IV feierte 60 Jahre „Junge Industrie“
Am 4. Juli 2023 fand der Sommerempfang der IV Kärnten und die Feier „60 Jahre Junge Industrie Kärnten“ in Klagenfurt statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Kooperation und Vernetzung.
Vernetzung und Kooperation als Basis der jungen Industriellen
Edgar Jermendy, der aktuelle Vorsitzende der Jungen Industrie Kärnten, hatte in der wirtschaftlich extrem fordernden Covid-Pandemie 2020 das Ruder der Nachwuchsorganisation der IV Kärnten übernommen. Man habe sich da vernetzt, gegenseitig unterstützt und voneinander gelernt, kommentierte er diese schwierige Zeit. Präsident Timo Springer hatte am Ende seiner Begrüßungsansprache seinen Unternehmerkollegen gegenüber das Thema adressiert und appelliert, ähnlich wie in Oberösterreich und der Steiermark stärker in Clustern mit Bildungs- und Forschungsinstitutionen zu kooperieren. Vorher hatte er sich den zentralen Themen Ausbau der Erneuerbaren Energie und dem Fachkräftemangel gewidmet, ehe er sich klar gegen eine Reglementierung von Künstlicher Intelligenz aussprach. Vernetzung war auch von Anfang an Programm in der Jungen Industrie und roter Faden in den Statements der ehemaligen Vorsitzenden. Herbert Kulterer von der Hasslacher Gruppe mit ihrem Stammsitz in Sachsenburg wurde im Jahr 1963 mit der Aufgabe betraut, eine Junioren-Sektion zu gründen. Auch da standen Freundschaft, Beziehungen und sich auf die spätere berufliche Aufgabe vorzubereiten im Mittelpunkt, erinnert sich Kulterer. Für nicht wenige der jungen Industriellen hatten die jährlichen Skikurse auch persönliche Konsequenzen: Herbert Kulterer lernte dort seine Frau kennen, mit der er inzwischen 53 Jahre verheiratet ist.
Historische Entwicklungen
Jochen Ziegenfuß von der Wietersdorfer Gruppe, der im Jahr 1978 Vorsitzender der inzwischen umbenannten Jungen Industrie Kärnten wurde, erinnerte sich ebenfalls gerne an die „nette Gruppe“ von damals, obwohl die wirtschafts- und weltpolitischen Vorzeichen in seinen Augen noch viel bedrohlicher waren als heute, vor allem wenn er an die atomare Bedrohung durch die Sowjetunion denke. Aber auch der Bericht des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums von 1972 ist ihm nach wie vor als starker Impuls präsent. Bei seinem Nachfolger, Altlandeshauptmann Christoph Zernatto, hat die politische Sozialisation in der IV stattgefunden. Zernatto beruft sich dazu auf den ehemaligen Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Herbert Krejci, der die jungen Industriellen dabei unterstützte, sich über das Fortkommen des eigenen Unternehmens hinaus gesellschaftlich und politisch zu engagieren. Zernatto nennt auch die Mitstreiter von damals: Martin Bartenstein hat es zum Bundesminister gebracht, Gilbert Frizberg zum Nationalratsabgeordneten, Christoph Leitl zum Präsidenten der Wirtschaftskammer. Im immer härteren Umstrukturierungsprozess der Kärntner Industrie habe man sich aber zu der Zeit sehr stark mit unternehmensspezifischen Themen wie etwa dem Controlling beschäftigt. Dazu aber auch mit der Verwaltungsreform. Mario Zernatto, ein weiterer Spross aus der bekannten Kärntner Unternehmerfamilie, der 1989 im Jahr des Mauerfalls die Junge Industrie übernahm, sieht die Vorbereitung des EU-Beitritts Österreichs als zentrales Thema seiner Ära. Die Industriellenvereinigung war die erste namenhafte Organisation, die sich offen dafür einsetzte. Mit tatkräftiger Unterstützung von Paul Wieser, dem damaligen Geschäftsführers der Jungen Industrie, weitete man die Grenzen zu den Nachbarn nach Friaul, Venedig und Slowenien aus. Gesellschaftliche Highlights dazu waren die Sommerfeste auf der Burgruine Finkenstein oder am Dampfschiff Thalia.
Neue Steckenpferde
Herbert Kulterers Sohn Christoph, der im Jahr 1999 das Staffelholz von Mario Zernatto übernahm, betonte erneut, wie wichtig ihm das Netzwerk der Jungen Industrie damals war. Es sei die Zeit, in der man unternehmerisch wachse. Die Kontakte, die man da schließe, würden einem ein Leben lang begleiten. In seiner Ära wurden die Beziehungen zu den Nachbarn noch einmal intensiviert und die Plattform CYMAA, die Confederation of Young Manufacturers Alpe Adria, gegründet. Kulterers Nachfolger ab dem Jahr 2005, Martin Kropfitsch von der bekannten Klagenfurter Kropfitschmühle, erinnert sich an die spannenden Exkursionen in die ehemaligen Ostblockländer, wo man erfolgreichen österreichischen Unternehmen gefolgt sei. In den Jours fixes hatte man namhafte Persönlichkeiten wie etwa Herta Stockbauer oder Erhard Schaschl zu Gast. Wanderungen ersetzten die beliebten Skikurse, bei denen sich übrigens auch noch Kropfitschs Eltern kennengelernt hatten. Im Jahr 2008 folgte Markus Leeb von Leeb Balkone auf Kropfitsch. Der damalige Vorstand empfand die Verteilung der Mittel im Landesbudget zwischen der Aufrechterhaltung des Status quo und Investitionen in die Zukunft wie Bildung und Innovation als ungerecht und gab daher beim Wirtschaftsforschungsinstitut IHS Kärnten eine Studie in Auftrag, welche diese Umstände aufzeigen sollte. Leeb sieht das als Bestätigung dessen, was man auch heute sehe. Das habe damals einiges an medialem Aufsehen erregt sowie zur Bewusstseinsbildung und zu politischen Gesprächen geführt.
Generationswechsel nimmt Fahrt auf
Paul Sommeregger folgte auf Markus Leeb im Jahr 2016 vom Anlagebau-Spezialisten IAB. Er startete mit Wolfgang Pucher als neuem Geschäftsführer im IV-Kärnten-Büro und einem großen neuen Projekt, den Forscherkindergärten. In Kooperation mit unter anderem Hauptsponsor Raiffeisen-Landesbank und Daniela Wrumnig vom Klagenfurter Kindergarten Sonnenschein wurden nicht nur Forscherboxen entwickelt, sondern auch Seminare für die Pädagogen. Ein Erfolgsmodell, wie die bereits 45 Kindergärten, die dieses Modell übernommen haben, beweisen. Alle Mitglieder des damaligen Vorstands seien Jungmütter und Jungväter gewesen. Gleichzeitig sei in der Industrie der Technikermangel allgegenwärtig. Da sei es nahe gelegen, die beiden Themen zu verbinden.
Die Vorsitzenden der Jungen Industrie seit 1963 im Überblick:
- 1963 – 1975: Herbert Kulterer
- 1975 – 1978: Kurt Hirsch
- 1978 – 1981: Jochen Ziegenfuß
- 1981 – 1987: Christoph Zernatto
- 1987 – 1989: Hermann Gschwandtner
- 1989 – 1999: Mario Zernatto
- 1999 – 2005: Christoph Kulterer
- 2005 – 2008: Martin Kropfitsch
- 2008 – 2014: Markus Leeb
- 2014 – 2020: Paul Sommeregger
- ab 2020: Edgar Jermendy