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Bildung
08.04.2025

Kleine Köpfe, große Zukunft

Das Klimabündnis bringt Klima­schutz in Kinder­gärten und Schulen und schärft dort das Bewusst­sein für ein nach­haltiges Leben. Dabei werden die Jüngsten selbst zu Vorbil­dern für die Großen.

Wie kann man ein komplexes Thema wie Klimaschutz so erklären, dass es auch die Kleinsten nicht nur verstehen, sondern sich mit Leidenschaft dafür einsetzen? Für Fritz Hofer, Geschäftsführer vom Klimabündnis Steiermark, ist das keine unlösbare Aufgabe. „Die Kinder beteiligen sich voller Tatendrang an unseren Projekten“, sagt er. Während Erwachsene oft über den Verzicht aufs Auto oder über den Verlust von Parkplätzen klagen, freuen sich Kinder über neue Freiräume – etwa für Radfahren und unbeschwertes Spielen. „Für Kinder und Jugendliche bedeutet Klimaschutz vor allem Hoffnung, schließlich geht es um ihre eigene Zukunft“, fasst Hofer zusammen. „Doch sie sind darauf angewiesen, dass die Erwachsenen ihre Verantwortung wahrnehmen.“

Forschungen zeigen, dass Kinder vor allem durch Nachahmung lernen. Das spätere Verhalten wird bereits in der frühen Kindheit geprägt. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern und Pädagog:innen ein gutes Vorbild sind. „Wenn Kinder sehen, dass Erwachsene klimafreundlich handeln, übernehmen sie dieses Verhalten später oft selbst“, sagt Hofer. „Auf dieser Idee basiert unsere Klimaschutzarbeit in Kindergärten, mit der wir bereits 2010 begonnen haben.“ Ziel ist es, Klimaschutz in den Alltag von Kindergärten zu integrieren. Um das Prinzip der Kreislaufwirtschaft verständlich zu machen, basteln die Kinder zum Beispiel kreative Gegenstände aus Materialien, die sonst im Müll landen würden.

„Es geht darum, einen Zugang zu schaffen, bei dem sich die Menschen wohl­fühlen. Mit Fakten alleine erreicht man das nicht.“

Christian Salmhofer, Klimabündnis Kärnten

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Die Jüngsten als Vorbild

Und: „In unseren Workshops zeigen wir spielerisch, wie Energie gespart werden kann – etwa indem man das Licht nicht unnötig lange brennen lässt“, erklärt Fritz Hofer. Das Besondere dabei: Die Kinder nehmen das Gelernte mit nach Hause und geben es an ihre Eltern weiter – eine Vorbildwirkung, die hier von den Jüngsten ausgeht. Doch das Projekt geht über reine Wissensvermittlung hinaus: Seit 2022 unterstützen im Rahmen des erweiterten Projektes „Klimabildung im Kindergarten“ Klimachecks die Kindergärten dabei, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Dafür werden alle klimarelevanten Bereiche analysiert: Gebäude, Energieverbrauch, Büro, Küche und Mobilität. Dann werden konkrete Maßnahmen gesetzt – wie zum Beispiel der Austausch alter Heizsysteme oder die Errichtung von Fahrrad-Abstellplätzen.

Für Kindergarten-Leiter:innen bietet das Klimabündnis außerdem einen eigenen Klimaschutz-Lehrgang an. Auch für Schulen gibt es mit dem Projekt „50/50“ eine besondere Motivation. Bei diesem Projekt sparen Schüler:innen gemeinsam mit ihren Lehrer:innen so viel Strom und Heizwärme wie möglich. Am Ende des Projekts werden die eingesparten Energiekosten ermittelt und die Hälfte davon direkt an die Schule wieder ausgezahlt. „So gewinnen alle Seiten: Die Schule hat einen Anreiz zum Energiesparen und Geld für eigene Aktionen. Und für den Schulerhalter verringern sich die Energiekosten“, erklärt Hofer. Alle genannten Projekte führt das Klimabündnis im Auftrag des Landes Steiermark durch, und zwar im Rahmen der „Ich tu’s – für unsere Zukunft“-Klima- und Energieinitiative.

