Fotocredit: StadtKommunikation Klagenfurt
Wirtschaft
15.04.2023

 Klagenfurt bekommt „digitalen Zwilling“  

Mittels KI und umfangreicher Geodaten wurde die Landeshauptstadt virtuell nachgebaut. 

Die Abteilung Vermessung und Geoinformation der Stadt Klagenfurt schreibt im Feld der Digitalisierung Geschichte: Es wurde ein virtueller Nachbau der Landeshauptstadt, ein sogenannter Digitaler Zwilling, entwickelt. Durch umfassende Geodaten und den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) nimmt Klagenfurt eine österreichweite Vorreiterrolle ein. Der Nachbau dient dazu Analysen, Simulationen und „was wäre wenn“-Szenarien zu tätigen. 

Ein Mammutprojekt mit Mehrwert 

Die Abteilung Vermessung und Geoinformation arbeitet seit geraumer Zeit an diesem Mammutprojekt. Mittels spezieller Luftbildkameras, die per Flugzeug eine Scannung der Stadt durchführten, wurde das komplette Klagenfurter Stadtgebiet bildlich erfasst. Durch die künstliche Intelligenz kann eine automatisierte Klassifizierung der Bodennutzung sowie ein photorealistisches Abbild der gesamten Stadt geschaffen werden. Die Einsatzmöglichkeiten des Digitalen Zwillings sind schier unbegrenzt: Darunter die Bestimmung der Baumbeschaffenheit, der verbauten Flächen und der Versiegelung der Flächen. Auch Fragen wie der Schatten eines Baumes oder eines Gebäudes im Tages- oder Jahresverlauf fällt und auf welchen Dächern Photovoltaikanlagen möglich sind, beantwortet die KI. Die Höhe der möglichen Energieproduktion auf Dächern und die Temperatur des heißen Asphalts im Sommer können ebenso bestimmt werden. Bewegende Objekte wie fahrende Fahrzeuge und Personen blendet die KI dabei vollkommen aus. 

Virtuelle Applikationen im Überblick 

Über den Link www.klagenfurt.at/digitaler-zwilling ist der digitale Zwilling der Öffentlichkeit zugänglich und es können verschiedene virtuelle Karten aufgerufen werden. Dabei kann zwischen fünf Applikationen, die insgesamt drei große Themen abdecken, gewählt werden. Zum einen, ist da der Expertenmodus 3D: Dieser bietet einen allgemeinen Überblick, es werden sämtliche Themen (Photorealistisches 3D-Modell, Landnutzung/Bodennutzung, Solarpotential, Luftbilder) in einer Applikation dargestellt. Die Landnutzung / Bodennutzung stellt, wie der Name bereits sagt, die Land- bzw. Bodennutzung und die grüne Vegetation (Sträucher und Bäume) dar. Schließlich gibt es das Thema Solarpotential: Dieses zeigt im Stadtgebiet für jede Dachfläche das Potential für die Erzeugung von Solarstrom (Photovoltaik) bzw. von Warmwasser (Solarthermie) an. So detailliert und genau wie der Digitale Zwilling Grundstücke, Flächen und Gebäude einer Stadt abbildet, ist es bisher nur in Klagenfurt möglich. 

Zahlen und Fakten 

Mit einer Befliegung werden 19.000 hochauflösende Bilder gemacht, was ein Datenvolumen von 13 Terrabyte ergibt. Dabei beträgt die Dauer einer Befliegung etwa 4.5 Stunden. Die Flughöhe ist dabei etwa 1.200 Meter, die Bodenauflösung liegt bei 5 cm. Die Durchführung des Projekts erfolgt in Zusammenarbeit mit der Firma Hexagon und dem Frauenhofer Institut (KI4life). Im Takt von 2 Jahren soll die Befliegung stattfinden, mit dem nächsten Termin im Juni 2023. Das Interesse an diesem Projekt, auch von anderen Städten, ist groß und es sind bereits nächste Erweiterungen geplant. Darunter zum Beispiel die Darstellung von Planungsvarianten im 3D-Stadtmodell. 

Österreichweites Best Practice Beispiel 

Stadträtin Corinna Smrecnik erklärte: „Die ideale Stadt ist nachhaltig, lebenswert und liebenswert. Wie aber können wir das erreichen? Woher wissen wir, wie sich unsere Grünflächen entwickeln, welche Hitzeinseln es gibt usw. Der Digitale Zwilling hilft uns dabei. Das Projekt gilt österreichweit als „Best Practice Beispiel“ in diesem Bereich. Es bietet die Grundlage für weitere professionelle Planungen und die Zukunft Klagenfurts.“ Der Leiter der Abteilung Geoinformation & Vermessung, DI Günter Koren, hingegen schwärmt von dem klimafreundlichen Potenzial des Projekts: „Klagenfurt ist ja bekanntlich eine der 112 Klimavorzeigestädte in Europa. Der digitale Zwilling bietet uns die Möglichkeit, hier weitere Förderungen der EU- Cities-Mission zu lukrieren. Er ist die Basis, um klimarelevanten Themen wie versiegelte Flächen, Hitzeinseln, Boden- und Landnutzungen zu simulieren.“ 

Schlagwörter