Claudia Mischensky mit Anna Kleissner (am Bildschirm) und Timo Springer – Foto: IV Kärnten
Wirtschaft
27.04.2021

IV Kärnten: Struktur-Defizite müssen behoben werden

Auf Basis des "Standort-Checks" des Forschungsinstituts Economica fordert die Industriellenvereinigung (IV) Kärnten: "Wir brauchen strukturpolitische Impulse." Kärnten könnte wirtschaftlich den Anschluss verlieren.

Bei der heutigen Pressekonferenz der IV Kärnten erläuterte Anna Kleissner von Economica Kärnten Ergebnisse aus der Begleitforschung zum Wirtschaftsbericht des Landes. Schon vor Corona und nach der Finanzmarkt-Krise habe Kärnten den eigentlich möglichen Wachstumspfad nicht erreicht und blieb auch unter dem Österreich-Schnitt. Der Wertschöpfungsanteil Kärntens in Österreich liegt unter dem Bevölkerungsanteil (5,4 zu 6,3 Prozent). Eine überdurchschnittliche Entwicklung gab es nur bei der "Herstellung von Waren". Hier zeige sich, dass sich die Schwerpunkt-Setzung auf Mikroelektronik auszahlt.

Potentiale mehr nutzen

Obwohl Kärnten vergleichsweise gut durch die Krise (2020) gekommen sei, bestehe die Gefahr, dass das südlichste Bundesland den wirtschaftlichen Anschluss verliert, so Kleissner: "Es fängt beim geringen Spezialisierungsgrad an, setzt sich im hohen Anteil wachstumsschwächerer Sektoren fort und reicht schließlich bis zu den ungenutzten Potenzialen in Wertschöpfungsnetzwerken. Dazu kommt die schrumpfende Bevölkerung und die Abwanderung der Jungen." Daher müsse Kärnten seine Potential nutzen!

"Think Carinthia" erarbeitet Vorschläge

Empfehlungen von Economica decken sich mit Forderungen der IV Kärnten. "Wir brauchen dringend neue strukturpolitische Impulse", fordert IV-Kärnten-Präsident Timo Springer. Er setzt stark auf den Think Tank "Think Carinthia" – eine Anregung der IV, aufgenommen durch Wirtschafts-Landesrat Sebastian Schuschnig. Dieser Think Tank, prominent besetzt, soll Vorschläge für die Politik erarbeiten, wie Kärnten seinen Weg aus der Krise finden könnte.

Auf Spezialisierung setzen

Zwei Punkte sind dabei für Springer essentiell: Es gehe erstens um eine Spezialisierung und Profil-Bildung. Anbieten würden sich laut Economica die Branchen Elektronik, Lebens- und Nahrungsmittel, Forst- und Holzwirtschaft, Steine und Erden sowie Energie-Erzeugung. Gute Ansätze gibt es laut Springer bereits – etwa das neue Standortmarketing oder den gemeinsamen Zentralraum-Verein von Klagenfurt und Villach, der eine Chance sei, die Attraktivität Kärntens für international Studierende, Forscher und Schlüsselarbeitskräfte zu erhöhen. Eine konkrete Zentralraum-Strategie geht Springer noch ab. Außerdem erneuert er die Forderung nach einem gemeinsamen Uni-FH-Campus.

Der zweite Punkt ist eine Nutzung der Potentiale entlang von gesamten Wertschöpfungsketten und -netzwerken.

Ergebnisse der aktuellen Konjunktur-Umfrage – Quelle: IV Kärnten

Aktuelle Konjunktur-Umfrage

IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky erläuterte heute auch noch die aktuelle Konjunktur-Umfrage der IV Kärnten des ersten Quartals 2021. Daran nahmen 60 Unternehmen mit ca. 19.400 Mitarbeitern teil. Die Umfrage zeige, dass sich die Konjunktur weiter erholt. "Alle Signale weisen auf einen kurzfristigen Aufschwung hin", so Mischensky, die das an folgenden Punkten festmacht: Geschäftslage und Auftragsbestand werden derzeit zu 69 bzw. 77 Prozent als "gut" (oder steigend) eingeschätzt.

Bemerkenswert sei die Einschätzung des Beschäftigten-Standes in drei Monaten: 46 Prozent wollen neue Mitarbeiter einstellen – ein Zehn-Jahres-Hoch.

Bei den Ertragserwartungen zeige sich aufgrund der steigenden Rohstoffpreise ein verhalteneres Bild: Ein Viertel spricht derzeit von einer guten, auf den Herbst angesprochen ist es nur noch ein Fünftel. Auf den Herbst angesprochen, zeigt sich die Unsicherheit der Unternehmen: Nur 21 Prozent der Befragten erwarten in sechs Monaten eine gute Geschäftslage.

 

Claudia Mischensky mit Anna Kleissner (am Bildschirm) und Timo Springer – Foto: IV Kärnten
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