Leben
14.02.2022

Junge Steirerin sagt Plastikmüll den Kampf an

Katharina Lierzer, die derzeit in Graz lebt, teilt die Fort- und Rückschritte, die Auf und Abs ihrer Zero Waste- Reise und ihren Weg zu einem müllfreien Leben auf ihrem „Zero Waste Laden“ Blog und Instagram-Account.

Seit Dezember 2020 betreibt Katharina Lierzer den „Zero Waste Laden“ als Blog und Instagram-Account. Ihr Blog richtet sich an all jene, die ihr Leben ein Stück weit einfacher, freier und nachhaltiger gestalten möchten. An alle, die offen sind für verschiedene Alltagsfacetten eines einfachen, umweltfreundlichen Lebensstils. Bereits vor einigen Jahren hat die Steirerin damit begonnen, sich wieder auf alte Lebensweisen zu besinnen und diese Schritt für Schritt in ihren Alltag zu integrieren. „Ich bin sehr ländlich in einem kleinen Dorf in der Südweststeiermark aufgewachsen. Viele der alltäglichen Routinen in meiner Familie und auch bei den Nachbarn drehten sich ums Gärtnern, Selbermachen, Ein- und Vorkochen, Verwerten, Sammeln in der Natur oder das Reparieren von Dingen“, erinnert sich Lierzer. Kurz gesagt: Müll vermeiden, indem er gar nicht erst anfällt, weil man Dinge selbst anbaut, erntet, tauscht, wiederverwendet und verwertet. „Das hat mich geprägt. Und was wir heute in meiner Generation klingend als Zero Waste, Upcycling, Meal Prep und Co. bezeichnen, hat meine Oma eigentlich schon immer so gemacht.“

Über No Buy-Lösungen nachdenken

Um ihre Zero Waste-Reise nicht alleine machen zu müssen hat die Grazerin ihren Blog und Instagram-Account gegründet. „Mir machen die Dinge einfach mehr Spaß, wenn ich mich mit anderen austauschen kann. Darüber hinaus bin ich in vielen Dingen keine Expertin, sondern selbst noch Lernende. Da hilft das Schwarmwissen in der Zero Waste Laden-Community oft enorm weiter“, freut sich Katharina Lierzer. Im Laufe ihrer Zero Waste-Reise hat Lierzer auch erkannt, dass nicht alles, was als Zero Waste angepriesen wird, auch wirklich Zero Waste ist. „Schicke neue Küchentücher aus Bambusfaser statt Einweg-Küchenrolle zum Beispiel. Heute würde ich einfach ein altes Handtuch oder einen Stoffrest upcyclen, anstatt die Sachen neu zu kaufen. Ein eigenes Sprossenglas für Mircogreens? Ein altes Marmeladenglas und ein grobporiges Tuch tun es auch“, erklärt die Bloggerin. Auf ihrer Zero Waste-Reise hat sie auch gelernt um die Ecke zu denken. „Das spornt an, kreativ zu sein und über No Buy-Lösungen nachzudenken. Denn schließlich soll Zero Waste nicht unbedingt mehr Konsum anregen.“

Plastikfreie Lebensweise ist ein Lernprozess

Sich an eine plastikfreie Lebensweise anzunähern, geht allerdings nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Lernprozess, wie auch die Steirerin feststellen musste. „Ganz plastikfrei zu leben ist für die meisten Menschen unserer Zeit vermutlich auch illusorisch. Das sollte und muss auch nicht der Anspruch sein. Denn solang wir in einer Gesellschaft leben, der weitgehend noch immer die Systeme fehlen, um im Alltag Müll zu vermeiden, wird es für den Einzelnen schwierig.“ Dafür bräuchte es flächendeckende Möglichkeiten, um unverpackt einkaufen zu können oder ein umfassendes Mehrwegsystem für Glasverpackungen.

Einkaufen ohne Plastikmüll

Katharina Lierzer und ihr Partner leben heute, so gut es geht, plastikfrei. „Gemüse, Obst und Käse kaufen wir zweimal pro Woche regional und saisonal am Bauernmarkt. (Hafer-)Milch und Joghurt im Pfandglas kommen aus dem regulären Supermarkt“, erklärt Lierzer. Mehl, Haferflocken, Nudeln und Saaten bestellt sie bei ihrem lokalen Unverpackt-Laden im Onlineshop als Papier-Großgebinde. Pflegeprodukte wie Seife, Zahnputztabs, Shampoo, etc. gibt es plastikfrei mittlerweile auch in vielen Drogerien. „Mit der Zeit entwickeln sich Routinen und man weiß genauer, wo man welche Dinge plastikfrei findet“, erklärt Lierzer.

