Martin Selmayr, Stefan Salzmann, Werner Kogler, Peter Kaiser, Andreas Matthä (v. li.) © ÖBB / Zenz
Wirtschaft
08.12.2023

Kärntner Koralm­bahn feierlich in Betrieb genommen

Die Fertigstellungsfeier in St. Paul im Lavanttal markiert einen wichtigen Meilenstein des Jahrhundertprojekts, das Kärnten und die Steiermark bald verbindet.

Mit der Teilinbetriebnahme der Koralmbahn in Kärnten nähert sich eines der größten Infrastrukturprojekte Europas der Ziellinie. Ab Sonntag, dem 10. Dezember, werden - zwei Jahre vor der Gesamtfertigstellung - am Streckenabschnitt zwischen Klagenfurt und St. Paul im Lavanttal bereits Regionalzüge verkehren. Die Fahrzeit der S-Bahn reduziert sich auf 26 Minuten. Zeitgleich wird die modernisierte Lavanttalbahn und die Bleiburger Schleife in Betrieb gehen.

Historischer Tag für Kärnten

Die Feierlichkeiten am neuen Bahnhof in St. Paul im Lavanttal sind der Auftakt zu einem Zielsprint in einem wahren Projektmarathon. Mit Live-Musik, Führungen, Ausstellungen und einer Fahrzeugschau wurde am 7. Dezember die neue Teilstrecke und ihre Vorteile gefeiert. Neben zahlreichen Anrainer:innen und Projektpartner:innen wohnten u. a. ÖBB CEO Andreas Matthä, der Leiter der EU Vertretung in Österreich Martin Selmayr, Vizekanzler Werner Kogler, Landeshauptmann Peter Kaiser, LHStv. Martin Gruber, Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig, WKK-Präsident Jürgen Mandl sowie sämtliche Bürgermeister:innen entlang der Kärntner Koralmbahn der Veranstaltung bei.

Ein starker Beitrag für Europa

„Bahnfahren erlebt in ganz Europa eine Renaissance. Die Koralmbahn kommt da genau richtig. Die Teilfertigstellung in Kärnten gibt einen ersten Vorgeschmack auf das, was sich die Menschen hier im Süden Österreichs erwarten dürfen und ist ein erster Schritt in eine glänzende Mobilitätszukunft entlang der Südstrecke“, betonte Andreas Matthä, CEO ÖBB. Martin Selmayer, Leiter der EU Vertretung in Österreich, unterstrich einmal mehr die Bedeutung des Projektes auf europäischer Ebene. Mit dem Green Deal hat sich die EU das große Ziel gesetzt den grünen Wandel zu vollziehen und bis 2050 klimaneutral zu werden: „Die Koralmbahn ist ein starker Beitrag für den Green Deal, aber auch für die Verbindung in Europa. Als Teil des Baltisch-Adriatischen Korridors lässt sie Europa näher zusammenrücken. Die EU will bis spätestens 2050 klimaneutral werden. Der Ausbau der Schiene ist eine wichtige Weichenstellung dafür. Die EU fördert die Koralmbahn mit 543 Mio. Euro aus dem Aufbauplan NextGenerationEU.“

Ökonomie und Ökologie gemeinsam denken

Für Vizekanzler Werner Kogler kommt die Koralmbahn genau zum richtigen Zeitpunkt: „Es soll ja niemand gezwungen werden umzusteigen, aber das Angebot ist so attraktiv, das es sehr viele bewegen wird. Mir ist es zudem ein wichtiges Anliegen Umwelt und Wirtschaft unter einen Hut zu bringen und damit Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn am Schluss alles zusammenkommt – nämlich, dass die Ökologie etwas davon hat, aber auch die regionale Wirtschaft und die Arbeitsplätze in Österreich und in Europa gesichert werden, dann sind wir in Österreich voll vorn dabei. Und wer rechtzeitig dabei ist, hat die Vorteile. Wer hinten dran ist, hat die Kosten. So soll es mit Hochgeschwindigkeit weitergehen.“

