„Wir brauchen eine gemeinschaftsstarke solidarische Lösung, damit Naturgefahren langfristig versicherbar bleiben.“
KLV: Risiken von Naturereignissen nachhaltig versichern
Extreme Wetterereignisse nehmen kontinuierlich zu, doch die Vorbereitung darauf lässt in Österreich noch immer zu wünschen übrig. Die Risiken werden stark unterschätzt: Während die Schadenhöhen in Österreich in den letzten Jahren auf fast 1 Mrd. EUR jährlich gestiegen sind, fehlt es nach wie vor an umfassenden Lösungen zur langfristigen Absicherung.
Damit die Versicherbarkeit von Naturkatastrophen in Österreich aber auch künftig gewährleistet werden kann, sind politische Maßnahmen erforderlich, um notwendige rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen: „Wir brauchen eine gemeinschaftsstarke solidarische Lösung, damit Naturgefahren langfristig versicherbar bleiben. Gesetzliche Vorgaben sind die Voraussetzung, damit Versicherungsprodukte gegen Elementarschäden für die Versicherungswirtschaft tragbar und auch in Zukunft für alle leistbar sind“, erklärt Jürgen Hartinger, Vorstandsvorsitzender der Kärntner Landesversicherung.
Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen, dass eine Finanzierung von Naturkatastrophenschäden ohne eine geeignete Versicherungslösung über Jahre hinweg kaum machbar ist.
Feuerversicherung als Ausgangsmodell
Seit Jahren macht die österreichische Versicherungsbranche deshalb nicht nur auf die Notwendigkeit einer nachhaltigen Lösung aufmerksam, sondern hat auch konkrete Lösungsvorschläge entwickelt. Ein zentraler Vorschlag ist die Verknüpfung einer Naturkatastrophenversicherung an die bestehende Feuerversicherung. Ein Modell, das sich beispielsweise in Belgien bereits bewährt hat. „Diese freiwillige Versicherungslösung würde den Versicherten einen klaren Rechtsanspruch auf Ersatzleistungen bieten. Die Menschen wären keine Bittsteller mehr, die auf Unterstützung hoffen müssen, sondern hätten einen echten Anspruch“, so Hartinger. Durch eine solche Erweiterung der Solidargemeinschaft könnten höhere Deckungssummen zu leistbaren Prämien bereitgestellt werden.
Resilienteres Baurecht
Neben einer österreichweiten Lösung sind aber auch auf Landesebene Maßnahmen erforderlich, um Kärnten besser auf Naturkatastrophen vorzubereiten. Kurt Tschemernjak, Vorstandsdirektor der Kärntner Landesversicherung, setzt auf gemeinsame Lösungen: „Um Kärnten langfristig vor Naturgefahren zu schützen, müssen alle Akteur:innen an einem Strang ziehen – von der Raumplanung über die Baubehörden bis hin zur Versicherungswirtschaft. Eine stärkere Verknüpfung von baurechtlichen Vorgaben mit Risikobewertungen ist wichtig, um Neubauten und bestehende Gebäude besser zu schützen und langfristig versicherbar zu halten.“
„Um Kärnten langfristig vor Naturgefahren zu schützen, müssen alle Akteur:innen an einem Strang ziehen – von der Raumplanung über die Baubehörden bis hin zur Versicherungswirtschaft.“
Denn trotz baurechtlicher Vorschriften, die Hochwasser- und Risikozonen klar definieren, würden immer wieder Gebäude in gefährdeten Gebieten bewilligt oder bestehende Gebäude nicht ausreichend geschützt. Hier brauche es strengere Auflagen sowie verpflichtende Hochwasserschutzmaßnahmen für Neubauten und Bestandsobjekte. Weitere Vorteile sieht Tschemernjak in einer engeren Abstimmung baurechtlicher Vorgaben mit versicherungstechnischen Risikobewertungen. So könnten eine stärkere Integration von Risikozonierungen und Hagelschutzklassen für Baustoffe in die Bauvorschriften dazu beitragen, langfristig sichere und versicherbare Gebäude zu schaffen.