Im Tourismus und bei Sport- und Freizeitbetrieben gibt es nach wie vor keinen Grund zu Freude. – Foto: Pixabay/geralt
Wirtschaft
02.03.2021

Kärnten: Unmut über langsame bzw. gar keine Lockerungen

Tourismus ärgert sich über gestrige Ansagen des Bundes und über Krisenmanagement der Kärntner Landesregierung. Sport- und Freizeitbetriebe sind entsetzt über Lockdown-Verlängerung.

Die gestrige Pressekonferenz der Bundesregierung lässt Tourismus und Gastronomie ratlos zurück. "Noch immer ist völlig unklar, wann unsere Betriebe öffnen dürfen. Wir wissen genauso viel wie zuvor", kommentiert das heute Stefan Sternad, Obmann der Wirtschaftskammer-Fachgruppe Gastronomie. Den Schanigärten bei der Öffnung den Vortritt zu geben, sei "absurd" und "nicht praktikabel". Man sei viel zu abhängig vom Wetter, nur wenige Stunden seien im Freien Umsätze erzielbar. Sternad: "Was mich besonders ärgert: Wir haben der Politik in den vergangenen Monaten zahlreiche Varianten – samt konkreten Sicherheitsmaßnahmen und Präventionskonzepten – für eine sichere Öffnung vorgeschlagen. Aber die Interessen der Wirtschaft werden ignoriert!"

Auch die Hotellerie könne mit "vagen Andeutungen nicht Arbeiten", so Sigismund E. Moerisch, Obmann der WK-Fachgruppe Hotellerie. Man brauche endlich klare Ansagen: "Jeden Tag erreichen uns Anfragen von Gästen und Mitarbeitern – und wir können keine Antwort geben. Diese Situation ist nicht länger tragbar."

Kärntner Krisenmanagement ein "Fiasko"

Regionale Lockerungen sehen Sternad wie Moerisch positiv. Doch man lebe eben in Kärnten. "In den vergangenen Monaten ist in unserem Bundesland entsetzlich viel schief gelaufen. Noch im Sommer waren wir Musterschüler, heute sind wir Schlusslicht." Zu wenig Kontrollen der Verordnungen und Bagatellisierung bei Verstößen seien laut Sternad und Moerisch dafür verantwortlich: "Das Krisenmanagement der Kärntner Landesregierung ist ein Fiasko."

Nun müsse man alles daran setzen, um die Sieben-Tage-Inzidenz bis Ende März zu senken. Die beiden sprechen sich für regionale Maßnahmen bei hohen Inzidenzen, engmaschige Kontrollen, funktionierendes Contact Tracing, massiven Teststraßen-Ausbau und eine zielgerichtete Impfstrategie aus. Auch das Bundes-Hilfsprogramm für den Tourismus müsse weiter ausgebaut werden. Die Branche fordert einen Umsatzersatz von mindestens 50 Prozent. Sternad: "Es geht jetzt um das nackte Überleben für viele Betriebe. Wenn sie nicht sofort Geld bekommen, um ihre Fixkosten zu bezahlen, werden sie gar nicht mehr öffnen können."

Auch für die Veranstaltungswirtschaft gibt es noch keinen Planungshorizont, so Hannes Dopler als Sprecher des entsprechenden WK-Beirats: "Ich unterschreibe Stefan Sternads Äußerungen und sehe die lockere Einstellung der Landespolitik als Ursache für unsere jetzige Situation. Das Krisenmanagement ist gelinde gesagt bescheiden." Er und Markus Polka, Geschäftsführer des Beirats, unterstützen die Forderungen, um die Inzidenz zu senken.

Keine Öffnung für Sport- und Freizeitbetriebe

Entsetzt zeigt man sich auch bei den Sport- und Freizeitbetrieben, über 1.000 sind es in Kärnten. "Wenn wir die Lockdown-Zeiten zusammenzählen, dann müssen wir mittlerweile seit acht Monaten unsere Kunden quasi aussperren", so Fachgruppen-Obmann Andy Wankmüller. Dass Schul- und Jugendsport bald möglich ist, sei positiv. Aber, so Wankmüller: "Man darf hier aber nicht auf eine Gleichbehandlung der gewerblichen Betriebe mit den Vereinen vergessen. Ein kontrolliertes Outdoor-Training wäre auch für Erwachsene wünschenswert und dringend notwendig!"

Wankmüller fordert eine Erhöhung des Ausfallsbonus von 15 auf 30 Prozent und eine Mehrwertsteuer-Senkung auf fünf Prozent. Er spricht z. B. für Fitnesscenter, Kletterhallen, Reitbetriebe oder Tanzschulen.

Im Tourismus und bei Sport- und Freizeitbetrieben gibt es nach wie vor keinen Grund zu Freude. – Foto: Pixabay/geralt
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