrung geboten? Fragen Sie anschließend Ihre*n Vorgesetzte*n, was sie*er ohne Sie machen würde und finden Sie heraus, wie schnell ersetzbar Sie sind. Dann wissen Sie bereits wie weit Ihre Chancen bei einer Gehaltsverhandlung liegen. Danach obliegt es Ihrer realistischen Einschätzung wie viel Sie fordern. Zwischen 5-10% sind in der Regel möglich. Machen Sie sich auch selbst klar, was sie alles für das Unternehmen leisten und untermauern Sie Ihre Forderung mit einer Erfolgsbilanz. Das gibt Sicherheit. Manchmal braucht es kleinere Schritte, um ans Ziel zu kommen. Das können beispielsweise auch flexiblere Arbeitszeiten sein. Doch verlieren Sie das Ziel nie aus den Augen.

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