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Umwelt
08.11.2022

KELAG Energie­konferenz: Der Weg ist weit, die Zeit ist knapp

Die Kelag hat ihre Energiekonferenz in diesem Jahr der Energiewende und ihren kritischen Erfolgsfaktoren gewidmet.

Seit dem Jahr 2011 werden bei der „Konferenz Erneuerbare Energie“ der Kelag Zukunftsthemen der Energieversorgung diskutiert. Die Anwesenden sind jeweils mit konkreten Lösungsansätzen für innovative Energietechnologien, für nachhaltiges Wirtschaften oder mit praktischen Empfehlungen für die Energiepolitik nach Hause gegangen.

Historisch herausfordernde Aufgabe

„Jetzt führen uns die aktuellen, schwerwiegenden Krisen vor Augen, dass wir den Blick weiten und die Energiewende im Kontext einer nachhaltigen Lebensführung betrachten müssen — alles andere ist existenzgefährdend“, erklärt Kelag-Vorstand, Manfred Freitag.

Der Zeitplan für diese Transformation wurde politisch auf allen Ebenen beschlossen. In gerade einmal acht Jahren, also bis 2030, soll Österreich zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbarer heimischer Erzeugung versorgt werden. Dies stellt, insbesondere angesichts der aktuellen Konflikte, eine historisch herausfordernde Aufgabe dar, die jeden Einzelnen und nicht nur die Politik und die Energieversorger betrifft.

Stichwort Merit-Order

Sind bereits beschlossene Transformationsmaßnahmen, wie zum Beispiel der Kohleausstieg, die Rolle von Gas als Übergangsenergieträger sowie auch die Terminplanung neu zu überdenken? Ist vielleicht sogar die Versorgungssicherheit gefährdet? Wer trägt im Transformationsprozess welche Verantwortung und wer spielt welche Rolle? Was können wir in Österreich unternehmen und was ist Sache der EU bzw. der Weltpolitik? Wie können wir den Rechtsrahmen so vereinfachen, dass es Freude macht, in Erneuerbare zu investieren? Welchen Stellenwert hat Partizipation in der neuen Energiewelt? Die KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft hat in das Casino in Velden eingeladen, um mit zahlreichen Referenten der Konferenz Erneuerbare Energie 2022 und dem Fachpublikum aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in Dialog zu treten. Bei der Energiekonferenz standen neben dem Ausbau der Erneuerbaren auch die Strompreise im Mittelpunkt, und wie diese wieder gesenkt werden können – Stichwort Merit-Order. „Die Stromkosten für die allermeisten Privatkunden der Kelag sind im Vergleich zum Vorjahr de facto unverändert geblieben“, betont Manfred Freitag, Sprecher des Vorstandes der Kelag. „Diese Tatsache und auch die Wirkungen des Energiekostenausgleichs und des Stromkostenzuschusses ab 1. Dezember 2022 werden in der öffentlichen Diskussion derzeit leider oft vernachlässigt.“

Profitieren vom Energiekostenausgleich

„92 Prozent unserer Privatkunden bezahlen derzeit für eine Kilowattstunde Strom einen Energiepreis von 10,87 ct/kWh netto oder weniger. Zum Vergleich: Der Marktpreis für Strom liegt aktuell bei rund 45 ct/kWh netto. Gegenüber dem Preisniveau vor einem Jahr sind die Gesamtkosten für die meisten Kunden nahezu unverändert, also stabil“, betont Kelag-Vorstand Danny Güthlein. „Es sind zwar die Kostenanteile für die Energie und die Netznutzung gestiegen, gleichzeitig sind Abgaben weggefallen oder gesenkt worden. Darüber hinaus profitieren viele Kunden vom Energiekostenausgleich, der nach Beantragung automatisch bei der Jahresabrechnung abgezogen wird.“ Die Kombination dieser Faktoren führt dazu, dass rund 72 Prozent der Kelag-Kunden heuer bei den Jahresabrechnungen Gutschriften bekommen. „Wir beliefern unsere treuen Kunden zu sehr attraktiven Konditionen, die derzeit weit unter dem aktuellen Marktpreis für Strom liegen. Möglich ist das, weil wir Strom für unsere Privatkunden vorausschauend und langfristig beschafft haben, zu Zeitpunkten, als die Preise deutlich niedriger gewesen sind als jetzt“, sagt Güthlein.

