„Der Tag der offenen Tür ist eine großartige Gelegenheit, vielleicht schon seinen künftigen Arbeitgeber kennenzulernen.“
Kärntner Industriebetriebe liefern exklusive Einblicke
Produktionsprozesse hautnah miterleben, innovative Technologien kennenlernen, modernste Arbeitsplätze erkunden, Ausbildungsangebote und Jobchancen entdecken: Der Tag der offenen Tür der Kärntner Industrie macht's möglich! 28 Kärntner Industriebetriebe mit 35 Standorten quer durch alle Bezirke und Branchen – von Holz über Elektronik und Chemie bis hin zu Elektrizität – laden am 4. Oktober zum Blick hinter die Kulissen ein.
Karrierekompass für Jugendliche
„Die Betriebe verwandeln sich einen Tag lang in ein Schaufenster für Besucherinnen und Besucher, die schon immer wissen wollten, was die Firmen in ihrem Wohnort oder Bezirk herstellen und welche Innovationen sie von Kärnten aus schaffen“, Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten. Das vielfältige Programm richtet sich insbesondere auch an junge Menschen, bei welchen die Berufswahl bevorsteht, und natürlich deren Familien. „Ziel der Betriebe an diesem Tag der offenen Tür ist es unter anderem, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, der Chancen und Karrieren für junge Menschen ermöglicht. Und in dem Zusammenhang spielt natürlich die Lehrlingsausbildung eine wesentliche Rolle.“
Für Schulklassen bieten die Industriebetriebe organisierte Führungen an, bei denen über Berufe im MINT-Bereich informiert wird. „Damit ist der Tag der offenen Tür eine großartige Gelegenheit, vielleicht schon seinen künftigen Arbeitgeber kennenzulernen“, so die IV-Kärnten-Geschäftsführerin.
Fachkräfte im Fokus
„Die Kärtner Industrie beschäftigt als produzierender Sektor direkt mehr als 57.000 Mitarbeiter:innen, 3000 davon sind in Forschung und Entwicklung tätig“, so Alexander Kuess, Geschäftsführer der Sparte Industrie der WK Kärnten. Die modernen Industriearbeitsplätze würden sich durch eine starke Integration fortschrittlicher Technologien und Automatisierung auszeichnen. „Die Mitarbeiter:innen an solchen Arbeitsplätzen überwachen und steuern Prozesse über Touchscreens oder Tablets, analysieren Daten und führen technische Wartungen durch. Arbeitsschutz, Ergonomie und attraktive Arbeitszeitmodelle haben einen hohen Stellenwert." Auch wenn die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt angespannt sei, seien Kärntens Industriebetriebe ein Garant für wertvolle Arbeitsplätze in der Region.
Besonders die Ausbildung und Beschäftigung junger Menschen sei ungebrochen ein Asset. „2023 wurden mehr als 1000 junge Menschen in den unterschiedlichsten Berufen ausgebildet, und unsere Industrielehrlinge zeigen bei internationalen Wettbewerben Leistungen, die Weltklasse sind“, betont Kuess. Damit bilde die Industrie die dringend benötigten Fachkräfte von morgen aus. „Denn der jetzt schon vorherrschende Fachkräftemangel wird in den kommenden Jahren noch zunehmen, und stellt die Betriebe vor Herausforderungen“, betont Kuess.
Wettbewerbsfähigkeit steigern
Michael Velmeden, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Kärnten und Vizepräsident der IV Kärnten, ergänzt: „Wir haben aber noch weitere Standortthematiken, die es zu lösen gilt. Wir befinden uns im dritten Jahr der Rezession und zumindest bis Jahresende kann maximal von einer Stagnation die Rede sein. Die jüngste Konjunkturumfrage unter Kärntner Industriebetrieben habe gezeigt, dass knapp ein Viertel der Unternehmen sogar darüber nachdenke, Mitarbeiter:innen abzubauen. „Hinzu kommt, dass der Standort Österreich Jahr für Jahr an Wettbewerbsfähigkeit einbüßt.
Laut Agenda Austria wächst kein anderes EU-Land langsamer als Österreich“, erklärt Velmeden. Die Gründe für den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit sind bekannt: „Die Arbeits- und Energiekosten sind im internationalen Vergleich viel zu hoch, die Lohnstückkosten liegen in Österreich deutlich über dem EU-Schnitt, und mit einer exorbitant hohen Steuer- und Abgabenquote von 43,2 Prozent und einer massiven Überregulierung sind wir nicht konkurrenzfähig“, so Velmeden. Das alles berge das Risiko, dass Unternehmen ins Ausland abwandern. Neuinvestitionen würden häufig schon unbemerkt in Ländern mit deutlich attraktiveren Rahmenbedingungen erfolgen. „Wir müssen hier dringend gegensteuern, um am Weltmarkt wieder wettbewerbsfähiger zu werden“, sagt Velmeden.
"In einem Hochlohnland wie Österreich kommt der Innovation ein immer höherer Stellenwert zu und damit der Forcierung der Ausbildung im MINT-Bereich."
Rahmenbedingungen schaffen
Wie das gelingen kann, erläutert Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten: „Sicherheit und Stabilität sind die Rahmenbedingungen, welche die Industrie am dringendsten braucht. Politische Ungewissheit verunsichert, weil es in unseren Unternehmen vor allem um Planungssicherheit geht.“ Umso wichtiger werde es sein, dass, nachdem die Wahl jetzt geschlagen sei, zügig Gespräche für eine Regierungsbildung aufgenommen würden. Diese neue Regierung müsse – in welcher Konstellation auch immer – mit aller Kraft daran arbeiten, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Wettbewerbszug nicht endgültig an Österreich vorbeifahre. Es brauche tiefgreifende Veränderungen.
„Welche das sind, haben wir schon oft aufgezeigt. Wenn wir den Standort wieder nach vorne bringen wollen, müssen in einem ersten Schritt die Lohnnebenkosten deutlich reduziert werden. Wir müssen aber auch mehr und länger arbeiten, qualifizierte Zuwanderung zulassen und der Bürokratieflut endlich ein Ende setzen.“ In einem Hochlohnland wie Österreich kommt der Innovation außerdem ein immer höherer Stellenwert zu und damit der Forcierung der Ausbildung im MINT-Bereich. „Und genau in diese können Besucher:innen beim Tag der offenen Tür der Industrie in den unterschiedlichsten Branchen hineinschnuppern“, so Springer.