v.l.: Reinhard Wallner, Bereichsleiter ÖBB Personenverkehr Kärnten; Ewald Verhounig, Leiter Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung der WK Steiermark; Christiane Holzinger, Obfrau der Bezirksstelle Klagenfurt-Land der WK Kärnten; Astrid Legner, WK-Vizepräsidentin; Erich Kirschner, Joanneum Research Forschungsgesellschaft; NAbg. Petzer Weidinger und Herwig Draxler, Leiter der Wirtschaftspolitik in der WK Kärnten. @WKK Peter Just
Wirtschaft
18.02.2023

Koralmbahn: Weichen für den Zentralraum stellen

Bei der Bürgermeisterkonferenz der WK Bezirksstelle Klagenfurt-Land standen die Auswirkungen der Koralmbahn im Fokus. Starke Kooperation von Verwaltung und Wirtschaft ist jetzt notwendig.

Die Regionen wachsen zusammen, die Peripherie wird zum Zentrum, die Gesamtregion erlebt einen Aufschwung und wird Teil der Baltisch-Adriatischen Achse. Das hat auch Effekte auf den Zentralraum. In weniger als drei Jahren wird die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt in Betrieb gehen. Damit auch Klagenfurts Umlandgemeinden zeitgerecht auf diesen Zug aufspringen können, müssen die richtigen Weichen gestellt werden.

Gemeindevertreter erhielten Überblick

„Mit der Fertigstellung des Koralmbahn-Tunnels entsteht ein neuer Wirtschaftsraum Südösterreich, der auch für die Kommunen im Bezirk Klagenfurt-Land von großer Bedeutung sein wird. Es warten viele Chancen, aber auch große Herausforderungen auf uns. Also kommen wir ins Tun und gestalten wir gemeinsam den zukünftigen Zentralraum“, betonte Christiane Holzinger, Obfrau der Bezirksstelle Klagenfurt-Land der Wirtschaftskammer Kärnten. Für NAbg. Peter Weidinger, der auch an der Konferenz teilnahm, sind die Städte Klagenfurt und Graz die künftigen Hauptschlagadern im Süden Österreichs. „Steiermark und Kärnten werden deutlich näher zusammenrücken, was sich auch auf den Arbeitsmarkt, den Lebensraum und damit auf das Fachkräftethema positiv auswirken wird. Wichtig ist es jetzt, die Rahmenbedingungen zu schaffen und auch das Bewusstsein in der Bevölkerung für den öffentlichen Verkehr zu schärfen.“

Tagespendlerdistanz erhöht sich

Mit dabei war auch Eric Kirschner, Autor der Studie „Jahrhundertprojekt Koralmbahn“ von der Joanneum Research Forschungsgesellschaft: „Die Auswirkungen, die sich aus den veränderten Erreichbarkeiten ergeben werden, sind erheblich und kaum zu unterschätzen. Es wird eine neue Metropolregion mit internationaler Sichtbarkeit und Strahlkraft entstehen.“ Kirschner empfahl den anwesenden Gemeindechefs die Chance auch richtig zu nutzen, sei es in Form von Wohnraumschaffung oder etwa in der Flächensicherung von Betriebsgrundstücken. Er wies darauf hin, dass sich für Beschäftigte der Suchradius ausdehnen wird. „Es wird möglich sein, neue Arbeitsplätze in derzeit nicht in Tagespendlerdistanz liegenden Regionen anzunehmen. Die Möglichkeiten, eine adäquate Beschäftigung anzunehmen, steigen signifikant und dies in beiden Bundesländern.“

Herausforderungen im Bereich Infrastruktur und Raumplanung

Der neu entstehende Ballungsraum wird ein Einzugsgebiet von rund 1,1 Millionen Einwohnen umfassen. „Regionen außerhalb des Kerngebietes müssen durch Attraktivierung der letzten Meile eingebunden werden“, bekräftigt Herwig Draxler, Leiter der Wirtschaftspolitik in der WK Kärnten. Er sieht auch großes Potenzial in Verbindung mit dem erst kürzlich mit Italien vereinbarten Zollkorridor Triest-Fürnitz. Jedoch ist jetzt rasches Handeln notwendig, um verlorene Zeit aufholen zu können. „Eine intensive Kooperation von Verwaltung und Wirtschaft ist das Gebot der Stunde“, betont Draxler.

ÖBB investiert insgesamt 19 Mrd. Euro

Reinhard Wallner, Bereichsleiter ÖBB Personenverkehr Kärnten, informierte über die geplanten regionalen Zubringeralternativen und die Änderungen in der Taktung der Züge.  Regionen, die noch abseits der Achse liegen, werden an den öffentlichen Verkehr angebunden. Wallner: „Dafür investiert die ÖBB in Summe 19 Mrd. Euro.“ Für Tagespendler wird die Strecke nach Graz kein Problem mehr darstellen. „Man kann in Kärnten wohnen und zur Arbeit nach Graz pendeln und natürlich auch umgekehrt“, so Wallner.

Gemeinden erkennen Chancen

Für die Gemeinden im Bezirk Klagenfurt-Land eröffnet sich ein spannendes Umfeld. „Die Profiteure werden sicherlich die Wörthersee-Gemeinden sein“, so Markus Perdacher, Bürgermeister von Maria Wörth. Andreas Scherwitzl, Ortschef der Gemeinde Magdalensberg: „Wir werden unser Ortsentwicklungskonzept überarbeiten, in der Vergangenheit haben wir vorwiegend Gewerbeflächen rund um den nächstgelegenen Autobahnknoten entwickelt. Künftig werden wir in direkte Anbindungen, wie etwa jene an den Bahnhof Grafenstein, investieren.“ Auch Moosburgs Bürgermeister Herbert Gaggl sieht viele Möglichkeiten für eine positive Weiterentwicklung. „Ein neuer, international sichtbarer Ballungsraum entsteht. Es ist wichtig, dass man die Menschen zu den wichtigsten öffentlichen Verkehrsknotenpunkten bringt, und natürlich auch umgekehrt. Je weniger oft umgestiegen werden muss, umso attraktiver ist die Benützung."

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