Kärntner Menschenrechtspreis 2023 verliehen
Im Jahr 1993 wurde der Kärntner Menschenrechtspreis erstmals verliehen. In den 30 Jahren, die seither vergangen sind, wurden über 50 Initiativen von Einzelpersonen bzw. Organisationen mit dem 10.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet. Im Jubiläumsjahr können sich gleich zwei Preisträgerinnen freuen: Die aus Wolfsberg stammende Aktivistin Chantal Bamgbala und Radio AGORA, das heuer sein 25-jähriges On-Air-Jubiläum feiert.
75 Jahre Menschenrechtskonvention
Im Vorfeld der Preisverleihung, die im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung stattfand, diskutierten Landeshauptmann Peter Kaiser, Botschafterin Ulrike Butschek, Botschafter a.D. Wolfgang Petritsch und die stellvertretende Vorsitzende der Jury zum Kärntner Menschenrechtspreis, Astrid Roblyek, unter der Moderation von Peter Karpf, Menschenrechtskoordinator des Landes Kärnten, über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Menschenrechte. Vor 75 Jahren wurde die allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterfertigt und befindet sich daher so wie der Kärntner Menschenrechtspreis in seinem Jubiläumsjahr. Umso wichtiger, darauf hinzuweisen, dass sie keine Selbstverständlichkeit sind. „Trotz allem verspüre ich am heutigen Tag auch eine Unfassbarkeit, dass wir im Jahr 2023 so oft über die Einhaltung von Menschenrechten diskutieren müssen“, so Kaiser in Bezug auf die aktuellen, globalen Krisenherde.
Engagement sichtbar machen
In seiner Zeit als Landtagsabgeordneter war Peter Kaiser gemeinsam mit der heutigen Juryvorsitzenden Larissa Krainer federführend bei der Umsetzung eines Menschenrechtspreises in Kärnten. Damit sollte das Engagement jener Menschen in Kärnten ins Rampenlicht gestellt werden, die sich mit ihrem persönlichen Einsatz in aller Regel freiwillig und fernab der breiten öffentlichen Wahrnehmung der Wahrung der Menschenrechte verschrieben haben. „Es ist entscheidend, dass man die Geschichte und das Erkämpfen der Menschenrechte vor den Vorhang holt. Es ist die Aufgabe der Gesellschaft und auch der Politik, das Leben von Menschenrechten zu ermöglichen. Hier muss die Europäische Union eine Vorreiterrolle einnehmen. Das Sichtbarmachen des Engagements für Menschenrechte ist für Kärnten unverzichtbar“, erklärte der Landeshauptmann.
Die Preisträgerinnen
Die Autorin, Antirassismus-Trainerin und Aktivistin Chantal Bamgbala betonte in ihrer Dankesrede, wie wichtig es sei, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. In ihrer persönlichen Geschichte würden Rassismus und Sexismus eine große Rolle spielen. „Der Menschenrechtspreis birgt eine große Chance. In diesem Sinne werde ich das Preisgeld für Fortbildung im Bereich des Antirassismus verwenden. Denn Bildung ist ein Privileg, das ich nutzen möchte. Es ist von großer Bedeutung, dass ich als schwarze Frau hier stehen darf. Diese Auszeichnung heute ist nicht nur für mich, sondern auch für alle Women of Color. Sie sollen dazu inspiriert werden, für ihre Rechte einzutreten“, so Bamgbala. Für Radio AGORA nahmen Gabriel Lipuš und Angelika Hödl die Auszeichnung in Empfang. Auch für sie sei der Preis eine große Ehre, den sie stellvertretend für das gesamte Team von AGORA und alle freien Radiomacher:innen entgegennahmen. „Wir alle freuen uns sehr. Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe“, sagte Lipuš in Anlehnung an ein Zitat von Erich Kästner. Die Laudationen zu den heurigen Preisträgerinnen und Preisträgern wurden von Astrid Körner und Astrid Roblyek gehalten.
Ausstellung zu Minderheitenbewegungen
Die Feierlichkeiten im Rahmen des Menschenrechtspreises wurden auch für eine virtuelle Ausstellungseröffnung genutzt. Unter dem Titel „Was wir fordern – Minderheitenbewegungen in Österreich“ bietet eine Wanderausstellung der „Initiative Minderheiten“ auf 8 Schautafeln einen Überblick, welche Anstrengungen in Österreich notwendig waren, um gleiche Rechte für Minderheiten zu erkämpfen und welche Forderungen noch immer nicht erfüllt sind. Die Ausstellung ist im Foyer des Neuen Verwaltungszentrums vom 15. Dezember 2023 bis 31. Jänner 2024 jeweils montags bis donnerstags von 8.00-16.00 Uhr und freitags von 8.00-13.00 Uhr zu besichtigen.
Die Ausgezeichneten:
Chantal Bamgbala wurde 1998 in Wolfsberg geboren. Sie ist Aktivistin, Autorin und Antirassismus-Trainerin mit den Themenschwerpunkten Intersektionalität, Feminismus, Diversität und die Bekämpfung von Rassismus. Sie wurde für ihre bisher erbrachte Menschenrechtsarbeit ausgezeichnet, wie die Organisation des „African Diaspora Festivals“ und das Projekt „Black Voices“, das einen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus in Österreich zum Ziel hat. In ihren Antidiskriminierungs-Workshops für Schülerinnen und Schüler möchte Bamgbala mehr Sensibilität gegen Rassismus im Alltag bewirken. Sie leistet mit ihrer Arbeit vor allem bei der jungen Generation einen wesentlichen Beitrag zum Abbau von möglichen Diskriminierungen.
Radio AGORA bekam den Menschenrechtspreis für das erfolgreiche Bemühen, den Zugang zum Rundfunk für Minderheiten sicherzustellen. Dafür wurde unter anderem eine Klage beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg eingereicht, die dem Anliegen Recht gab. Radio AGORA zeichnet sich durch ein mehrsprachiges und vielfältiges Programm aus und trägt damit entscheidend zum Zusammenhalt der Generationen und Kulturen bei. Als freies Radio bietet es zudem für alle einen Zugang zum aktiven Radiomachen.
© LPD Kärnten/Bauer