v.l. Christoph Kulterer, Timo Springer, Monika Köppl-Turyna, Corinna Schleschitz, Martin Gruber, Claudia Mischensky, Peter Wedenig © IV Kärnten
Wirtschaft
14.06.2023

IV: Standort attraktivieren, Lücken am Arbeitsmarkt schließen

Die IV fordert Schulterschluss, um Kärnten als erfolgreichen, für Fachkräfte interessanten Industriestandort zu positionieren.

Im Rahmen einer Veranstaltung der Industriellenvereinigung im Lakeside Park Klagenfurt diskutierte ein hochkarätiges Podium, Fragen rund um die Bewältigung der anstehenden Pensionierungslawine. Im Bundesländervergleich befindet sich Kärnten aktuell an zweitletzter Stelle im Arbeitslosigkeitsranking und das, obwohl am Kärntner Arbeitsmarkt die höchste Anzahl an freien Stellen zur Verfügung steht.

Anknüpfungspunkte

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil der Frauen, die in Teilzeit arbeiten, verdreifacht und liegt nun bei der Hälfte aller in Österreich lebenden Frauen. Eco-Austria-Chefin, Monika Köppl-Turyna gibt offen zu, dass es schwierig wäre, eine Aktivierung in Richtung Vollzeit zu erreichen. Dies würde steuerliche Anreize, eine verbesserte Kinderbetreuung und wahrscheinlich auch eine grundlegende Veränderung der sozialen Normen erfordern. Laut Umfragen sind wiederum die Hälfte aller Frauen in Österreich der Meinung, dass ihre Kinder unter ihrer Berufstätigkeit leiden würden. Im Vergleich dazu sind Länder wie Dänemark, die Niederlande, Frankreich und Schweden in diesem Bereich bereits weit fortgeschritten. Köppl-Turyna hebt weiters hervor, dass die qualifizierte Zuwanderung in Österreich optimiert werden könne. Die bürokratischen Erleichterungen bei der Rot-Weiß-Rot-Card für Zuwanderer stehen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern im Widerspruch zu den sehr hohen Einkommenssteuern und Sozialabgaben. Auch für Arbeitslose und Personen, die gerne über das Pensionsalter hinaus arbeiten würden, müssen Anreize geboten werden.

Widersprüche am Kärntner Arbeitsmarkt

Im Verhältnis zu einer Vielzahl offener Stellen besteht in Kärnten eine hohe Arbeitslosenquote. Dies sei laut Peter Wedenig vom Arbeitsmarktservice Kärnten auf die starken saisonalen Schwankungen im Tourismus und in der Baubranche zurückzuführen. Die verfügbaren Stellen konzentrieren sich allerdings hauptsächlich auf den Bereich Metall und Elektro. Wedenig forderte die Unternehmen in Kärnten auf, in nachhaltige Arbeitsplätze zu investieren, um die Beschäftigungsquote für Menschen über 50 Jahre zu steigern. Er erwähnte Kampagnen in Spittal, bei denen Arbeitszeitregelungen mit Unternehmen erarbeitet werden, um Frauen den Einstieg zu erleichtern, sowie Projekte in Völkermarkt, die neue Mobilitätskonzepte entwickeln, um den Weg zur Arbeitsstelle zu erleichtern. Auch Projekte in Kooperation mit der Diakonie, dem Land Kärnten und der Industriellenvereinigung Kärnten werden vom Arbeitsmarktservice unterstützt.

Wirtschafts- und Lebensraum Oberkärnten

Christoph Kulterer, der Leiter des Holzindustrieunternehmens Hasslacher Gruppe, welches seinen Hauptsitz in Sachsenburg hat und bereits 700 Mitarbeiter in der von Abwanderung betroffenen Region Oberkärnten beschäftigt, hat bisher erfolgreich die Verdopplung der Belegschaft in zehn Jahren bewältigt. Viele Bewohner Oberkärntens, die zuvor in andere Gebiete pendeln mussten, entschieden sich dafür, als sie die Möglichkeit hatten, ihren Arbeitsplatz näher an ihrem Wohnort zu haben. Zudem investierte das Unternehmen stark in die Ausbildung der Mitarbeiter und gründete eine eigene Akademie, um diesem Zweck gerecht zu werden. Schwierig sei es junge Menschen nach Oberkärnten zu locken, da keine durchdachten und bezahlbaren Mobilitätskonzepte für Pendler angeboten werden, so Kulterer. Er ergänzt, dass in Österreich eines der vorherrschenden Probleme die Mentalität sei. Ständige Diskussionen um alternative Arbeitsformen, wie die Vier-Tage-Woche, tragen zu unrealistischen Erwartungshaltungen bei, die in der Wirtschaft nicht zu verwirklichen sind.

Lehrlinge als Fachkräftenachwuchs

Corinna Schleschitz vom Autozulieferer Mahle fokussiert bei Maßnahmen zur Gewinnung von Fachkräftenachwuchs die Lehrlingsausbildung. In der werkseigenen Lehrwerkstätte in St. Michael werden laufend 50 Lehrlinge beschäftigt und ausgebildet. Schleschitz betont auch die Bedeutung von funktionierenden Mobilitätskonzepten. Mahle ist Vorreiter in Sachen innovative Mobilität. Durch die Einbindung des Werksverkehrs in den öffentlichen Verkehr ist es gelungen, die Fahrt zur Arbeit für Arbeitnehmer zu erleichtern. Die Vertreterin des Autozulieferers ergänzte, dass auch der slowenische Arbeitsmarkt nicht unterschätzt werden dürfe, jedoch treten hier Probleme in Bezug auf Doppelbesteuerung und unrealistische arbeitsrechtliche Vorschriften auf. Für slowenische Mitarbeiter sei es in ihrer Heimat beinahe unmöglich im Homeoffice zu arbeiten.

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