© LPD/ Just

Sternstunde für Südösterreich

Landeshauptmann Peter Kaiser bezeichnete die Inbetriebnahme des Streckenabschnitts als eine Sternstunde: „Die Eröffnung der Koralmbahn in Kärnten ist ein Meilenstein für die Arbeits-, Wirtschafts- und Lebensqualität in der Region. Nutzen wir die Chancen, die sich durch die Koralmbahn ergeben, und gestalten wir gemeinsam die Zukunft. Die Koralmbahn wird das Mobilitätsverhalten der Menschen verändern, die Regionen beleben und einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Es entsteht ein neuer Zentralraum, in dem rund 1,1 Mio. Menschen leben.“

Chance für die Gemeinden

Stefan Salzmann, Bürgermeister der Marktgemeinde St. Paul im Lavanttal, rückte stellvertretend für alle Bürgermeister:innen der an der Koralmbahn liegenden Gemeinden, die Vorteile der Bahnstrecke in den Vordergrund: „Wir rechnen mit vielen jungen Menschen, die sich aufgrund der Koralmbahn zwischen den Ballungszentren Klagenfurt und Graz niederlassen. Das ist eine große Chance für alle Gemeinden.“ Kürzlich erfolgte auch der Startschuss für das Wissenschafts- und Innovationsquartier, das nahe dem neuen Bahnhof St. Paul im Lavanttal entstehen wird.“ Die Vereinbarung zwischen BABEG und Benediktinerstift ist ein Meilenstein für die Entwicklung unserer Region. Die Marktgemeinde St. Paul im Lavanttal wird dadurch neben Villach und Klagenfurt zum dritten Technologiestandort in Kärnten“, so Salzmann.

AREA Süd nimmt Fahrt auf

Auch WKK-Präsident Jürgen Mandl begrüßt die Eröffnung des Kärntner Teilstücks. Das Zusammenrücken der beiden Zentralräume Graz und Klagenfurt löst nach Studien der Wirtschaftskammern Kärnten und Steiermark einen starken Impuls für die gemeinsame Standortentwicklung aus, die Folgen sind höheres Wirtschaftswachstum, bessere internationale Sichtbarkeit und mehr qualifizierte Zuwanderung. Mandl: „Mittelfristig streben wir in der AREA Süd den Aufbau einer Green-Tech-Region an, in der Kärnten und die Steiermark gemeinsam unsere natürlichen Ressourcen wie Holz – wir sind die waldreichsten Bundesländer Österreichs –, aber auch Wasser, Sonne und Wind sowie das enorme unternehmerische Know-how im Umweltbereich zum Aufbau einer europäischen Modellregion für erneuerbare Energie nutzen.“

WISSENSWERT

130 km neue Strecke, rund 50 Tunnel-km, über 100 Brücken sowie 23 moderne Bahnhöfe und Haltestellen: Die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt ist Teil der neuen Südstrecke. Ihr Herzstück ist der 33 km lange Koralmtunnel. Nach der Fertigstellung verkürzt sich die schnellste Verbindung zwischen den Landeshauptstädten auf nur 45 min.

Zwei Jahre sind es noch, bis die gesamte Koralmbahn im Dezember 2025 in Vollbetrieb gehen wird. Dennoch profitieren Bahnkund:innen in Kärnten schon jetzt: Nur 26 min ist die S-Bahn ab 10. Dezember zwischen Klagenfurt und St. Paul im Lavanttal unterwegs. Damit lässt bereits der Nahverkehr trotz vieler Haltepunkte das Auto hinter sich. In weiteren 18 min ist man weiter in Wolfsberg. Bequem, umweltfreundlich und 35 min schneller als bisher.  

Im Koralmtunnel und auf steirischer Seite der Koralmbahn ist der letzte Zielsprint ebenfalls eingeläutet. In den verbleibenden zwei Jahren wird unter Hochdruck fertiggestellt, getestet, geprobt und geprüft. Derzeit wird die Bahntechnik mit unzähligen Kilometer Kabeln und Anlagen verbaut. Ende 2025 heißt es dann auch für den Fernverkehr zwischen Graz und Klagenfurt „Bahn frei!“

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