© Jutta Weiß
Gesundheit
09.09.2024

Kleine Schritte, große Wirkung: Energy Globe für DOKH Friesach

Mit einer klugen Strategie und ohne großen finanziellen Aufwand reduzierte das DOKH Friesach den Energie­aufwand um ein Viertel und gewann den „Energy Globe Award Kärnten 2024“.

Mir war wichtig hinzuschauen, was ich tun kann, um bei Bestehendem einzusparen, anstatt mit viel Geld etwas zu bauen. Dass wir damit einen Preis gewinnen, hätte ich mir nie träumen lassen“, freut sich Ernst Benischke, Geschäftsführer und ärztlicher Direktor des A. ö. Krankenhauses des Deutschen Ordens (DOKH) Friesach. Um Nägel mit Köpfen zu machen, wurde ein Team aus allen Bereichen des Krankenhauses zusammengestellt. Nachhaltigkeitsmanager Christoph Gräfling orchestrierte es auf der Suche nach effizienten Energiesparmöglichkeiten und dokumentierte akribisch alle Ergebnisse. Die Devise war, mit möglichst geringem finanziellen Aufwand ein Maximum an Energie zu sparen. „Denn der Mehrwert ist viel größer, wenn man mit vergleichsweise kleinen Maßnahmen viel erreichen kann“, so Benischke.

Und so entstand das „PROJEKT 3 und 23“, das mit dem „Energy Globe Award Kärnten 2024“ ausgezeichnet wurde. In nur drei Jahren wurde der Energieverbrauch mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen um 23 Prozent reduziert. Das DOKH Friesach verwies damit 14 weitere Projekte und starke Mitbewerber:innen auf die Plätze. Ausschlaggebend für Platz 1 sei auch das Faktum, dass clever gearbeitet und nicht viel Geld in die Hand genommen worden sei, glaubt Benischke. „Viele Dinge waren einfach da, wir mussten nur hinschauen“, sagt Gräfling.

„Der Mehrwert ist viel größer, wenn man mit vergleichs­weise kleinen Maßnahmen viel erreichen kann.“

Dr. Ernst Benischke, Geschäftsführer und ärztlicher Direktor, A. ö. Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach

Der Prozess läuft weiter

Mit dem Projekt wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der weiterläuft. In nur 36 Monaten wurde der Energieverbrauch gleich 34 mal Schritt für Schritt reduziert und mit einer Investition von 80.000 Euro eine Energieersparnis von 300.000 Euro in nur einem Jahr erreicht. Dazu gehörten viele kleine Schritte, wie der Tausch von Beleuchtungskörpern oder die Installierung neuer Lüftungsflter. Allein die neuen Lüftungsflter bringen eine jährliche Reduktion von 80.000 Kilowattstunden Strom, die einmalige Investition im Vergleich dazu: 1.000 Euro. Für die Kühlanlage wurde ebenfalls eine schlaue Lösung gefunden, indem die Außenluft mit einbezogen und sie so erst zu einem späteren Zeitpunkt eingeschaltet und damit die Betriebszeit in Summe reduziert werden kann.

Ein großer Energieverbraucher ist der Dampfkessel für die Sterilisierung. Er wurde durch ein neues Gerät ersetzt und näher am Operationssaal positioniert. Stand er früher 40 Meter entfernt, so beträgt die Entfernung nun nur noch vier Meter, wodurch der Energieverlust drastisch reduziert wurde.

500 Einfamilienhäuser

Alle Maßnahmen bringen in Summe einen Minderverbrauch von rund 1,5 Mio. Kilowattstunden Strom jährlich. Das ist der Energiebedarf von rund 500 Einfamilienhäusern, also einem mittleren Dorf. Die Mitarbeiter:innen wurden geschult und machten bei den Maßnahmen engagiert mit. „Der Leiter der Haustechnik Reinhold Groicher ist ein Tüftler“, erzählt Gräfling. Er optimierte beispielsweise die Wärmekurve im Haus, die anhand der einzelnen Zählpunkte gut zu überwachen und zu regulieren ist. Damit konnte er die Lüftungs- und Heizzeiten besser an den tatsächlichen Bedarf im Haus anpassen.

Einzelne Sparmaßnahmen wurden bereits seit einigen Jahren sukzessive umgesetzt. So betrug der Verbrauch an Kopierpapier im Jahr 2017 noch 38 Blatt pro Belagstag, 2022 waren es nur noch 14 Blatt. Auch der Wasserverbrauch konnte über die Jahre um 18 Prozent reduziert werden.

„Unser Ziel ist, unsere Energieversorgung unab­hängiger und krisen­fester zu machen.“

Nachhaltigkeitsmanager Mag. Christoph Gräfling

Unabhängige Energieversorgung

Alle diese Maßnahmen und die daraus folgenden Ergebnisse, von Gräfling in Zahlen gefasst, werden in einem Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert, den das DOKH Friesach ab nächstem Jahr verpflichtend erstellen muss. Darüber hinaus machen sich die Verantwortlichen bereits Gedanken, wie in diesem Bereich weitergearbeitet und der Energieverbrauch weiter optimiert werden kann. Denn mit Erreichung der beeindruckenden Energiereduktion und dem Gewinn des „Energy Globe 2024“ ist es im DOKH Friesach noch lange nicht getan.

„Unser Ziel ist, unsere Energieversorgung unabhängiger und krisenfester zu machen“, beschreibt es Gräfling. Weitere Maßnahmen sind bereits in Planung und stehen kurz vor der Realisierung. So wird beim Dach des Zubaus, in dem ein neuer hochmoderner Operationssaal untergebracht wird, die Photovoltaik-Anlage gleich mitgeplant. Der damit erzeugte Strom wird das Krankenhaus zum Teil mit Energie versorgen und das Haus bei der Energie- und Ressourceneffizienz einen weiteren Schritt nach vorne bringen. Der Baustart ist für 2025 geplant.

Neue Mitarbeiter:innen werden bei einem „Welcome Day“ auch über die Strategie der Ressourceneffizienz informiert. So halten neben dem Nachhaltigkeitsmanager der Abfallbeauftragte und ein Vertreter der Haustechnik Einführungsvorträge, um die Neuen gleich vom Start weg in Energiepolitik und -philosophie des Hauses einzubinden.

Grünes Krankenhaus

Das DOKH Friesach ist EMAS-Umweltmanagement zertifiziert und Mitglied im „Österreichischen Verband Grüner Krankenhäuser (ÖVGK)“. „Hier geht es darum, vorausschauend zu agieren“, beschreibt Gräfling das Ziel. Das aktuelle Thema sei die Anpassung an die sich ändernden Klimabedingungen. Gemeinsam wird daran gearbeitet, wie der Betrieb der Krankenhäuser im Sinne ihrer Patient:innen und der Umwelt gestaltet werden kann.

Dr. Ernst Benischke, MBA, Mag. Christoph Gräfling, Reinhold Groicher (von links). © DOKH Friesach
Schlagwörter