„Wir müssen heute mutige Entscheidungen mit Weitblick treffen, um die Versorgung-sicherheit und Leistbarkeit von Energie für die nächsten Generationen aufrechtzuerhalten.“
Konferenz Erneuerbare Energie 2024: Klares Ja zur Energiewende
Die Konferenz Erneuerbare Energie des Kärntner Energieversorgungsunternehmen Kelag hat bereits Tradition. Diesmal stand sie unter dem Titel „Energieversorgung sichern, Standort stärken: Gemeinsam in eine unabhängige Energiezukunft“. Rund 350 Vertreter:innen aus der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nutzten die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung im Casineum in Velden am Wörthersee.
„Energie ist ein unglaublich wichtiger Teil unseres Lebens“, sagte Kelag-Vorstand Reinhard Draxler und forderte für die Energieerzeugung der Zukunft einen ausgewogenen Mix aus Wasser, Sonne, Wind, Biomasse und Wasserstoff. Nur so könne die Versorgungssicherheit in Kärnten sichergestellt werden, denn bis 2040 werde eine Verdoppelung des Strombedarfs erwartet, erklärte er. Die Kelag werde in den nächsten Jahren allein in Kärnten 2,6 Milliarden Euro in den Ausbau dieser Energieträger sowie das Breitband-Internet in den ländlichen Regionen investieren. Diese Maßnahmen seien notwendig, um das Land ausreichend mit Energie zu versorgen und damit die Zukunft Kärntens als Wirtschafts- und Arbeitsstandort zu sichern.
Für Kelag-Vorstand Danny Güthlein sind mutige Entscheidungen mit Weitblick notwendig, um die Versorgung mit und die Leistbarkeit von elektrischer Energie auch für die nächsten Generationen zu sichern. Die Alternative sei, Atom-, Kohle und Gasstrom teuer von zunehmend volatilen Weltmärkten zu importieren. „Ich glaube nicht, dass jemand diese Abhängigkeit ernsthaft will“, sagte Güthlein.
Mit Mut in die Zukunft
Mut und Zuversicht waren auch zentrale Themen des Keynote-Speakers, des EU-Jugendbotschafters und Gründers von whatchado, Ali Mahlodji. Er möchte das „Zeitalter der Neugierde“ einläuten. Fehlerkultur, Hinterfragen und Experimentierfreudigkeit sieht er als Voraussetzungen dafür, Neues und Unglaubliches zu schaffen. Er forderte die Zuhörer:innen auf, ihren Interessen zu folgen und ihre Potenziale zu leben. „Niemand hat das Recht, euch zu sagen, wer ihr zu sein habt. Habt den Mut, den eigenen Weg zu gehen,“ rief er den Jugendlichen und Studierenden im Publikum zu.
Er weiß, wovon er spricht. Mit seinen Eltern aus dem Iran geflüchtet, wuchs er im Flüchtlingsheim auf, war stotternder Schulabbrecher und hatte zahlreiche wechselnde Jobs, bevor er eine Karriere in der Tech-Branche startete, später Lehrer wurde und schließlich whatchado, das Handbuch der Lebensgeschichten als Video-Joborientierungsplattform für junge Menschen gründete. In Sachen Energiewende könne Österreich ein Vorbild für die EU sein, „wenn wir es richtig machen“, davon ist der Unternehmer und Autor überzeugt. „Aber Veränderung benötigt Zeit, denn das Gehirn mag Veränderungen nicht. Bevor es leicht wird, ist es immer schwierig“, zeichnete Mahlodji den Weg in die Zukunft.