Saisonal und regional einkaufen

Hand in Hand mit der Reduktion des Plastikmülls geht für die Steirerin auch der wertschätzende Umgang mit den Lebensmitteln. Auch das führt Lierzer auf ihre Kindheit zurück. „Bei uns zu Hause wurden so gut wie nie Lebensmittel weggeworfen. Bevor ein neues Gericht gekocht wurde, wurden erstmal die Reste aufgegessen. Irgendwann geht das in Fleisch und Blut über“, so die 32-Jährige. Wer weiß, wie Lebensmittel entstehen und sich bewusst damit beschäftigt, wie lange es dauert, bis beispielsweise ein Salat in der Schüssel, eine Walnuss im Müsli oder das Brot auf dem Teller landet, weiß vermutlich auch den Wert der Lebensmittel mehr zu schätzen. „Mit dem Wunsch Müll zu vermeiden, ging automatisch auch die Entscheidung einher, mehr Lebensmittel selbst herstellen zu wollen. Auch wer wie ich keinen eigenen Garten hat kann trotzdem saisonal und regional einkaufen und backen, fermentieren, einkochen und so viel mehr.“

Zero Waste-Lebensweise

Katharina Lierzer lässt die Menschen in ihrem Blog aber nicht nur an ihrer Reise zu einem plastikfreien Leben teilhaben, man findet dort auch Tipps und Tricks zu verschiedenen Themen wie Zero Waste-Rezeptideen, Zero Waste-Beauty und Zero Waste-Living. Viele der Themen, vor allem aber die Rezeptideen, Ideen zum Selbermachen und Ideen zur Zero Waste-Lebensweise, die sie auf ihrem Blog und auf Instagram teilt, hat Lierzer schon von zu Hause mitbekommen. „Wenn ich dazu noch etwas wissen will, frage ich einfach meine Mutti. Mein Bruder kennt sich im Wald und in der Natur gut aus, mit ihm sammle ich viele Naturschätze - von Wildkräutern, Pilzen und Beeren bis hin zum Räucherharz.“, verrät Lierzer. Manche Sachen bringt sie sich auch selbst bei und teilt das Wissen dann mit ihrer Community. „Das Seifensieden und das Herstellen meiner eigenen Pflegeprodukte habe ich mir mithilfe von Kurse on- und offline angeeignet. Und selbstverständlich sind auch Instagram, Pinterest und Co. tolle Inspirationsquellen. Hier kann man sich kostenlos viele Ideen und Anregungen zum Thema holen.“

„Inspirieren statt missionieren“

Und jeder kann im Alltag einen Teil zur Lösung des Plastik-Problem beitragen und verschiedene Hebel in Bewegung setzen. „Sei kreativ und schau, was sich bei dir in der Nähe umsetzen lässt. Du wirst sehen: Es ist ein schönes Gefühl, wenn du nach dem Wocheneinkauf nicht erstmal den Müll runterbringen musst“, so Lierzer. Und hier kommt die Nachhaltigkeit ins Spiel. Denn, um langfristig Lebensweisen anzupassen oder zu verändern, müssen diese alltagstauglich und sinnstiftend sein. „Darum halte ich es wie Victoria Heyn von @naturlandkind: Inspirieren statt missionieren“, erklärt Katharina Lierzer.

Tipps:

  • Starte deine Zero Waste-Reise dort, wo du an dir selbst Potenziale erkennst.
  • Beispielsweise im Bad nach und nach auf plastikfreie Pflegeprodukte umsteigen. Wenn eine Shampoo- oder Duschgelflasche leer ist, diese durch eine plastikfreie Alternative ersetzen.
  • Obst, Gemüse und Käse in eigenen Behältern am Bauernmarkt kaufen.
  • Gemüse im eigenen Garten anbauen, Lebensmittel unverpackt ab Hof kaufen oder in einem Unverpacktladen einkaufen.

Fotocredits: Katharina Lierzer

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