Foto: Thomas Kienberger (Montanuniversität Leoben) Landesrätin Ursula Lackner, Energie-Steiermark-Vorstandsdirektor Martin Graf (v.l.). © symbol
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Umwelt
22.11.2022

Klimaschutz: Studie der Montanuni Leoben bestätigt Potenzial von „grünem“ Gas

Aus Biomethan sowie aus holzartiger Biomasse könnten in der Steiermark jährlich bis zu 3470 Gigawattstunden Energie gewonnen und in das bestehende Gasnetz eingeleitet werden.

Aus Biomethan sowie aus holzartiger Biomasse (Biomethan und erneuerbares Synthetic Natural Gas (SNG)) könnten in der Steiermark jährlich bis zu 3470 Gigawattstunden Energie gewonnen und in das bestehende Gasnetz eingeleitet werden.

Transformation des Energiesystems

Zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 in Österreich sind tiefgreifende Transformationen des gesamten Energiesystems notwendig. Dies setzt neben der Umstellung auf eine Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen auch Klimaneutralität in den anderen, heute stark mit fossilen Energieträgern insbesondere Erdgas, versorgten Sektoren voraus. Dafür eignen sich unter anderem „grüne” Gase wie Biomethan oder Synthetic Natural Gas (SNG), die aus unterschiedlichen Reststoffen wie diversen biogenen Abfällen oder landwirtschaftlichen Reststoffen erzeugt und ins bestehende Erdgasnetz eingespeist werden können.

Gewinnung von Biomethan und Bio-SNG

Die Montanuniversität Leoben hat unter der Leitung von Professor Thomas Kienberger, Leiter des Lehrstuhls für Energieverbundtechnik, im Auftrag des Landes Steiermark und der Energie Steiermark eine Studie erstellt, die die erschließbaren Potenziale für die Erzeugung von „grünem" Gas in der Steiermark beleuchtet. In den Fokus gerückt wurde dabei die Gewinnung von Biomethan und Bio-SNG (Synthetic Natural Gas).

Neue Wege gehen

Ursula Lackner, Landesrätin für Klimaschutz, Umwelt und Energie betont: „Um die Abhängigkeit von ausländischem Gas zu reduzieren und um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir alle Möglichkeiten nützen und neue Wege gehen. Die Studie zeigt, dass das Grüngas ein zukunftsträchtiges Standbein beim Umstieg auf die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen sein kann. Zugleich ermöglicht das Grüngas die weitere Nutzung der Gas-Infrastruktur im Sinne der Energiewende.”

Abhängigkeit von Erdgas-Importen reduzieren

Christian Purrer & Martin Graf, Vorstands-Duo der Energie Steiermark: „Angesichts der aktuellen, dramatischen Energie-Krise ist diese Grüngasstudie ein wichtiger Beitrag, um die Abhängigkeit von Erdgas-Importen in Zukunft zu reduzieren. Die Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark und der Montanuniversität Leoben ist essentiell für die Entwicklung neuer Ansätze und zeigt auf, dass in der Steiermark das Potenzial besteht, in Zukunft einen erheblichen Teil des jährlichen Bedarfes an Gas regional und nachhaltig zu decken. Biogas, erneuerbare Gase und Wasserstoff können in absehbarer Zeit Erdgas zu 100 % substituieren, ohne dass technische Anpassungen in der bestehenden Gas-Infrastruktur bzw. bei den Gasverbrauchsgeräten gemacht werden müssen. Unser Pilotprojekt in Gabersdorf, in das wir über 10 Mio. Euro investiert haben, hat daher auch bundesweit große innovative Signal-Wirkung.”

Teil der Energiewende

Thomas Kienberger, Montanuniversität Leoben: „Die Erschließung grüner Gase stellt aus meiner Sicht einen wichtigen Teil der Energiewende dar. Der Einsatz dieser aus erneuerbaren Ressourcen gewonnenen Gase erscheint insbesondere dort besonders zielführend, wo keine anderen Alternativen bestehen. Insbesondere in der Industrie werden zukünftig hohe Bedarfe an erneuerbaren Gasen zu decken sein. Die erschließbaren Potenziale an grünen Gasen können dabei zwischen 23 und 45 Prozent des Endenergieverbrauchs an fossilem Erdgas der steirischen Industrie substituieren und somit einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.

Einsatzstoffe Biomethan

Die zur Biomethan-Produktion berücksichtigten Stoffe können grundlegend in drei Kategorien eingeteilt werden: Abfälle, landwirtschaftliche Reststoffe sowie weitere Reststoffe:

  • Abfälle: Biotonnenabfälle, Küchen- und Speiseabfälle, Abfälle der Nahrungs- und Genussmittelproduktion, Organik im Restmüll, Einzel- und Mehrparteienkompost, Grünabfälle und Grünschnitt öffentlicher Flächen
  • Landwirtschaftliche Reststoffe: Getreidestroh, Maisstroh, Rapsstroh, Zuckerrübenblatt
  • Weitere Reststoffe: Wirtschaftsdünger der Nutztierhaltung, Energiepflanzen, Klärschlamm, Gärrest

Bio-SNG (Synthetic Natural Gas) aus holzartiger Biomasse

Durch die thermische Vergasung von ligninhaltiger Biomasse wie zum Beispiel Holz oder Holzabfällen kann Bio-SNG erzeugt werden, welches wie auch Biomethan ein Substitut zu fossilem Erdgas darstellt. Zur Potenzialberechnung wurde dafür der Zuwachs an holzartiger Biomasse herangezogen, wodurch im Sinne einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung der Waldvorrat nicht reduziert wird.

Die gesamte Studie gibt es HIER.

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