„Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine wird so optimiert, dass Gefahren besser eingeschätzt und schneller bekämpft werden können.“
KI-basierte Robotik im Katastropheneinsatz
Umweltkatastrophen wie Waldbrände nehmen weltweit zu und verursachen Jahr für Jahr enorme wirtschaftliche und ökologische Schäden. Allein in Europa fallen jährlich bis zu 500.000 Hektar Wald den Flammen zum Opfer. Angesichts dieser dramatischen Entwicklung wird intensiv an innovativen Technologien geforscht, um Einsatzkräfte effizienter zu unterstützen. Ein vielversprechender Ansatz – der Einsatz KI-basierter Robotik – ist Forschungsgegenstand bei Joanneum Research DIGITAL.
Multitaskingfähige Roboter
Im Rahmen des Projekts „KI-SecAssist“ entwickelt Markus Bergen mit seinem Team Assistenzsysteme für Einsatzkräfte. Dabei kommen KI-gestützte Systeme wie unbemannte Luft- (UAVs) und Bodenfahrzeuge (UGVs) mit Multisensor-Ausstattung zum Einsatz, die in Echtzeit Lagebilder generieren und als „Multitasker“ agieren können. So können sie beispielsweise Brände frühzeitig erkennen, betroffene Gebiete kartieren und bei der Evakuierung unterstützen. „Autonome Drohnen liefern uns in Echtzeit Informationen über Verletzte, die Glutnestsituation sowie Temperatur- und Gaswerte. Das ergibt ein umfassendes Lagebild für die Einsatzkräfte, die in Folge zielgerichtet und effizient arbeiten können,“ erklärt Bergen, Senior Researcher bei DIGITAL.
Interessant wird das ganze durch die Kombination von Drohnen und unbemannten Bodenfahrzeugen, die eigenständig in gefährdete Gebiete vordringen könnten, um dort Material anzuliefern oder Menschen aus der Gefahrenzone zu bringen. „Autonome Fahrzeuge könnten die Evakuierungskapazität erheblich steigern und das Risiko für Einsatzkräfte reduzieren“, so Bergen.
Schnellere Entscheidungsfindung
Zudem arbeitet das Forschungsteam von KI-SecAssist an einem System, das Aufgaben und Ziele priorisiert und die autonomen Systeme optimal koordiniert. Bergen erklärt: „Dieses kooperative Aufgabenmanagement basiert auf dem Einsatz der autonomen Flug- und Fahrzeuge. So können autonome Drohnen Brände erkennen, die entsprechenden Daten an die Einsatzzentrale übermitteln und in Folge autonome Fahrzeuge gezielt zum Einsatzort schicken, um beispielsweise Verletzte zu bergen.“ Durch die Technologie können schnellere Entscheidungen getroffen werden – wodurch sich die Effektivität der Einsatzkräfte erheblich steigern lässt. „Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine wird so optimiert, dass Gefahren besser eingeschätzt und schneller bekämpft werden können“, betont der Projektleiter.
Autonome Systeme als Zukunftsfaktor
Die JOANNEUM RESEARCH ist in mehreren internationalen Projekten an der Weiterentwicklung autonomer Systeme beteiligt. Dazu zählt u. a. ein vom European Defense Fund gefördertes Vorhaben, bei dem unbemannte Bodenfahrzeuge zur Evakuierung von Verletzten getestet werden. Die autonomen Systeme sollen eigenständig Gefahrenzonen erkennen, Verletzte identifizieren und sicher abzutransportieren können. Durch innovative Entwicklungen wie diese könnte die Bekämpfung von Waldbränden oder ähnlicher Katastrophen künftig sicherer und effizienter erfolgen. So kann die Kombination aus KI, Sensortechnologie und autonomen Fahrzeugen einen entscheidenden Beitrag zum Schutz von Mensch und Natur leisten.
ZUR PERSON
Markus Bergen ist Spezialist für photogrammetrische Bildverarbeitung, Geoinformationsdienste und Multi-Sensor-Systeme und seit Oktober 2023 bei DIGITAL in der Forschungsgruppe Fernerkundung und Geoinformation. Das Projekt KI-SecAssist wurde gefördert bzw. finanziert im Rahmen des Programms KIRAS durch das Bundesministerium für Finanzen und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft abgewickelt.
WISSENSWERT
Die JOANNEUM RESEARCH ist Innovations- und Technologieanbieter im Bereich der angewandten Forschung. Als Forschungsgesellschaft der Länder und Regionen prägt sie mit ihren Forschungskompetenzen die Entwicklung unserer modernen Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig und menschenzentriert. Das multidisziplinäre Team in flexiblen, innovationsfreundlichen Strukturen lebt höchste gesellschaftliche und wissenschaftliche Ansprüche.
Mehr Infos: www.joanneum.at/digital