Anteil der Erneuerbaren bei 59 Prozent

Der Ausbau der Erneuerbaren Energie soll in den kommenden Jahren dazu beitragen, die Abhängigkeit Österreichs unter anderem von Gas deutlich zu verringern. „In Kärnten beträgt der Anteil der Erneuerbaren Energie derzeit 59 Prozent. Um die Bundesziele zu erreichen, muss dieser Anteil bis 2040 aber auf 146 Prozent erhöht werden“, rechnet Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin Erneuerbare Energie Österreich, vor. Prechtl-Grundnig kritisiert auch, dass die Bundesländer nicht in dem geforderten Ausmaß dazu beitragen, die Bundesziele in puncto Ausbau der Erneuerbaren Energien zu erreichen. „Es wird nicht ausreichen, Photovoltaik (PV) auf Dächern zu installieren, es wird auch Freiflächen brauchen, ebenso wie die Windkraft“, so Prechtl-Grundnig.

Noch ein weiter Weg

Bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Energiewende in Krisenzeiten“ tauschten sich unter der Moderation von Michael Sabath, Kelag-Vorstand Manfred Freitag, die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, der Aufsichtsratvorsitzende der Kelag Gilbert Isep, die Geschäftsführerin der Eneuerbaren Energie Österreich Martina Prechtl-Grundnig und die Kärntner Landesrätin für Umwelt, Energie und Naturschutz Sara Schaar über dieses wichtige Thema aus und gaben Anregungen für die Zukunft. „Wir befinden uns derzeit in einer extrem herausfordernden Situation, die mit beschränkten Handlungsmöglichkeiten einher geht. Nicht nur, was die Versorgungssicherheit betrifft, auch die Teuerungen beschäftigen uns alle“, erklärte die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler. Trotz der derzeit schwierigen Situation sollte man aber dennoch auch darauf blicken, was in den letzten Monaten bereits alles gelungen ist. „Die Gasspeicher sind zu 92 Prozent gefüllt. Wir tun alles, was es zukunftsweisend braucht, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben und gleichzeitig die Energiekosten zu senken. Das sind jedoch alles Themen, die wir auf nationaler Ebene lösen müssen“, so Gewessler.  Bis zum Ziel – der Klimaneutralität 2040 – ist es, wie Gewessler betont, aber ein weiter Weg und die Zeit knapp. Die Länder seien gefordert, ihre Hausaufgaben zu machen. Der Bund könne nur die Rahmenbedingungen schaffen.

Umdenken und Kompromisse eingehen

Auch Kelag-Vorstand Manfred Freitag unterstrich, dass es wichtig ist, jetzt etwas für den Ausbau der Erneuerbaren Energie zu tun. „Wir brauchen kurz-, mittel- und langfristige Ziele in diesem Bereich. Aber wir müssen etwas tun. Denn, der Wert der Energie ist mehr als nur der Centwert pro physikalischer Einheit.“ Landesrätin Sara Schaar gab zu bedenken, dass die derzeitige Lage schwierig für jeden Einzelnen von uns ist. „Nicht nur die sozial schwächere Schicht ist derzeit betroffen, es geht hinein bis in die Mittelschicht. Wir mussten bisher nie Verzicht üben, jetzt müssen wir das, aufgrund der hohen Preise teilweise und in manchen Lebenslagen tun. Wir sind hier gefordert zu überlegen, was man hier für die Bevölkerung tun und wie man sie in dieser schwierigen Situation mitnehmen kann. Wir alle sind gefordert umzudenken und Kompromisse einzugehen.“

Fotos: KELAG

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