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Wirtschaft
22.01.2025

Kick-off: Neues Chips-Kompetenz­zentrum in Graz

Mit dem „Austrian Chips Competence Center (AT-C³)“ startet eines der ersten von europaweit 29 neuen Kompetenzzentren seinen operativen Betrieb.

Die Chips- und Halbleiterproduktion zählt weltweit zu den aufstrebendsten Wirtschaftszweigen. Nach den Niederlanden und Dänemark geht in der steirischen Landeshauptstadt nun das dritte von 29 Kompetenzzentren des „European Chips Act“ an den Start. „Die internationale Branchen-Dynamik erfordert es, dass wir keine Zeit verlieren. Deshalb zählen wir mit den Niederländern und Dänen zu den allerersten, die nach der Zuschlagerteilung durch die EU im November des Vorjahres mit dem operativen Betrieb starten“, so Robert Gfrerer, Initiator des Chips-Competence-Centers und Geschäftsführer des federführenden SILICON ALPS Clusters. „So kommen acht Millionen Euro frisches Geld für die Industrie der Electronic & Software Based Systems (ESBS) nach Österreich.“ Die Hälfte der Fördersumme kommt direkt von der Kommission der Europäischen Union, weitere vier Millionen werden über die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG vom Staat Österreich finanziert.

Die grundlegenden Ziele des Austrian Chips Competence Center fasst Gfrerer wie folgt zusammen: „Wir wollen zum ‚One-Stop-Store‘ für Industrie und Forschung in Österreich entlang der ESBS-Wertschöpfungskette werden. Damit eröffnen wir auch neue Chancen für die österreichische ESBS-Branche in Europa. Und wir leisten einen wesentlichen Beitrag zum europäischen Ziel, bis 2030 durch die Etablierung eines hochmodernen Chip-Ökosystems die Produktionskapazität auf 20 Prozent des Weltmarkts zu erhöhen.“

„Wir wollen zum ‚One-Stop-Store‘ für Industrie und Forschung in Österreich entlang der ESBS-Wert­schöpfungs­kette werden. Damit eröffnen wir auch neue Chancen für die öster­reichische ESBS-Branche in Europa.“

Robert Gfrerer, Geschäfts­führer SILICON ALPS Cluster

Ausschreibungen laufen

Das neue AT-C³ ist bewusst schlank strukturiert: Um schnell und effizient agieren zu können, wird das Kompetenzzentrum als Geschäftsstelle (Business Unit) des SILICON ALPS Clusters geführt. Die Leitung der Geschäftsstelle ist seit Dezember des Vorjahres ausgeschrieben, aktuell sind bereits mehr als 60 Bewerbungen eingelangt. Die Ausschreibung der insgesamt drei Mitarbeiter:innen für den Start des AT-C³ erfolgt in den nächsten Tagen. Bis Ende Februar 2025 wird das Hearing abgeschlossen sein, das neue Team soll ab April starten. Die operativen Agenden werden derzeit vom Team des einreichenden SILICON ALPS Clusters und von den Konsortialpartnern betreut. Projektvorschläge von Unternehmen können bereits ab dem 2. Quartal 2025 beim AT-C³ eingereicht werden.

Schwerpunkte des AT-C³

Neben den großen Leitbetrieben der Branche richtet sich das neue Chips-Competence-Center vor allem an Start-ups und KMUs – rund 55 Prozent der Fördermittel werden diesen Unternehmen direkt zugute kommen. Die inhaltlichen Schwerpunkte reichen von den Bereichen Chip Design und System Integration über Testing, Prototyping & Manufactoring bis hin zu Finanzierung. Von den gemeinsam mit der TU Graz entwickelten Qualifizierungsprogrammen, die zu 100 Prozent gefördert und ab 2026 ausgerollt werden, profitieren auch die Industriebetriebe der ESBS-Branche. Unter die Förderung fallen auch alle Leistungen zur Ecosystementwicklung.