Abhängigkeit als Waffe
Ein weiterer Keynote-Speaker, Michael Zinkanell, Politikanalyst und Direktor des Austria Instituts für Europa- und Sicherheitspolitik (AIES), referierte über die Herausforderungen der Energiesicherheit in einer geopolitisch instabilen Welt. Die Energieinfrastruktur sei vermehrt Cyberattacken ausgesetzt, das habe auch der Ukrainekrieg gezeigt. Österreich sei nach wie vor von Gasimporten abhängig, die als Waffe eingesetzt werden können, führte er aus. Diversifizierung sorge in diesem Zusammenhang für mehr Energiesicherheit, meint Zinkanell. Er glaubt auch, dass gesamtgesellschaftliche Ansätze notwendig sein werden, um die Herausforderungen zu bewältigen.
Erster Landtagspräsident Reinhart Rohr sieht in Zeiten massiver Teuerungen, einer schwächelnden Wirtschaft, knappen öffentlichen Budgets und zunehmender Extremwetterereignisse als Folge des Klimawandels die Bereitstellung leistbarer Energie als zentrales Thema. „Wir sollten die Weichen für die Zukunft stellen, die eigenen Energiequellen nutzen und teure Abhängigkeiten von außen vermeiden“, forderte er. Denn als Gesellschaft sollte man alles tun, um Herr im eigenen Haus zu bleiben.
„Um die Versorgungssicherheit in Kärnten sicherzustellen, brauchen wir einen ausgewogenen Mix bei den erneuerbaren Energien in unserem Bundesland – dazu zählen Wasser, Sonne, Wind, Biomasse und Wasserstoff.“
Nein zum Windkraftverbot
„Wir stehen energiepolitisch am Scheideweg“, erklärte LH-Stv. Martin Gruber. Kärnten verfüge über ein großes Potenzial an erneuerbaren Energiequellen. Sie sollten genutzt werden, um unser Land als führenden Wirtschaftsstandort zu festigen sowie die Arbeitsplätze zu erhalten und auszubauen. Bei der Windkraft soll ein Kärntner Weg beschritten werden, der innovative Technologien zulasse und ermögliche, aber „schützt, was schützenswert ist“. Es werden im Rahmen der Raumordnung klare Zonen für die Windkraft ausgewiesen werden, versprach Gruber.
Energie-Landesrat Sebastian Schuschnig sprach sich wie die Kelag-Vorstände für einen Energiemix aus Wasser, Sonne, Biomasse und Wind aus. „Wir können es nicht zulassen, dass auf eine Erzeugungsart verzichtet wird. Nur mit einem vernünftigen Zugang können wir die Energiewende schaffen“, sagt er in seinem Grußwort. „Wir Kärntner:innen entscheiden gerne selbst. Deshalb stimme ich am 12. Jänner mit Nein, Millionen für fossile Energieträger an Putin zu überweisen. Nein, zu einem Diktat über Windkraftzonen aus Wien und Nein zur Gefährdung der Erwerbsgrundlage der Kärntner Jugend.“ Weiters nannte er den Ausbau der Netze als wesentlichen Schlüssel für den Wirtschaftsstandort Kärnten.
Im Rahmen der Konferenz „Erneuerbare Energie 2024“ präsentierte die Kelag auch die neue Ausgabe ihres jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsmagazins „Wertvoll“. Darin berichtet der Kelag-Konzern über seine aktuellen Aktivitäten und Initiativen aus den ESG-Bereichen Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance).
1. V. l.: Danny Güthlein (Kelag-Vorstand), Gilbert Isep (Aufsichtsratsvorsitzender der Kelag), Sebastian Schuschnig (Energie-Landesrat), Martin Gruber (LH-Stv.), Reinhart Rohr (Landtagspräsident) und Reinhard Draxler (Kelag-Vorstand)
2. In Sachen Energiewende kann Österreich ein Vorbild für die EU sein, ist Keynote-Speaker und watchado-Gründer Ali Mahlodji überzeugt.
3. Michael Zinkanell, Politikanalyst und Direktor des Austria Instituts für Europa- und Sicherheitspolitik (AIES), referierte über die Herausforderungen der Energiesicherheit in einer geopolitisch instabilen Welt. © Kelag