„Für Kinder und Jugend­liche bedeutet Klima­schutz vor allem Hoffnung, schließ­lich geht es um ihre eigene Zukunft.“

Fritz Hofer, Klimabündnis Steiermark

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Freude im Fokus

Christian Salmhofer, Geschäftsführer vom Klimabündnis Kärnten, sprüht ebenfalls vor kreativen Einfällen, um Klimaschutz greifbar zu machen. Eine seiner bekanntesten Aktionen war die sogenannte Eiswette. Um die Wirkung von Dämmung als Schutz vor hohen Heizkosten zu demonstrieren, ließ er zwei Tonnen Eis vor die Universität Klagenfurt transportieren. Der Eisblock wurde in Passivhausdämmung gehüllt und blieb dort sechs Monate lang – selbst während einer Hitzewelle. Als die Isolierung entfernt wurde, waren erstaunliche 400 Kilogramm Eis übrig. Die medienwirksame Aktion zog breite Aufmerksamkeit auf sich. Für das Klimabündnis ist eines klar: Klimabildung wird in den kommenden Jahren immer wichtiger, denn die heutige Generation wird die Auswirkungen des Klimawandels stärker spüren als jede zuvor.

Für Salmhofer, der Kindergärten und Schulen in Sachen Nachhaltigkeit berät, stehen dennoch Freude und Gemeinschaft im Mittelpunkt. „Es geht darum, einen Zugang zu schaffen, bei dem sich die Menschen wohlfühlen“, betont er. „Mit bloßen Fakten erreicht man das nicht.“ Als Beispiel nennt er Kindergärten in Villach, wo noch eigene Köch:innen für die Mahlzeiten sorgen. „Sie kennen die Vorlieben der Kinder und bereiten die passenden Portionen zu. Das Ergebnis: Kaum Lebensmittelabfälle. Genau hier beginnt Klimaschutz.“ Ein ähnliches Prinzip hat er an einer höheren Schule in Kärnten durchgesetzt. „Vor dem Nachmittagsunterricht haben die Schüler:innen immer Pizzen bestellt. Die vielen Pizzakartons produzierten jedoch Unmengen von Abfall. Jetzt wird direkt an der Schule gekocht.“

Klimaschutz in Aktion

Ein Projekt, das aktuell in den Kärntner Kindergärten sehr beliebt ist, ist die Aktion „PARKplatz – Platz statt Parkplatz“. Dabei gestalten Pädagog:innen mit den Kindern eine bunte Fläche in der Größe eines Parkplatzes. Ziel ist es, bereits den Kleinsten ein Bewusstsein für eine gerechte Aufteilung des öffentlichen Raumes zu vermitteln. Das Klimabündnis stellt dafür ein kostenfreies Aktionspaket zur Verfügung. Zu den Veranstaltungen, die das Klimabündnis in Kärnten jährlich in Bildungseinrichtungen durchführt, zählt außerdem der „Klimagipfel der Schüler:innen“. Dabei nehmen Jugendliche die komplette Organisation der Veranstaltung selbst in die Hand. Sie präsentieren Schulprojekte, Forschungsarbeiten und selbst produzierte Filme rund ums Thema Klimaschutz – ein eindrucksvolles Beispiel für die aktive Mitgestaltung der nächsten Generation.

WISSENSWERT

Das Klimabündnis ist eine globale Partnerschaft zum Schutz des Weltklimas. Es wurde 1990 in Frankfurt gegründet und verbindet über 1.800 Gemeinden und Städte in Europa mit den indigenen Völkern Südamerikas. Dem steirischen Klimabündnis-Netzwerk gehören aktuell 86 Gemeinden und 121 Bildungseinrichtungen an. In Kärnten sind es 59 Gemeinden und 14 Bildungseinrichtungen.

1. Beim Energierundgang wird der Energieverbrauch unter die Lupe genommen. © Klimabündnis

2. Der Klimagipfel vernetzt Schüler:innen mit der Politik. © Klimabündnis

3. Auch bei der Herkunft von Nahrungsmitteln können Schulen auf Nachhaltigkeit achten © Klimabündnis

4. Kleine Änderungen, wie ein Fahrradparkplatz, können oft schon viel bewirken. © Pfarrkindergarten St. Paul-Eisteich

5. Das Klimabündnis setzt gemeinsam mit Gemeinden und Schulen zahlreiche Projekte auf regionaler Ebene um. © Energie Steiermark / KG Mooskirchen

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