Weg für Inno­vationen ebnen

Besonderen Wert legt man dabei auf eine praktische Umsetzung für Unternehmen. So haben Start-ups und KMUs etwa im Bereich der Design-Entwicklung die Möglichkeit, sich z. B. an die Silicon Austria Labs (SAL) zu wenden. Dabei wird die richtige Designplattform gewählt und professioneller Support sowie Kontakt zu Spezialist:innen der europäischen Designplattform generiert. SAL-Geschäftsführerin Christina Hirschl sieht Forschung und Entwicklung als Schlüssel einer zukunftsfähigen Wirtschaft: „Besonders in der Forschung sind High-Risk-/High-Gain-Projekte entscheidend. Solche Projekte, die auf disruptive Technologieänderungen, innovative Materialanpassungen oder eine massive Weiterentwicklung bestehender Technologien abzielen, erfordern nicht nur langfristige Planung, sondern auch erhebliche Investitionen. Umso wichtiger ist es, ein starkes Netzwerk an Partnern zu vereinen – und genau hier bietet das Competence Center AT-C3 ideale Voraussetzungen. Für den genannten Use-Case könnte ein High-Risk-/High-Gain-Projekt die Entwicklung eines neuen Chips für die Leistungselektronik bedeuten – inklusive der Anpassung der Kommunikationseinheiten. Solche Projekte ebnen den Weg für bahnbrechende Innovationen und stärken die Wettbewerbsfähigkeit in einem dynamischen Marktumfeld.“

„Besonders in der Forschung sind High-Risk-/High-Gain-Projekte entscheidend. Sie ebnen den Weg für bahn­brechende Inno­vationen und stärken die Wettbewerbs­fähigkeit in einem dyna­mischen Marktumfeld.“

Christina Hirschl, Geschäfts­führerin SAL

Innovative Test­möglich­keiten

Das Feld Testing/Prototyping/Manufactoring beinhaltet einerseits die Bereiche „Product Redesign“ bzw. Produkt-Iteration, andererseits werden neue Produktionsvarianten getestet. Werner Ecker vom Materials Center Leoben (MCL) erklärt: „Am Materials Center Leoben hatten wir etwa vor einiger Zeit eine Anfrage einer kleinen Firma, die mit ihrem Produkt bereits in Nischenmärkten erfolgreich war. Eines Tages kam dann die Anfrage eines großen Players, die aber mit andern, höheren Qualitätsanforderungen verbunden war. Unter anderem wurde auch ein Drop-Test gefordert. Wir haben für die Firma die genauen Anforderungen recherchiert und zuerst einen virtuellen Drop-Test in Form einer Computersimulation durchgeführt. Das ging schnell und hat die lokalen Problemstellen zum Vorschein gebracht. Nachdem wir gemeinsam mit dem Kunden das Design verbessert hatten, wurden die Drop-Tests, zuerst der virtuelle und dann der reale, problemlos bestanden und die Firma hat letztlich den Auftrag auch erhalten.“

Zusätzlich unterstützt das AT-C³ interessierte Unternehmen dabei, Expertise für ein Finanzierungskonzept zu erhalten, Kontakte zu Expert:innen herzustellen und finanzielle Unterstützung zu organisieren. Robert Gfrerer: „Wir können zum Beispiel eine Company Valuation für ein Chips/Elektronik Start-up organisieren, die üblicherweise sehr teuer, für die Verhandlung mit einem Investor aber unerlässlich ist. Das kann dann eine solide Basis für die Erarbeitung einer Runway Finanzierung in Kombination von privatem Investment mit einem co-Investment aus dem Europäischen Chips Fonds sein.“

WISSENSWERT

Das neue Austrian Chips Competence Center in Graz wird von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und Chips JU sowie der Europäischen Union finanziert.

Zum Konsortium des AT-C³ zählen (neben dem Silicon Alps Cluster (SAC): Austrian Institute Of Technology (AIT), Materials Center Leoben (MCL), Polymer Competence Center Leoben (PCCL), Silicon Austria Labs (SAL), Technische Universität Graz (TUG) sowie ESBS-Austria als Associated Partner

Weitere Informationen: www.silicon-alps.at

1. V. l.: Stefan Rohringer (ESBS Austria), Helmut Leopold (AIT), Christina Hirschl (SAL), Werner Ecker (MCL), Peter Fuchs (PCCL), Andrea Höglinger (TU Graz), Robert Gfrerer (SAC) © SAC

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