Die jüngste Konjunkturumfrage unter Kärntner Industrieunternehmen zeigt, dass frühestens in der zweiten Jahreshälfte mit einer besseren Geschäftslage gerechnet wird. Wenn der Standort wettbewerbsfähig bleiben soll, brauche es Lohnnebenkostensenkungen, Bürokratieabbau und eine Strompreiskompensation. Die Lehrlingsmesse, welche von 1. bis 3. Februar stattfindet, soll mithelfen, die Fachkräfte von morgen zu gewinnen.

Massiver Konjunktur­einbruch

„Wir rechnen für 2024 zwar nicht mit einem weiteren massiven Konjunktureinbruch, rosig ist der Ausblick für die Kärntner Industriebetriebe aber auch nicht. Die Entwicklung bleibt rezessiv“, erläutert Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten. Das zeige die jüngste Konjunkturumfrage (4. Quartal 2023), an welcher 58 Unternehmen mit rund 16.400 Beschäftigten teilgenommen haben. Nur 13 % der Betriebe beurteilen aktuell die Geschäftslage gut, 20 % schlecht. Etwas positiver ist die Einschätzung in einem halben Jahr. Hier rechnen 40 % der Befragten mit einer guten, 31 % mit einer durchschnittlichen Geschäftslage. Ähnlich verhält es sich zudem mit der Ertragssituation. Diese wird derzeit von nur 7 % mit gut bewertet, in sechs Monaten rechnen 43 % der befragten Unternehmen aber wieder mit einer guten Ertragslage. Unverändert zum Vorjahr ist die Situation bei den Beschäftigten: „Die Betriebe sind nach wie vor sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, Mitarbeiter einzustellen, versuchen aber die bestehenden zu halten“, so Springer.

Wettbewerbs­fähigkeit erhalten

Auch, wenn die konjunkturelle Talsohle Mitte des Jahres durchschritten sein dürfte, gibt es noch viel zu tun. „Die größte Herausforderung in diesem Jahr bleiben die Lohnstückkosten, welche durch die KV-Abschlüsse noch weiter verteuert wurden. Das österreichische Steuer- und Abgabensystem belastet den Faktor Arbeit überdurchschnittlich hoch und wirkt sich wachstumshemmend aus“, sagt Springer. Positiv zu beurteilen sei aus Sicht der Industriellenvereinigung, dass Bundeskanzler Karl Nehammer in seiner kürzlich gehaltenen Rede zum „Österreich-Plan“ einige wichtige Vorschläge der IV für die Stärkung des Industriestandortes aufgenommen habe. Dies betrifft unter anderem die Implementierung eines Lohnnebenkosten-Senkungspfades bis 2030 um 0,5 Prozentpunkte pro Jahr. „Wenn wir tatsächlich wettbewerbsfähig bleiben wollen, muss es aber schneller gehen, und dieser jährliche Prozentsatz deutlich angehoben werden“, betont Springer.

Strompreis­kompensation für die Industrie

„Und auch am Energiesektor muss sich einiges tun, wenn wir einem drohenden eklatanten Wettbewerbsnachteil entgehen wollen“, erklärt Springer weiter. Demzufolge würden bereits andere Länder in der EU ihrer Industrie mit dem Modell der Strompreiskompensation den Rücken stärken. Österreich sei eines der wenigen Länder, in denen eine solche bisher noch nicht umgesetzt wurde. „Die hohen Energiekosten belasten insbesondere den produzierenden Sektor massiv. Die Politik hat dafür zu sorgen, dass nachhaltig günstige Energie in planbarem Ausmaß zur Verfügung steht“, so der IV-Präsident. Eine dritte wesentliche Forderung der Industriellenvereinigung ist die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und damit der Abbau von Bürokratie. Nur so würden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wichtige Infrastrukturprojekte auf Bundes- und Landesebene umgesetzt werden.

Investitionen in die Lehrlings­ausbildung

„Das Thema der fehlenden Fachkräfte wird unsere Unternehmen auch in den kommenden Jahren weiter begleiten. Deshalb ist es wichtig, am Industriestandort Kärnten in die Lehrlingsausbildung zu investieren“, erläutert Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Kärnten. Die IV Kärnten verfügt deshalb seit einigen Jahren mit der „inlehre“ (www.inlehre.at) über eine eigene Plattform mit umfassenden Informationen über Lehrberufe, Lehrbetriebe sowie Schnuppermöglichkeiten. „Junge Menschen finden hier aktuell mehr als 100 konkrete Lehrstellen, die in Kärntner Industriebetrieben zu besetzen sind“, so Mischensky. Wer sich für eine Lehre in der Industrie entschieden habe, bleibe in der Regel auch dabei. Das zeigt die in Kärnten niedrige Drop-out-Quote von 3,2 % während der Ausbildung. Die Behaltequote liegt bei 76 %.

Kärntner Lehrlingsmesse

Eine Möglichkeit, gleich in mehrere Industriebetriebe hineinzuschnuppern, bietet aktuell die Lehrlingsmesse, die von 1. bis 3. Februar in den Hallen am Messegelände in Klagenfurt stattfindet. Mehr als 30 Industriebetriebe werden dort in der Halle 2 vertreten sein. „Die jungen Leute können nicht nur zuhören und zusehen, sondern gleich selbst ausprobieren, wie chemische Prozesse in Gang gesetzt werden, elektronische Schaltkreise funktionieren und Holz unter den eigenen Händen Formen annimmt“, erläutert Mischensky. Außerdem gibt es Hands-on-Stationen zu den Bereichen Chemie- und Kunststofftechnik, Metalltechnik und Pneumatik, Holztechnik und Elektrotechnik. „Wenn man noch nicht genau weiß, in welche Richtung man bei der Berufswahl gehen soll, kann die Möglichkeit der praktischen Anwendung eine wichtige Entscheidungshilfe liefern“, so Mischensky.