© Unsplash
Gesundheit
09.07.2021

Kleine Teilchen, große Auswirkung

Mikroplastik – eine Thematik, die besonders in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zog. Doch was sind diese Mikropartikel aus Plastik eigentlich und sind sie wirklich schädlich für uns?

Grundsätzlich beschreibt der Begriff „Mikroplastik“ verschieden geformte Kunststoff-Teilchen mit einem Durchmesser von unter fünf Millimetern. Und diese mikroskopisch kleinen Plastikpartikel befinden sich selbst in den verlegensten Winkeln unserer Erde, einen Großteil davon nehmen wir sogar über die Nahrung auf, oft befindet sich Mikroplastik auch in Pflegeprodukten des täglichen Bedarfs. „Gezielt produziert werden diese Teilchen beispielsweise für Kosmetika, Zahnpasta oder Babywindeln. Ein großer Teil des Mikroplastiks stammt auch vom Abrieb von Autoreifen und vom Waschen synthetischer Textilien“, weiß Elisabeth Hipfl, Amtsärztin und Umweltmedizinerin der Ärztekammer Kärnten.

Elisabeth Hipfl

Amtsärztin der Ärztekammer Kärnten und
Umweltmedizinerin

Ein weltweites Problem?

„Mikroplastik wird immer mehr zum weltweiten Problem“, weiß auch Hipfl. Die Teilchen befinden sich in der Luft, in Flüssen als Abfall und in Meerestieren, in unserer Kleidung und eben nicht zuletzt in unserem Körper. „Bei einer Untersuchung des Umweltbundesamtes und der MedUni Wien wurde in allen Stuhlproben von acht Personen aus acht verschiedenen Ländern Mikroplastik gefunden. Es scheint nun gesichert, dass jeder von uns Mikroplastik im Körper hat. Über die Nahrungskette nehmen wir diese Teilchen auf.“

„In Honig, Mineralwasser, Meeresfisch ist schon Mikroplastik nachgewiesen worden, über Hausstaub oder Luftverschmutzung kommt dieses auch über die Atemwege in den Körper“, erklärt die Ärztin. Umweltschützer kritisieren die industrielle Verwendung von Mikroplastik scharf. Denn die kleinen Plastikteile in unseren Alltagsprodukten werden über das Abwasser auch in die Kläranlagen gespült, wo sie nicht vollständig herausgefiltert werden können Mit der Zeit gelangen sie über Flüsse ins Meer und damit in den Kreislauf des Lebens: Sind sie erst einmal dort angelangt, kann man sie nicht wieder entfernen und sie stellen über Jahrhunderte eine enorme Belastung für die Umwelt dar.

Mikroplastik im Kreislauf

Aufgrund seiner strukturellen Beschaffenheit zieht das im Meer treibende Mikroplastik Umweltgifte und Bakterien an und sammelt diese an seiner Oberfläche. Die Plastikteilchen werden anschließend von Meereslebewesen wie Fischen oder Muscheln gefressen. Auch durch die Düngung in der Landwirtschaft mit Klärschlamm oder die Verwendung von Kompost aus Biogasanlagen landet Mikroplastik wieder in unserer Umwelt und nicht zuletzt auch auf unseren Tellern.

Auswirkungen auf den menschlichen Körper

„Die Auswirkungen auf unseren Körper sind derzeit noch nicht klar. Niemand kann derzeit sagen, was diese Teilchen für unsere Gesundheit bedeuten. Aber eines ist sicher: Je kleiner die Plastikteilchen sind, desto weiter gelangen sie in den Körper hinein, in den Blutkreislauf, bis zu den Zellen“, so Hipfl. „Dort können sie Entzündungen hervorrufen und chronische Erkrankungen begünstigen. An den kleinen Teilchen können auch Giftstoffe anhaften und unser Hormon- und Nervensystem beeinflussen. Möglicherweise spielen sie bei noch recht unerforschten Krankheiten wie Fibromyalgie etc. eine Rolle.“ Ab einer gewissen Kleinheit der Partikel ist leider niemand nirgends sicher vor den Teilchen, vor allem dadurch, dass sie sich ja auch in der Luft befinden. „Man kann aber sehr wohl das eigene Risiko minimieren, indem man auf Naturkosmetik bzw. Biokosmetik setzt, zuhause regelmäßig feucht die Böden wischt“, so die Umweltmedizinerin. Auch das Vermeiden von Plastikflaschen und der Verzicht auf Einwegartikel kann ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sein.

© Unsplash
Schlagwörter