Peter Wedenig, Geschäftsführer des AMS Kärnten. Foto: (AMS Kärnten/KK)
Wirtschaft
28.01.2022

Kärntner Arbeitsmarkt: Rekordbeschäftigung nach Corona-Tief

Haben die Corona-Krise und die Lockdowns den Arbeitsmarkt im Jahr 2020 noch in eine tiefe Krise gestürzt, so ging es 2021 rasant bergauf – trotz neuerlicher Lockdowns zum Jahresbeginn und gegen Jahresende. Diese Aufholjagd mündete in Rekordbeschäftigung.

„Der Aufschwung wird getrieben von einer massiven Nachfrage nach Arbeitskräften und zieht sich quer durch die Branchen und Bezirke. In dieser Geschwindigkeit kam er durchaus überraschend, wodurch sich auch Prognosen für den Arbeitsmarkt laufend überholen“, sagt AMS-Landesgeschäftsführer Peter Wedenig. Ziel des AMS sei es, den Aufschwung weiter zu nutzen. „Die Vermittlung – unser Kerngeschäft – steht damit auch 2022 klar im Fokus. Wir arbeiten hier eng mit den Kärntner Betrieben zusammen", führt Wedenig weiter aus. Im Sinne von mehr Chancengleichheit sei es gleichzeitig aber auch entscheidend, Perspektiven für jene Personengruppen zu schaffen, die von der positiven Entwicklung nicht so stark profitieren können, wie Arbeitsuchende über 50 Jahre, mit Beeinträchtigungen oder Langzeitarbeitslose. „Wir setzen daher auf nachgefragte und nachhaltige Qualifizierungen, Kompetenzorientierung und Beschäftigungsmaßnahmen.“

Vergleich 2021 zu 2020

Im Jahresdurchschnitt 2021 gab es 216.278 unselbstständig Beschäftigte (+6.396/+3,0%) – das ist ein Rekordwert. 20.969 Menschen waren beim AMS Kärnten arbeitslos vorgemerkt (-5.779/-21,6%). Rechnet man die Schulungsteilnehmer dazu, waren es 23.727 (-5.437/-18,6%). Mit 8,8% liegt die Arbeitslosenquote auf dem Vorkrisenniveau; nach 11,3% im Jahr 2020. Österreichschnitt: 8,0%. Besonders gut hat sich der Arbeitsmarkt für Jugendliche entwickelt (-920/-36,4). Auch bei den
über 50-Jährigen gab es eine Abnahme der Arbeitslosigkeit (-1.158/-12,4%). Leicht positiv ist der Trend bei den Langzeitarbeitslosen (über 1 Jahr vorgemerkt): Hier konnte der Zuwachs in der 2. Jahreshälfte eingedämmt werden. Jahresdurchschnittlich waren aber noch immer um 737 mehr Langzeitarbeitslose vorgemerkt als 2020 (+17,2%). 6.120 offene Stellen waren beim AMS Kärnten gemeldet (+2.492/+68,7%) – ein Rekordwert.
 

Vergleich 2021 zu 2019

Erfreulich fällt der Vergleich mit dem Vorkrisenjahr 2019 aus: 216.278 Beschäftigte bedeuten gegenüber 2019 ein Plus von 0,1% (+253 Personen). Bei den Arbeitslosen liegt der Wert mit +221 Vorgemerkten (+1,1%) nur knapp über dem Vorkrisenniveau. „Im Bundesländervergleich ist das der geringste Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber 2019“, so Wedenig. Auch gegenüber 2019 zeigt sich bei der Jugendarbeitslosigkeit ein starker Rückgang, nämlich um 306 Personen (-16%). Bei den über 50-Jährigen zeichnet sich ein positiver Trend ab, auch wenn es noch um 768 mehr Vorgemerkte gibt als 2019 (+10,4%). Noch weit über dem Vorkrisenniveau ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen (über 1 Jahr vorgemerkt) mit +1.620 bzw. + 47,4%. Im Vergleich zu 2019 gab es um 48% mehr offene Stellen (+1.985).
 

Kurzarbeit 2021

Die Covid-19-Kurzarbeit (KUA) wurde 2020 von der Bundesregierung initiiert, um Unternehmen während der Pandemie zu unterstützen und Beschäftigung abzusichern. Das AMS ist mit der Umsetzung betraut. In das Jahr 2021 fallen die KUA-Phasen III, IV und V.1 In diesen Phasen haben 8.084 Betriebe mit 34.874 Mitarbeitenden Kurzarbeit in Anspruch genommen. Das waren vor allem Unternehmen aus den Bereichen Tourismus, Gastronomie, Einzelhandel (ohne Lebensmittel), sowie Frisör-, Kosmetik- und Fitnessstudios. Eingegangene Verpflichtungen seitens des AMS Kärnten: 318,2 Millionen Euro.
 

Ausblick, Budget & Maßnahmen 2022

Die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute für 2022 weisen eine große Bandbreite auf. Entsprechend unsicher sind die Prognosen für den Arbeitsmarkt: „Wir rechnen aktuell mit einer Zunahme der Beschäftigung um rund 2.600 Personen auf 218.900 und mit einer Abnahme der Arbeitslosen um 1.600 Personen auf jahresdurchschnittlich 19.400 Personen. Dadurch würde sich die Arbeitslosenquote von aktuell 8,8% auf 8,1% reduzieren.“Um Arbeitsuchende wie Unternehmen zu unterstützen, steht dem AMS Kärnten 2022 ein Budget von 87,5 Millionen Euro zur Verfügung. Geplant wird mit rund 6.300 Maßnahmenplätzen. „Den Arbeitskräftebedarf der Betriebe zu decken, bleibt 2022 ein vordergründiges Thema. Hier setzen wir auf Fachkräfteausbildungen und Qualifizierungen, die wir in Abstimmung mit der Wirtschaft umsetzen; etwa in den Bereichen Elektronik und digitale Technologie, Metall, Umwelt und – ganz zentral – Pflege“, sagt Wedenig. Eine wesentliche Rolle spielt hier weiterhin die Corona-Joboffensive. Verschiedene Beschäftigungsmaßnahmen zielen vor allem darauf ab, benachteiligte Personengruppen (über 50-Jährige, Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Langzeitarbeitslose) wieder fit für den 1. Arbeitsmarkt zu machen. Hier greift stark das Programm „Sprungbrett“. Schwerpunkt 2022 ist außerdem die kompetenzorientierte Vermittlung: Dabei rücken zunehmend die Kompetenzen und Fähigkeiten Arbeitsuchender in den Vordergrund anstelle der reinen formalen Bildungsabschlüsse. In dieser Sache setzt das AMS Kärnten auf eine starke Zusammenarbeit mit den Betrieben. Wedenig: „Angesichts der demographischen Entwicklung, des Wertewandels in der Gesellschaft sowie der Transformation der Wirtschaft, ist es zunehmend wichtig in der Personalsuche neue Wege zu gehen und das gesamte Arbeitskräftepotenzial in Betracht zu ziehen.“ Eng bleibt die Kooperation mit dem Land Kärnten und den Sozialpartnern: „Wir setzen weiter die Arbeitsmarktstrategie 2021+ um. Sie ist ein starker Schulterschluss für den Kärntner Arbeitsmarkt.“
Peter Wedenig, Geschäftsführer des AMS Kärnten. Foto: (AMS Kärnten/KK)
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