„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“
Krise als Chance
Seit Jahrzehnten habe ich die Ehre, Menschen und Organisationen in verschiedenen Formen von Krisen zu begleiten. Die freudige Nachricht ist, dass nach der erfolgreichen Bewältigung der verschiedenen Phasen (Schock, Nicht-Wahrhaben-Wollen, rationale Einsicht, emotionale Akzeptanz bis zur Neuorientierung) eine Art Wiedergeburt wie bei einem Sonnenaufgang als neue Chance entsteht. Erinnern wir uns an diverse Krisensituationen, an Zustände in denen wir nicht weiter wussten, unerträgliche Empfindungen erlebten, so herzzerreißend, dass man sie nicht einmal den eigenen Feinden wünscht. Gefühle wie Schock, Überforderung, Verzweiflung, Angst, Niedergeschlagenheit, wie auch Wut und Feindseligkeit, sind in solchen Zeiten ein ständiger Schleier, der uns begleitet.
Innere Balance finden
Wenn wir uns jedoch an bereits überstandene Hürden erinnern, breitet sich das Gefühl der Kraft, der Erleichterung, vielleicht sogar Stolz, Zufriedenheit und Wachstum, in uns aus. Es entwickelt sich also ein Bewusstsein, die schwierige Lebenssituation heldenhaft gemeistert, unsere Schwächen und Stärken sowie unsere wahren Freunde und Unterstützer besser kennengelernt und aus solchen Lebenskrisen gelernt zu haben. Genau deshalb gilt es jede Krise als Chance zu sehen. Wir alle kennen aber auch Menschen, die durch einen Betrug in der Partnerschaft, einen Jobverlust, den Tod einer geliebten Person, durch Krieg oder andere schwierige Situationen, gebrochen und lebensunfähig wurden. Es gibt sogenannte „Pechvögel“, die immer wiederkehrende und teilweise sogar ähnliche Krisen erleben. Gewalterfahrungen, Mobbing, Frustrationen, Kündigungen, Enttäuschungen sind diesbezüglich nur einige Beispiele. Dies kann u. a. auch mit uns selbst etwas zu tun haben. Wenn wir unsere automatisierten Verhaltensmuster also nicht analysieren und gegebenenfalls korrigieren, werden wir immer wieder das Gleiche erleben und bleiben sozusagen in unseren Mustern hängen.
Raus aus der Opferrolle
In meiner Praxis erlebe ich diese Art von Menschen häufig so, dass Sie keine Verantwortung für ihr Leben übernehmen wollen und in ihrer „Opferrolle“ gefangen sind. In ihren Augen ist die Welt als Ganzes häufig böse, alle Menschen gehässig und sie haben einfach immer Pech. Bereits in der ersten Therapiesitzung möchten sie durch Hypnotherapie ihre seit Jahrzehnten bestehenden, posttraumatischen Belastungsstörungen „weggezaubert“ bekommen. Jegliche Infragestellung des eigenen Wertesystems oder potenzielle Veränderungen des eigenen Lebensstils führen häufig zum Abbruch der Behandlung. „Wenn du in deinem Leben etwas anders haben willst, musst du etwas anderes tun!“ lautet hier mein Ansatz. Dies ist ein Prozess, welcher durch Selbsterfahrung und Selbstliebe führt und selbstverständlich Zeit und Arbeit erfordert. Das positive Resultat dieser Bemühungen ist die erfolgreiche Bewältigung der Krise und dadurch auch Wachstum. Schwierige Phasen in unserem Leben müssen also nicht zwingend bedeuten, dass wir an ihnen zerbrechen. Vielmehr sind sie sogar eine Möglichkeit, von uns durchwachsen zu werden und führen zu neuen Chancen.
ZUR PERSON
DR. SIMIN BAHRAMIYAN
ist klinische Gesundheits- und Arbeitspsychologin sowie Neuro- und Biofeedbacktherapeutin. Ihre Arbeit ist aufgebaut nach den drei Säulen der altpersischen Lehre von Zarathustra: Gute Gedanken – Gute Worte – Gute Taten. Mehr dazu unter: www.mental-chance.at