"Nur durch gezielte, praxisorientierte Bildungs- und Personalstrategien kann der Standort nachhaltig gestärkt werden."
IV-Studie: Kompetenzentwicklung als Schlüssel zum Erfolg
Die Industriellenvereinigung Kärnten (IV Kärnten) schlägt Alarm: Fehlende fachliche und überfachliche Kompetenzen entwickeln sich zunehmend zur zentralen Wachstumsbremse für die Industrie im Bundesland. „Fehlende Kompetenzen sind kein Randproblem mehr, sie gefährden das Wachstum von Betrieben in der Breite,“ warnt Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten. „Wir stehen an einem Punkt, an dem Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik gemeinsam mit der Wirtschaft neue Lösungen schaffen müssen.“
Klares Studienergebnis
Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer Befragung von Industrieunternehmen aus 14 Branchen und zeigen ein klares Bild: 92,8 % der Unternehmen sehen Kompetenzentwicklung als strategisches Kernthema. 84,4 % erkennen tiefgreifende Veränderungen bei den Kompetenzanforderungen. Fast 80 % nennen fehlende Kompetenzen als direktes Wachstumshemmnis. Über 80 % erwarten einen weiter steigenden Veränderungsdruck in den nächsten Jahren.
„Die Kompetenzorientierung in der Industrie ist wesentlicher Wettbewerbsfaktor und dementsprechend hoch. 92,8 Prozent der Industriebetriebe in Kärnten beschäftigen sich mit den Kompetenzen der Mitarbeiter:innen“, erklärt Wolfgang Pucher, Bildungsexperte der IV Kärnten und Projektleiter der Studie. Der hohe Veränderungsdruck führe dazu, dass Unternehmen gezielt in die Weiterentwicklung ihrer Belegschaft investieren müssten – wobei immerhin 41,6 Prozent der Mitarbeitenden eine überdurchschnittliche Lernbereitschaft zeigen.
Fachlich und überfachlich gefordert
Besonders gefragt sind Kompetenzen in den Bereichen Digitalisierung, Betriebswirtschaft, Technik, Forschung und Entwicklung sowie Engineering. Der digitale Wandel durchdringt sämtliche Branchen, wodurch insbesondere IT- und KI-Kompetenzen, Datenanalyse und Softwareentwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Doch nicht nur technisches Know-how ist gefragt: Überfachliche Kompetenzen wie Problemlösungsfähigkeit, Teamarbeit, ganzheitliches Denken, Lernbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsstärke sind laut Pucher „essenziell, um in einem dynamischen Umfeld erfolgreich zu agieren“. Die IV Kärnten appelliert daher an Bildungseinrichtungen, diese Soft Skills systematisch in ihre Lehrpläne zu integrieren. „Ein Mangel an diesen Fähigkeiten kann dazu führen, dass Teams nicht ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten können, was wiederum die Innovationskraft der Unternehmen beeinträchtigt“, so Pucher weiter.
Druck und Chancen auf allen Ebenen
Vom Veränderungsdruck besonders betroffen sind Fachkräfte sowie operative Führungskräfte, etwa in Schicht- oder Projektleitungen. Wie stark der Wille zur Veränderung tatsächlich ausgeprägt ist, hängt laut Studie stark von Branche, Abteilung und innerbetrieblichen Strukturen ab. Klar sei aber: Nur gemeinsam – durch gezielte Förderung, Weiterbildung und ein lernförderliches Umfeld – könnten Unternehmen und Beschäftigte Kompetenzlücken erfolgreich schließen.
Handlungsempfehlungen der IV Kärnten
Die IV Kärnten formuliert fünf konkrete Schritte zur Sicherung des Industriestandorts:
- Modernisierung von Bildungsinhalten, insbesondere im Bereich MINT und Digitalisierung
- Förderung lebenslangen Lernens durch öffentlich finanzierte Programme
- Stärkere Kooperationen zwischen Betrieben, Bildungseinrichtungen und Staat
- Einführung eines Kompetenz-Matching-Tools zur besseren Personalentwicklung und Rekrutierung
- Flexible, modulare Ausbildungsformate, angepasst an reale Anforderungen
Claudia Mischensky bringt es abschließend auf den Punkt: „Der Fachkräftemangel kennt keine Konjunkturpause. Und die Studie macht deutlich: Kompetenzentwicklung ist kein Nice-to-have, sondern ein Muss. Fehlende Kompetenzen bedrohen nicht nur die Innovationsfähigkeit, sondern langfristig die gesamte Wettbewerbsfähigkeit der Kärntner Industrie. Nur durch gezielte, praxisorientierte Bildungs- und Personalstrategien kann der Standort nachhaltig gestärkt werden.“